Ein Crash zum Geburtstag: 25-Jahr-Jubiläum DTC
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Seit 25 Jahren testet das Dynamic Test Center in Vaufellin Fahrzeugtechnologien auf Herz und Nieren. Zum 25-Jahr-Jubiläum liess es das DTC mit einem ganz speziellen Crashtest ordentlich krachen.
Als die DTC AG gegründet wurde, waren Tempomat, ABS und ESP die einzigen Fahrassistenten, die auf dem Markt verfügbar waren und die aktive Sicherheit beeinflussten. Dies damals eigentlich noch entgegen der Wienerkonvention, welche dem Lenker/der Lenkerin eines Fahrzeuges die volle Verantwortung überbürdet hat. Viel weiter war zu diesem Zeitpunkt bereits die passive Sicherheit.
Zur Unfallfolgenminderung waren zu diesem Zeitpunkt neben dem fundamental wichtigen Sicherheitsgurt bereits Airbags und Gurtstraffer in Fahrzeugen zu finden. Allerdings erfolgten Homologationsversuche damals mit einer Frontalanprallgeschwindigkeit von 50km/h und 100% Überdeckung an die Betonmauer und gefilmt wurde mit 16mm Filmspulen und Highspeed-Kameras. Zwischenzeitlich wurde die Geschwindigkeit auf 56 km/h (plus 25% Bewegungsenergie) erhöht und die Überdeckung mit dem neu eingeführten Deformationselement auf 40% reduziert. In den Engineering-Services wurden viele Homologationsdokumente noch in Papierform bearbeitet und auch in der Unfallanalyse waren Unfallstellen häufig auf grossen Papierbogen aufgetragen.
Mit zunehmender Digitalisierung und verbesserter Konnektivität hat sich die Arbeit geändert. Schmalfilme wurden durch Videoaufnahmen ersetzt, Berichte und Arbeitsabläufe sind digitalisiert. Ein ganz grosser Schritt wurde hinsichtlich der Computersimulation getan. Hier lassen sich zwischenzeitlich praktisch alle Realversuche auch als reine Computersimulation ausführen. In vielen Fällen entscheidet die Anerkennung bei den Behörden und/oder der Arbeits- und Rechenaufwand darüber, welche Variante sinnvoller ist. Zudem bedarf die Simulationsrechnung einer Validation, da deren Genauigkeit im Einzelfall zu untersuchen ist.
Beispiele aus dem Alltag, der durch eine digitalisierte Arbeitsumgebung geprägt ist, wurden im Rahmen von Labordemonstrationen am Jubiläumswochenende vom 14. und 15 Juni präsentiert. Die aktive Sicherheit zeigte auf der hauseigenen Prüfstrecke in Realversuchen verschiedenste Systeme wie Kolonnen-, Notbrems- und Abbiegeassistenten sowie Stabilisierungssysteme. Im Vergleich dazu machten Fahrdemonstrationen mit nicht elektronisch unterstützten Fahrzeugen deutlich, wie gross die Steigerung der Fahrsicherheit durch aktuelle Fahrassistenzsysteme tatsächlich bereits ist. Demonstrationen mit einem 5-Achsen-Roboter verbanden Dauerversuche mit der Simulation und verdeutlichten den Einzug der Digitalisierung im Labor.
Die passive Sicherheit zeigte neben der erneuerten Crashanlage und deren neuen Möglichkeiten für Versuche auch mit Elektrofahrzeugen oder Flugzeugsitzen, wie sich die Insassensicherheit in entfernter Zukunft, wenn sich Lufttaxis und automatisiert fahrende Fahrzeuge ungewollt begegnen, darstellen könnte. Beim Live-Crash kollidierte ein «Lufttaxi» mit 30km/h bei einer Notlandung mit einem mit 50km/h entgegenkommenden, automatisiert fahrenden Fahrzeug. Eine besondere Herausforderung sind Sitzpositionen, welche von der reinen Frontalausrichtung und einer aufrechten Sitzhaltung abweichen. Für teilweise liegende und schräge Insassenpositionen wurden mögliche Sicherungskonzepte dargestellt und im Versuch geprüft. Die Geschwindigkeitsänderung des automatisiert fahrenden Fahrzeuges durch die Kollision betrug 30km/h. Diese Änderung ist dieselbe, wie sie für Patiententransporte gefordert ist.
Mit Demonstrationen zur Unfallplatzaufnahme und zur Auslesung von Event-Data-Recorder-Systemen durch die Unfallanalyse-Abteilung und die Simulationsmöglichkeiten für Schutzplankensysteme und andere dynamisch belastete Strukturen durch die Engineering-Services wurde der Tag abgerundet.
Die Digitalisierung und insbesondere die Automatisierung der Fahrzeuge bedingen neue Wege bei der Fahrzeugzulassungsprüfung. Auf diesen Aspekt wurde unter anderem mit der Vorstellung der neuen Scheitelrollenprüfstände der Automobiltechnik der BFH eingegangen. Mit den neuen Prüfständen lassen sich sowohl neue Prüfkonzepte mit Hardware in the Loop-Ansatz wie auch Leistungen an Fahrzeugen oder Energieverteilungen beim Anfahren mit Traktoren messen. (pd/ir)
Bilder und Impressionen des 25-jährigen Jubiläums des DTC finden Sie hier in unserer Bildergalerie.