Reichweitenranking: China und die USA führen, Schweiz auf Platz 14
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In der Studie des Beratungsunternehmens AlixPartners Automotive werden quartalsweise die elektrische Reichweite – also die Summe der Reichweiten aller verkauften E-Autos – nach Ländern und Autoherstellern ermittelt. Demnach setzt sich der Aufwärtstrend in der Entwicklung der Elektromobilität nach einem eher schwachen Start im ersten Quartal 2019 fort. China und die USA führen Länder-Reichweitenranking an, die Schweiz belegt Platz 14.
Der Technologiewandel zum Elektroantrieb und die Entwicklung, Produktion sowie Vermarktung von neuen E-Modellen stellt die Automobilindustrie vor die Frage, welche Hersteller sich dauerhaft behaupten können. Klimakonferenzen und Mobilitätswende verschärfen die Situation zusätzlich und unterstützen Forderungen nach intelligenten wie ressourcenschonenden Mobilitätskonzepten. Einen Indikator für die Entwicklung der Branche liefert der heute vorgestellte AlixPartners Automotive-Electrification-Index Q2/2019.
In der Studie des global agierenden Beratungsunternehmens werden quartalsweise die elektrische Reichweite – also die Summe der Reichweiten aller verkauften E-Autos – nach Ländern und Autoherstellern ermittelt. Demnach setzt sich der anhaltende Aufwärtstrend in der Entwicklung der Elektromobilität nach einem eher schwachen Start in Q1/2019 fort. So stieg der weltweite Marktanteil von E-Autos unter den Neuzulassungen von Q1 auf Q2 von 2,3% auf 2,8%. Die elektrische Reichweite erhöhte sich in diesem Zeitraum global um 30% von 142 Mio. auf 185 Mio. Kilometer. Die Durchschnittsreichweite je Fahrzeug stieg im Vergleich dazu nur moderat von 287 auf 295 Kilometer an. Global betrachtet ist die elektrische Reichweite innerhalb der letzten zwölf Monate um 123% angewachsen. Europa leistet aufgrund eines in Q1 und Q2 konstanten Beitrags von 38 Mio. Kilometern einen nun von 26% auf 21% gesunkenen Beitrag.
Die Ergebnisse des aktuellen E-Index von AlixPartners bestätigen die Marktverhältnisse des Vorjahres: China behauptet seine Vorreiterrolle mit einem Anteil von 55% der insgesamt verkauften E-Reichweite (185 Mio. Kilometer). Auf Platz zwei folgen die USA mit 18% der kumulierten Reichweiten der verkauften E-Fahrzeuge. Nach einem starken Q4/2018, zeigten sich die Märkte in China und den USA Anfang 2019 rückläufig. Doch bereits in Q2 zogen die Wachstumsraten wieder an. So konnte China seine E-Reichweite von Q1 auf Q2 um 25 Mio. Kilometer steigern, ebenso wie die USA (+13 Mio. Kilometer). Die Reichweiten in Deutschland gingen in diesem Zeitraum leicht (-0,4 Mio. Kilometer) und in der Schweiz so gut wie überhaupt nicht (-0,05 Mio. Kilometer) zurück. Die Schweiz liegt damit auf Rang 14 (noch vor Belgien, Spanien und Österreich) und hat sich als vergleichsweise kleines Land mittlerweile fest in der Gruppe zwischen den Nummern 10 (aktuell Schweden) und 20 (Finnland) etabliert. Vergleicht man die Wachstumssteigerung der letzten zwei Jahre, war in Europa der stärkste Anstieg zu verzeichnen. Von Q2/2017 auf Q2/2018 erhöhte sich die E-Reichweite nur um 36%, während in den letzten zwölf Monaten eine Steigerung von 124% erzielt wurde.
«Nachdem China 2018 schon dreistellige Wachstumsraten realisieren konnte, stecken wir in Europa noch in den Kinderschuhen. Die strategische Bedeutung wurde in China schon lange erkannt. Hersteller, Zulieferer, Staat und Mobilitätsdienstleister denken in die gleiche Richtung», erläutert Dr. Elmar Kades, Head of Automotive & Industrials und Managing Director bei AlixPartners sowie einer der Initiatoren des Automotive-Electrification-Index. «Auf Verbraucherseite ist das Interesse an E-Autos vorhanden und Fahrzeuge heimischer Hersteller sind auf Markt- und Kundenbedürfnisse zugeschnitten. In Europa setzte dieser Prozess verzögert ein, deshalb hinken wir der Entwicklung in China noch hinterher. Erste deutsche Beispiele zeigen, dass langsam ernstzunehmende Konzepte entstehen.»
Gemeinsam entfallen auf China und USA knapp drei Viertel (73%) der gesamten globalen elektrischen Reichweite – ein leichter Wiederanstieg gegenüber den 68% in Q1/2019. Den dritten Platz im Ranking nimmt nach wie vor Norwegen mit acht Mio. Kilometern ein. Deutschland, das Ende 2018 auf Platz sieben zurückgefallen war, liegt nun auf Platz vier mit sechs Mio. Kilometern. Mit Kanada gibt es einen weiteren Neuzugang unter den Top 5. Staatliche Subventionen haben hier zu einer E-Reichweite von insgesamt 4,8 Mio. Kilometern beigetragen.
«Was China im Grossen vorlebt, können wir im Kleinen in Kanada beobachten. Auch dort ist die Elektrifizierung des Strassenverkehrs fest in den Zielen der Regierung verankert und die Umsetzung langfristig angelegt. Der kontinuierliche Ausbau des Ladenetzwerks geht Hand in Hand mit staatlichen Subventionen. Das hat auch den Marktführer Tesla überzeugt. Dieser bietet dort sein Model 3 mit verkürzter Reichweite und zu günstigerem Preis an, um die staatliche Fördergrenze nicht zu überschreiten», erläutert Dr. Hannes Weckmann, Director bei AlixPartners und Co-Autor der Studie.
Mit 49 Mio. Kilometern kann Tesla mehr als ein Viertel (26,5%) der gesamten weltweiten E-Reichweite für sich beanspruchen. Auf Platz zwei und drei liegen BYD (11,1%) und Renault/ Nissan/ Mitsubishi (7,8%). Platz vier ist wie auch vor zwei Jahren in der Hand des chinesischen Herstellers BAIC (5,8%), dicht gefolgt von Hyundai (5,7%) auf Platz fünf.
Unter den deutschen Herstellern liegt der Volkswagen Konzern vorne. Vor allem durch die Einführung des Audi e-tron konnte VW eine E-Reichweitensteigerung von drei Mio. Kilometern erzielen und sich so im internationalen Ranking Platz sechs sichern (4,8%). BMW liegt auf Platz zwölf (2,6%) und Daimler auf Platz 24 (0,5 Mio. Kilometer). «Deutsche Autohersteller holen allmählich auf. Die Milliardeninvestitionen der letzten Jahre beginnen sich auszuzahlen. Aufatmen kann die Automobilindustrie in Deutschland jedoch noch nicht: Da die Anzahl der angebotenen Modelle auch bei deutschen Herstellern deutlich steigen wird, ist kein Ende des Investitionsbedarfs in Sicht», resümiert Elmar Kades.
Der AlixPartners Electrification-Index misst quartalsweise den Elektrifizierungsfortschritt in der globalen Automobilindustrie und ermittelt dazu die elektrische Reichweite der verkauften Fahrzeuge nach der Formel «Zahl der verkauften Elektrofahrzeuge» x «Elektrische Reichweite ohne Unterstützung durch Verbrennungsmotor». In die Berechnungen des AlixPartners Automotive-Electrification-Index einbezogen werden folgende Fahrzeugtypen: batteriebetriebene Elektrofahrzeuge (BEV), Brennstoffzellenfahrzeuge (FCEV) und Plug-in-Hybride (PHEV); ausgeschlossen sind Fahrzeuge mit Hybridantrieb (HEV) ohne Plug-in-Option. Die Analyse basiert ausschliesslich auf öffentlich zugänglichen Daten, vor allem von IHS Markit und EV-volumes (globale Verkaufszahlen von „Light Vehicles“ und Elektrofahrzeugen). Die in den Berechnungen angesetzten elektrischen Reichweiten der Fahrzeuge beruhen auf Daten von EV-volumes sowie veröffentlichten Informationen der Automobilhersteller. (rk/pd)