25. Mai 2021

Michael Zülch: «Nicht abwarten, bis die Situation kritisch ist»

Unternehmensberater Michael Zülch hat dank der Daten, die ihm durch sein Web-Tool «Kennzahlenkompass» zur Verfügung stehen, einen guten Überblick über aktuelle Trends und Entwicklungen in der Autoreparaturbranche. Ein Blick auf das Zahlenmaterial des Corona-Jahres 2020 zeigt interessante Ergebnisse - und erlaubt Prognosen für 2021.

Michael Zülch: «Nicht abwarten, bis die Situation kritisch ist»

Michael Zülch, Unternehmensberater und Entwickler des Kennzahlenkompass.

Mit dem «Kennzahlenkompass» hat Michael Zülch vor einigen Jahren ein Programm ins Netz gestellt, dass es Betrieben der Autobranche ermöglicht, die eigenen betrieblichen Kennzahlen mit denen anderer Betriebe bzw. der Branche zu vergleichen. Auf diese Weise erhalten sie Hinweise, in welchen Bereichen ihres Unternehmens noch «Luft nach oben» und Handlungsbedarf besteht. Darüber hinaus bieten die zusammengefassten Daten aber auch einen statistisch aussagekräftigen Überblick über den Stand der Branche. Diplom-Betriebswirt Zülch arbeitet eng mit dem von Standox initiierten Werkstattnetzwerk Repanet e.V. zusammen. Er unterstützt dessen Mitgliedbetriebe mit Schulungen und Beratungen zu betriebswirtschaftlichen Themen.

Eine Gesamtbetrachtung der Daten aus dem Kennzahlenkompass bringt für das abgelaufene Jahr 2020 bemerkenswerte Ergebnisse. «Natürlich hatte die Pandemie grossen Einfluss auf die Arbeit der Karosserie- und Lackierwerkstätten», sagt Michael Zülch. «Aber branchenweit betrachtet hat sich der Lockdown im Frühjahr 2020 im Jahresergebnis bei Weitem nicht so stark ausgewirkt, wie manche befürchtet hatten.»

Gemäss Zülchs Zahlen lagen beispielsweise die operativen Ergebnisse und die Roherträge für 2020 fast auf dem gleichen Niveau wie 2019. «Bei einigen Kennzahlen haben wir sogar ein spürbares Plus registriert, zum Beispiel bei der Werkstattauslastung. Auch die Stundenverrechnungssätze sind gestiegen. Gleichzeitig sanken die Personalkosten, vor allem durch die Kurzarbeit.»

Gemäss Kennzahlenkompass hatte vor allem die jeweilige Kundenstruktur Einfluss auf die Auswirkungen der Pandemie für die einzelnen Betriebe. Demnach litten Werkstätten, deren Geschäft stark auf Schadensteuerung beruht, oft stärker unter dem Lockdown, weil wegen der geringeren Mobilität auch die Zahl der Unfälle und der gesteuerten Schäden sank. Verglichen damit kamen Betriebe mit einem breiteren Kundenmix besser durch die Pandemie.

Trotz dieser Zahlen gibt Zülch jedoch keine Entwarnung, und dies vor allem mit Blick auf die Entwicklung des 1. Quartals 2021. «Ich fürchte», sagt er, «dass sich der zweite Lockdown stärker auswirken wird als der erste, da die Reserven bei vielen Betrieben derzeit schon stark aufgebraucht sind. Nach den uns bereits jetzt vorliegenden Daten werden die Einbussen stärker ausfallen.» Sein Fazit: «Darauf müssen sich die Betriebe schon jetzt einstellen - und frühzeitig Gegenmassnahmen treffen.»

Zülch rät Inhabern und Geschäftsführern von Karosserie- und Lackierbetrieben dringend, gerade jetzt ihre aktuellen Geschäftszahlen scharf im Blick zu behalten. Dies gelte insbesondere für die Liquidität. «Informieren Sie sich über die vorhandenen Unterstützungsmöglichkeiten und liquiditätssichernden Massnahmen, die im Zuge der Pandemie entwickelt worden sind - und nutzen Sie sie.» Zülch rät, mit der Hausbank Kontakt aufzunehmen, wenn absehbar ist, dass es mit der Liquidität des Betriebs in zwei oder drei Monaten knapp werden könnte. «Klären Sie, wie hoch Ihr Kreditbedarf ist, und bereiten Sie das notwendige Zahlenmaterial vor. Machen Sie das frühzeitig, warten Sie nicht, bis die Situation tatsächlich kritisch ist.»

Darüber hinaus verweist Zülch gerade für die Zeiten der Pandemie auf klassische unternehmerische Erfolgsstrategien: den Betrieb gründlich durchleuchten, die Kundenstruktur checken, innerbetriebliche Abläufe prüfen und sondieren, welche Marktnischen es gibt, die noch nicht besetzt sind. «Und mein letzter Rat: Gehen Sie raus und akquirieren Sie neue Kunden.» (pd/mb)

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