Ferrari präsentiert Chassis seines ersten vollelektrischen Modells
Posted by: Isabelle Riederer
Ferrari präsentiert die Technik seines ersten Elektroautos Elettrica: vier Motoren mit über 1000 PS, 530 Kilometer Reichweite und ein innovatives Soundsystem. Das viertürige E-Auto soll 2026 für mehrere Hunderttausend Euro erscheinen.

Ferrari hat die technischen Spezifikationen seines ersten rein elektrischen Fahrzeugs mit dem Arbeitstitel Elettrica vorgestellt und dabei einen detaillierten Blick auf die Antriebstechnik gewährt. Bei einer Veranstaltung in der Firmenzentrale in Maranello konnten Journalisten das Fahrgestell und die Fabrik besichtigen, das fertige Fahrzeug blieb jedoch verdeckt. Die vollständige Enthüllung soll in der ersten Jahreshälfte 2026 erfolgen.
Das viertürige Fahrzeug mit vier Sitzplätzen hat einen Radstand von 2,96 Metern und wiegt knapp 2300 Kilogramm. Ein Preis wurde nicht genannt, Experten schätzen aber, dass dieser zwischen 300’000 und 500’000 Euro liegen dürfte. Das Design stammt von LoveFrom, dem Kreativstudio der ehemaligen Apple-Designer Jony Ive und Marc Newson.
Für den italienischen Autohersteller markiert der Elettrica einen wichtigen Meilenstein in seiner Elektrifizierungsstrategie. Das Unternehmen plant, bis 2030 rund 20 Prozent seiner Modellpalette vollständig elektrisch anzubieten - das ist aber wohlgemerkt eine Reduzierung gegenüber dem ursprünglich angepeilten 40-Prozent-Ziel.
Das Elektrofahrzeug verfügt über vier permanentmagneterregte Synchronmotoren mit Halbach-Array-Rotoren, die auf Formel-1-Technologie basieren und hauseigen entwickelt wurden. Die Systemleistung übersteigt 1000 PS und ermöglicht eine Beschleunigung von null auf 100 km/h in 2,5 Sekunden. Die vorderen Motoren erreichen Drehzahlen von bis zu 30’000 Umdrehungen pro Minute, die hinteren bis zu 25’500 U/min.
Das Fahrzeug kann zwischen Allrad- und Heckantrieb wechseln, indem die vorderen Motoren über einen Disconnect-Mechanismus abgekoppelt werden. Durch die Kombination aus Allradlenkung und Torque Vectoring an beiden Achsen haben die Ingenieure erstmals die Kontrolle über jedes Rad in drei Achsen. Das Leergewicht von 2300 Kilogramm soll sich dadurch wie 450 Kilogramm weniger anfühlen.
Die 122-kWh-Batterie ermöglicht eine Reichweite von über 530 Kilometern nach WLTP-Standard. Das in Maranello entwickelte und montierte Batteriepaket erreicht eine Energiedichte von fast 195 Wh/kg - laut Ferrari die höchste aller Elektroautos. Die 210 Zellen sind in 15 austauschbaren Modulen angeordnet, wobei die Zellen vom südkoreanischen Hersteller SK On stammen, die Montage aber bei Ferrari erfolgt.
Ferrari hat bei der Batterieentwicklung besonderen Wert auf Sicherheit und Wartungsfreundlichkeit gelegt. Das Chassis und die Karosserie bestehen zu 75 Prozent aus recyceltem Aluminium, was die Produktionsemissionen um etwa 6,7 Tonnen CO2 pro Fahrzeug reduziert. Das 800-Volt-System ermöglicht Ladeleistungen von bis zu 350 kW.
Ferrari wählte einen unkonventionellen Ansatz für die Geräuschkulisse: Ein hochpräziser Beschleunigungssensor am hinteren Wechselrichter erfasst die tatsächlichen Vibrationen des Motors und verstärkt sie in der Kabine. Das System nutzt Beschleunigungssensoren an der Hinterachse, um die Antriebsvibrationen zu erfassen und zu einem sportwagenartigen Klang zu verstärken. Dieser Ansatz unterscheidet sich deutlich von anderen Herstellern, die oft künstliche Geräusche über Lautsprecher einspielen. (pd/ir)