05. August 2022

China vs. Taiwan: Verschärfung des Konflikts hätte schwere Folgen für Autoindustrie

Als wären Corona-Pandemie und Ukrainekrieg nicht genug, droht jetzt eine weitere Krise: Ein militärischer Konflikt zwischen China und Taiwan hätte zusätzlich schwere Folgen für die Autoindustrie.

China vs. Taiwan: Verschärfung des Konflikts hätte schwere Folgen für Autoindustrie

Quelle: AdobeStock

Gemäss einem Bericht der Fachzeitschrift «Automobilwoche» wäre vor allem auch die deutsche Autoindustrie vom Konflikt zwischen den beiden Ländern betroffen. Denn sie brauche den Riesenmarkt und die Produktionsstätten in China genauso wie die Halbleiter und Hightech aus Taiwan.

 

«Ein militärischer Konflikt in Taiwan ist vermutlich die grösste Gefahr für die über die vergangenen Jahrzehnte aufgebauten engen Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und China», sagte Max Zenglein, Chef-Ökonom beim Berliner Mercator Institute for China Studies (MERICS) gemäss «Automobilwoche» der Deutschen Presse-Agentur. Eine Eskalation würde eine Kettenreaktion mit weitreichenden negativen wirtschaftlichen Folgen nach sich ziehen. Störungen wichtiger Lieferketten oder mögliche Wirtschaftssanktionen gegen China wegen einer Aggression gegen Taiwan wären mit massiven wirtschaftlichen Kosten verbunden. «Die zunehmenden geopolitischen Risiken verdeutlichen uns derzeit, wie fragil die globalisierten Produktionsprozesse aufgestellt sind», so Zenglein weiter.

 

Die Invasion Russlands in die Ukraine, die Abhängigkeit Europas von russischer Energie und die Lieferprobleme durch Lockdowns in China durch dessen Null-Covid-Politik haben der deutschen Wirtschaft schon schmerzhaft vor Augen geführt, wie sehr sie auch von China abhängt. Sollte sich die westliche Welt wegen eines Krieges um Taiwan ähnlich wie gegen Russland auch noch gegen China wenden, könnte die deutsche und globale Wirtschaft schwer getroffen werden.

 

Jens Hildebrandt, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der deutschen Handelskammer in China (AHK), hob die Bedeutung des chinesischen Marktes für die deutsche Wirtschaft hervor. «China ist das Zentrum von Produktionshubs für wichtige Vor- und Zulieferprodukte in verschiedensten Industrien», sagte Hildebrandt in Peking. «Ein weiterer Verlust von Vor- und Zwischenprodukten aus China würde der deutschen Wirtschaft einen düsteren Ausblick bescheren.»

 

Die wochenlangen Ausgangssperren in China hätten die Lieferketten bereits empfindlich gestört. «Die Auswirkungen davon haben die deutsche Wirtschaft sowie deutsche Konsumenten deutlich zu spüren bekommen», so Hildebrandt weiter. China ist seit sechs Jahren Deutschlands grösster Handelspartner - und nach den USA der grösste deutsche Exportmarkt. Umgekehrt ist Deutschland innerhalb der EU aber auch der wichtigste Exportmarkt für chinesische Unternehmen: «Es ist wichtig zu erkennen, dass es sich bei den deutsch-chinesischen Wirtschaftsbeziehungen um eine gegenseitige Abhängigkeit handelt.»

 

Ein militärischer Konflikt um Taiwan würde die globalen Lieferketten besonders auch wegen der zentralen Rolle der Inselrepublik bei Halbleitern und anderen Hightech-Komponenten für die Elektrotechnik treffen. Anbieter aus Taiwan sind hier für die deutsche Wirtschaft wichtige Handelspartner. Die Komponenten stecken in so gut wie allen modernen technischen Produkten - vom Auto über den Computer, das Smartphone und sämtliche Unterhaltungselektronik wie TV, Hi-Fi oder Spielekonsolen bis zur Medizintechnik. Fast nichts läuft in unserem vernetzten Alltag mehr ohne diese Grundbausteine.

 

Schon seit Beginn der Corona-Krise, als die globalen Lieferketten unter Druck gerieten oder zeitweise ganz rissen, gibt es auch in der Bundesrepublik erhebliche Engpässe bei der Chipversorgung. Besonders stark spürte das die Autoindustrie: Bei Volkswagen, Mercedes-Benz, BMW und Opel sowie vielen Branchenzulieferern bremste der Mangel die Produktion aus, teils mussten ganze Werke über Wochen in Zwangspause und Belegschaften in Kurzarbeit gehen. Halden halb fertiger Wagen, denen die Endausstattung fehlte, stauten sich vor manchen Fabriken. Absatzeinbussen waren die Folge, gleichzeitig trieb - und treibt immer noch - die Verknappung die Preise und Wartezeiten für etliche Modelle in die Höhe. (mb)

 

 

Kostenlose SHAB-Abfrage

Easy Monitoring

SUCHEN

PROBEHEFT
BESTELLUNG

Telefon 043 499 18 60
Telefax 043 499 18 61
info@awverlag.ch

Diese Website verwendet Cookies, um die Nutzerfreundlichkeit zu verbessern. Durch die weitere Nutzung der Website stimmen Sie dem zu. Um mehr über die von uns verwendeten Cookies zu erfahren, können Sie unsere RICHTLINIEN FÜR DATENSCHUTZ UND VERWENDUNG VON COOKIES aufrufen.

OK