02.11.2009

Die neue Individualität  : «Paten der Erde»

Turbulenzen, Krise, Flaute – Trends bleiben nicht unbeeinflusst von den Ereignissen an den Weltmärkten. «Unsicherheit und Spannungen hinterlassen zwar ihre Spuren im Trendgeschehen, in der Farbwelt kann von Schwarzmalerei jedoch keine Rede sein», so Eva Höfli und Mark Gutjahr, Farbdesigner der BASF Coatings AG.

Die neue Individualität  : «Paten der Erde»

Wahrsager  : Neuste Trends in Sachen Farben für Autos setzen Eva Höfli und Mark Gutjahr bei BASF um.

Vielmehr werden Farben zum wichtigen stärkenden Faktor, indem sie Themen von Harmonie über Verwirrung bis zur Krise aufnehmen, verarbeiten und widerspiegeln. Sie werden somit auch weiterhin zur emotionalen Kaufentscheidung beitragen.
Nach vielen grossen Auftritten schlägt das Farbspektrum nun sehr individuelle, sogar persönliche Töne an. «Was wird sein  ?», diese Frage stellt sich mancher mit besonnener Konzentration auf die eigenen Fähigkeiten. «Die globale Finanzkrise hat eindrucksvoll gezeigt, wie brüchig mitunter das materielle Glück ist, an das wir uns halten», sagt Gutjahr. Die automobilen Farbtrends von morgen reflektieren genau diese Erkenntnis  : Es geht um mehr. Mark Gutjahr und Eva Höfli sehen drei wesentliche Entwicklungen.

Die neuen Ökos  : Paten der Erde

Umweltthemen haben weite Kreise gezogen und immer mehr Bedeutung erlangt. Aus den Öko-Aktivisten sind Paten der Erde geworden, die zu einer grossen, starken Trendkraft angewachsen sind. Sie lassen Ökologie, Komfortbewusstsein und Individualität verschmelzen. Diese thematische wie emotionale Ausweitung ist auch im Farbklima spürbar. «In dieser ‹neuen Ökologie› verzeichnen wir sinnliche Pastelltöne von vergrautem Apricot bis gelbfarbenem Beige», erklärt Eva Höfli. Grün, in Europa die Vorzeigefarbe der Ökologie, entwickelt sich eher in Richtung warmer, zurückgenommener Farbbereiche und spiegelt so ein reflektiertes und entschleunigtes Ökologiebewusstsein wider. Warme Brauntöne gehören ebenso zum Repertoire. «Früher assoziierte man mit der ‹grünen Ideologie› auch immer Reduktion und Verzicht. Heute ist das anders. Heute kann eine ökologische Einstellung auch luxuriös und elegant sein», erklärt Gutjahr den gesellschaftlichen Sinneswandel.
Neben dieser abstrakten Natürlichkeit zeigt das Farbspektrum der smarten Ökologie auch seine emotionalen Seiten. Starke Blautöne sowie dunkle, warme Grüntöne inszenieren sich mit viel Feingefühl und Intensität. Chromatische Highlights und Farbwechsel ins Schwarze laden diese starken Naturtöne emotional auf und sorgen für Dramatik. Dabei sind Kupfer- und bronzefarbene Tönungen wichtige Impulsgeber.

Zeit für etwas Neues oder  : Freude am Experiment

Selbstverständlich wird auch im Bereich der automobilen Farbtrends weiterhin unverblümt experimentiert. Selbstbewusst, anspruchsvoll und dennoch spielerisch orientiert man sich an Einflüssen aus einer bewegten Kunst- und Kulturlandschaft. «Wir nennen das Ergebnis Bold Colors», sagt Gutjahr  : starke, gewagte Farben wie giftige Gelbtöne und Rot-Pink-Kombinationen fesseln den Blick durch ungewöhnlich chromatische Farbwechsel. Für besondere Aufmerksamkeit sorgen extreme Sparkle-Effekte in eisigem Blau und dunklem Violett.

Aus alt mach neu oder  : Jenseits von Silber

Es wird nach neuen Rohstoffen gesucht, um an der Farbwelt von morgen zu bauen. Neue Anforderungen an Wissenschaft und Technik werden auch bei futuristischen Metallen spürbar. Statt technischer Raffinesse stehen hier ebenso sinnliche Momente wie Haptik hoch im Kurs. Man möchte die Welt neu begreifen  ; weiche und nahezu wachsartige Oberflächenoptik und helle, gebrochene Weissbereiche verweisen auf ein aufkommendes Interesse am Modellhaften und Formbaren. «Wir bewegen uns jenseits der klassischen Metall-Optik», sagt Eva Höfli. Wichtige Elemente der Effektgestaltung sind hier extrem helle Sparkles. Dunkles und getöntes Silber und Schwarz mit starken Farbverläufen sowie effektvolles Tiefschwarz sind weitere prominente Vertreter dieser Trendwelt. (RHo)

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