Allianz Sicherheitsstudie: Ablenkung gefährlicher als Alkohol
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Eine Studie des Allianz Zentrums für Technik (AZT) belegt: Smartphones und immer mehr Technik und Unterhaltungsfunktionen in den Autos erhöhen die Unfallgefahr. Ablenkung fordert mehr Schwerverletzte als Alkohol.
Bisher galt die verminderte Verkehrstüchtigkeit durch Alkohol als wichtigste Unfallursache. Heute muss die Ablenkung durch Smartphone und Navigationsgerät als gefährlicher angesehen werden. Die neue Verkehrssicherheitsstudie aus dem Allianz Zentrum für Technik (AZT) zeigt, dass sich die Gefahr eines Unfalls deutlich erhöht, wenn Fahrer ihre Aufmerksamkeit vom Strassenverkehr auf technische Geräte lenken. So berichten beispielsweise 60 Prozent der Fahrer, die in den zurückliegenden drei Jahren Unfälle hatten, dass sie ihr Mobiltelefon beim Fahren händisch nutzen. Bei Fahrern ohne Unfallerlebnis waren es 37 Prozent. «Je vielfältiger die Technik und je komplexer deren Bedienung ist, desto höher ist die Ablenkung vom Strassenverkehr», sagt Markus Deplazes, Leiter Schaden der Allianz Suisse.
Im vergangenen Jahr starben laut Bundesamt für Strassen (ASTRA) mehr als 250 Verkehrsteilnehmer auf Schweizer Strassen bei Unfällen, 30 davon, weil einer der Unfallbeteiligten alkoholisiert war. Durch Ablenkungsunfälle kamen im gleichen Zeitraum 19 Personen ums Leben. Allerdings gab es gleichzeitig rund 450 Schwerverletzte durch Ablenkung als Ursache gegenüber 320 durch Alkoholeinfluss. «Alkohol am Steuer ist heute gesellschaftlich nicht mehr akzeptiert. Zu dieser Haltung müssen wir auch bei der Smartphone-Nutzung am Steuer kommen», fordert Deplazes.
Nach der neuen repräsentativen Umfrage der Allianz begehen rund 40 Prozent der Fahrer in der Schweiz Handyverstösse und etwa drei Viertel der Befragten sind regelmäßig durch die Benutzung verbauter Technik im Fahrzeug abgelenkt (76 Prozent). Weit mehr als jeder Dritte (40 Prozent) bedient das Navigationsgerät während der Fahrt, fast jeder Zweite sucht oder bedient die Radiofunktion über das Bordmenü. Aber auch Textnachrichten werden auf dem Smartphone regelmässig während der Fahrt gecheckt (20 Prozent) und sogar geschrieben (7 Prozent). Rund 30 Prozent schauen auf dem Mobiltelefon nach, wer sich gemeldet hat. Auffällig: Mehr als jeder Zweite (52 Prozent) wird beim Fahren durch telefonierende Mitfahrer abgelenkt. Und in fast allen Kategorien liegen Junglenker zwischen 18 und 24 Jahren an der Spitze.
Aus diesem Grund fordert die Allianz, dass sicherheitskritische Funktionalitäten wie beispielsweise die Zieleinstellung im Navigationsgerät oder der Internetaufruf über das Bordmenü für die Fahrer während der Fahrt deaktiviert sein müssen. Die Bedienergonomie mobiler und verbauter Geräte und Anwendungen der unterschiedlichen Fahrzeugfabrikate sollten harmonisiert und vereinfacht werden. Darüber hinaus müssen Notbrems-Assistenzsysteme in alle neuen Autos eingebaut werden. Untersuchungen im AZT haben ergeben, dass bei flächendeckender Ausrüstung mehr als ein Drittel der Auffahrunfälle vermieden oder deren Folgen reduziert würden.