03. April 2020

Gregorini: «Der Händler wird in Zukunft zum Kompetenzberater rund um die Mobilität»

Seit dem 1. Januar 2020 ist Claude Gregorini verantwortlich für das operative Geschäft der Renault Suisse SA. Trotz GIMS-Absage traf AUTO&Wirtschaft den neuen Country Operations Director zum Interview und sprach über die Zukunft des Autosalons, die neuen Modelle von Renault und wohin die Reise für die Händler gehen wird.

Gregorini: «Der Händler wird in Zukunft zum Kompetenzberater rund um die Mobilität»

Claude Gregorini, Country Operations Director Renault Suisse SA.

Interview: Isabelle Riederer/ Bild: Renault Schweiz

 

AUTO&Wirtschaft: Herr Gregorini, statt am Autosalon treffen wir uns bei Renault Suisse in Urdorf. Wie stehen Sie zur Absage der GIMS? Und wie geht es mit der GIMS weiter?

Claude Gregorini: Natürlich ist es sehr schade, dass die GIMS abgesagt werden musste, aber die Gesundheit geht vor und dafür haben wir vollstes Verständnis. Die Absage des Autosalons und auch der Ausbruch des Coronavirus wird die nationale und internationale Wirtschaft und vor allem auch die Autobranche empfindlich treffen. Der Autosalon Genf ist jeweils der Auftakt für das Frühlingsgeschäft und der fehlt jetzt natürlich.

 

Renault hat 2019 Marktanteile in der Schweiz verloren. Warum?

Wir haben vor allem in den ersten Monaten 2019 Marktanteile verloren, bedingt durch Produkteinschränkungen durch die Umstellung auf WLTP. Wir konnten einige Modelle und Motorisierungen nicht anbieten, was Auswirklungen auf den Absatz hatte. Im Laufe des Jahres hat sich das erholt, aber wir konnten den Rückstandnicht vollends wieder aufholen. Und wir standen bei unseren drei Bestsellern, Clio, ZOE und Captur, vor einem Modellwechsel, der bei Clio im September, beim ZOE im November und beim Captur erst Ende des Jahres erfolgte.

 

Und was tun Sie damit es 2020 besser wird?

Ich denke, dass kann man bereits an den ersten Monatszahlen sehen. Wir sind positiv in das Jahr 2020 gestartet. Wir konnten sehr stark zulegen, besonders auch Renault konnte im Ranking einige Plätze gut machen. Das liegt unter anderem auch an der starken Nachfrage für die drei neuen Modelle,Clio, Captur und ZOE. Alle drei Modelle sind sehr wichtig für uns und zählen zu unseren Bestsellern.

 

Renault hätte an der GIMS seine vier Neuheiten, Clio Hybrid, Captur und Megane Plug-in-Hybrid, sowie den neuen elektrischen Twingo ZE präsentieren wollen. Die Show fand nun online statt. Nichtsdestotrotz, wie wichtig sind diese neuen Modelle für Renault Schweiz?

Wir versprechen uns sehr viel von den neuen Modellen. Die Nachfrage nach Hybrid- und Plug-in-Hybrid-Antrieben ist gross und mit den neuen Modellen können wir diese Nachfrage nun auch bedienen, was wir vorher nicht konnten. Besonders der neue Clio Hybrid wird für die Schweiz ein sehr wichtiges Modell werden. Wir gehen davon aus, dass der Clio Hybrid in der zweiten Jahreshälfte unsere meistverkaufte Motorvariante bei diesem Modell sein wird. Gerade für die Stadt ist der neue Clio E-TECH Hybrid ideal, da auch der Aufpreis im Vergleich zu einem Verbrenner mit Automatikgetriebe sehr moderat ist. Der Captur E-TECH Plug-in-Hybrid wird mit seinem niedrigen Verbrauch von 1,5 L Benzin und einem CO2 Ausstoss von 32 g/km – unter dem Aspekt der neuen CO2-Vorschrift von 95 Gramm – für uns ebenfalls ein sehr wichtiges Modell sein. Natürlich sind Plug-in-Hybride im Vergleich zu Benzin- und Dieselmotoren etwas teurer, da sie zwei vollwertige Antriebstechnologien bieten und eben sehr emissionsarm sind. Wir versprechen uns sehr viel von diesen neuen Modellen.

 

Apropos CO2-Vorschrift – wird Renault Schweiz die 95 Gramm einhalten oder eine Busse zahlen müssen?

Unsere Ambition ist es für das Jahr 2020 keine Busse zahlen zu müssen. Und wir haben mit unserer umfangreichen Elektro-Produkt-Palette bestehend aus Zoe, Twingo Z.E., Kangoo Z.E. und Master Z.E. und den nun auf den Markt kommenden Hybrid-Modellen auch das richtige Angebot dazu.

 

Renault hat seine Aktivitäten in einem DACH-Verbund gebündelt, der seit dem 1. März 2020, aktiv ist. Was heisst das für Renault Schweiz? Für das Händlernetz von Renault Schweiz und für die Mitarbeiter von Renault Schweiz?

Innerhalb des neuen DACH-Verbundes bleibt die Renault Suisse SA eine eigenständige juristische Einheit, die das operative Geschäft von der Schweiz aus führt. Die Idee des neuen DACH-Verbundes ist, dass man Backoffice-Aktivitäten zentralisiert und so eine Professionalisierung und eine Effizienzsteigerung erreicht. Es ist kein Geheimnis, dass die Automobilbranche in einem strukturellen Umbruch ist – insbesondere durch die Digitalisierung und die strengere Reglementierung. In dieser Hinsicht trifft das auch uns. Natürlich wird dieser Umbruch auch für unsere Mitarbeiter Veränderungen mit sich bringen. Durch die natürliche Fluktuation müssen aber keine Kündigungen ausgesprochen werden. Für unsere Händler gibt es durch den neuen DACH-Verbund keine Veränderungen. Wir pflegen seit jeher eine sehr partnerschaftliche Beziehung zu unseren Händlern und das wird auch so bleiben.

 

Es fällt auf, dass zuletzt stets die Marke Dacia stärker wuchs als die Kernmarke Renault. Was muss sich da ändern?

Dacia ist seit 15 Jahren in der Schweiz und das sehr erfolgreich. Dacia hat sich sehr gut etabliert, mit einer klaren Strategie für bestes Preis-Leistungsverhältnis, die bei den Kunden sehr gut ankommt. Dacia ist für viele Kunden die «clevere Wahl», der Kunde weiss genau, was er für sein Geld bekommt. Dacia und Renault kannibalisieren sich nur minimal, weshalb es für beide Marken Platz hat.

 

Doch jetzt präsentiert auch Dacia ein E-Modell, der Studie Spring Electric – bisher war die Elektromobilität doch Renault vorbestimmt. Macht man sich da Sorgen?

Nein, denn ich glaube es gibt auch bei Dacia einen Teil der Kundschaft, der sich für diese neuen alternativen Antriebstechnologien interessiert und auch bei Dacia will man diese Nachfrage abdecken können. Natürlich wird sich das neue E-Modell produkttechnisch und preislich vom Renault-Angebot differenzieren. Aber auch Renault wird in den nächsten Jahren weitere spannende E-Modelle auf den Markt bringen.

 

Renault war neben Nissan eine der ersten Marken überhaupt, die rein batterieelektrische Autos auf den Markt brachten. Jetzt drängen viele neue Wettbewerber auf den Markt. Wird es enger für Renault?

Im Gegenteil. Bisher war der Markt für Elektrofahrzeuge sehr klein  und durch die Zunahme der Modellvielfalt kommt die Elektromobilität zusehends aus dieser Nischenrolle heraus und das ist wichtig. Renault und Nissan werden immer Pioniere bleiben und auch weiterhin zu den Marktleadern gehören, weil wir viele Jahre Vorsprung und Erfahrung im Bereich batterieelektrischer Antriebe haben. Von daher fürchten wir keine Konkurrenz der Mitbewerber, sondern freuen uns, dass es dazu führt, dass sich die Kundeneinstellung in Bezug auf Elektromobilität schneller verändern wird.

 

Von dieser Erfahrung und dem Vorsprung profitieren auch Ihre Händler?

Definitiv! Unsere Händler verkaufen schon seit 2013 mit dem Twizy, dem Zoe, dem Kangoo Z.E. und dem Master Z.E. Elektro-Autos und Elektro-Nutzfahrzeuge. Unsere Händler sind seit Jahren mit dem Verkauf und der Wartung von E-Autos vertraut und dafür geschult. Zahlreiche Mitbewerber haben da noch grossen Nachholbedarf. Auch die Einstellung unserer Händler zur Elektromobilität ist seit Jahren sehr positiv.

 

Im Januar hat Renault Schweiz sein Batteriereparaturzentrum bei Galliker in Ebikon eröffnet…

… das ist ein grosser Vorteil für Renault-EV-Kunden. Denn nun sind wir in der Lage in der Schweiz Batterien und einzelne Zellen zu reparieren und müssen die Batterien nicht mehr in das Batterie-Zentrum in Frankreich schicken. Dadurch können wir schneller reagieren und kostengünstiger und umweltschonender arbeiten.

 

Welche Rolle spielen in Zukunft Diesel- und Benzinmotoren bei Renault? Besonders auch im Flotten-Bereich?

Nach wie vor spielen Benziner und Dieselfahrzeuge eine wichtige Rolle. Natürlich wird der elektrifizierte und hybridisierte Anteil im Portfolio stark zunehmen, aber gerade im Flottenbereich wird der Dieselantrieb weiterhin sehr effizient zum Einsatz kommen. Sicherlich werden Flottenbetreiber in Zukunft ihren Fuhrpark genauer analysieren und bei Bedarf auf Hybrid- oder Elektroantrieb umsteigen, aber der Diesel wird bei Flottenkunden eine wichtige Antriebstechnologie bleiben.

 

Wie wird sich das Händlernetz von Renault in der Schweiz entwickeln?

Wir sind und werden stets nahe bei unseren Händlern sein. Wir haben unser Händlernetz in den letzten Jahren bereits sehr stark weiterentwickelt. Aktuell sind wir in der Schlussphase der CI-Umstellung, die bis 2021 abgeschlossen ist. Natürlich fallen bei solchen CI-Umstellungen im Zuge des Investitionsbedarfs immer wieder Händler aus dem Netzwerk, aber das waren bei uns insgesamt sehr wenige. 

 

Gibt es Ideen für eine Konsolidierung oder einen Direktvertrieb? Zum Beispiel in 20 Jahren?

Natürlich werden wir uns weiterentwickeln, aber wir sind der Ansicht, dass ein Vertrieb auch in Zukunft nur mit einem gut funktionierenden Händlernetz erfolgreich sein wird.

 

Im Zuge der Elektromobilität, hört man immer wieder das Händler darunter leiden, weniger Marge zu generieren und dass ihnen der Aftersales-Umsatz fehlt. Wie unterstützen Sie da Ihre Händler, dass sie noch erfolgreich arbeiten können?

Unsere  Margenstruktur ist bei allen Antriebsvarianten gleich. Natürlich sind E-Autos im Unterhalt kostengünstiger und wir wissen auch wie wichtig das Aftersales-Business für unsere Händler ist. Der Händler wird in Zukunft zum Kompetenzberater rund um die Mobilität und dazu gehören auch digitale Servicedienstleistungen, die er Kunden anbieten kann und die ihm auch in Zukunft ein lukratives Aftersales-Geschäft ermöglichen sollen.

 

Zahlreiche Hersteller lancieren eigene Auto-Abos und Sharing-Konzepte. Auch ein Thema bei Renault?

Ja, das ist ein wichtiges Thema für uns. Es ist ein wachsendes Bedürfnis der Kunden – insbesondere in urbanen Regionen. In Zukunft werden wir sicher auch entsprechende Angebote haben, die ergänzend sein werden zu Angeboten, wie wir sie heute schon durch bestehende Partnerschaften, wie mit Mobility Car Sharing, anbieten.

 

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