04.09.2009

Lackpflege ist Profisache

Wer als Privatmann den Lack nach einer Wagenwäsche mit einer handelsüblichen Politur sowie einem Glanzwachs pflegt, hat mehr Freude am Auto. Ganz anders beim Profi. Da werden nach einer Reparatur oder anlässlich einer Renovation andere Massstäbe angelegt. Mit viel Know-how und Maschinen erhalten die Beschichtungen einen lang anhaltenden Tiefenglanz.

Lackpflege ist Profisache

VON ROLAND HOFER

Es gibt unzählige Emulsionen für die Aufbereitung und Versiegelung von Autolacken. Die meisten Anbieter bieten ein abgestimmtes Sortiment von einzelnen Produkten für Reinigung und Politur. Für den abschliessenden Wachsauftrag stehen bis zu zehn verschiedene Zusammensetzungen zur Wahl, um einerseits den vom Kunden gewünschten Glanzgrad zu erzielen, andererseits um die verschiedenen Lacke (Acryl, Nitro, Wasserbasis) richtig versiegeln zu können. Die Schweiz scheint ein richtiges Eldorado für solche Produkte zu sein, denn die uns bekannten Unternehmen wie Riwax, Maxolen, Swizöl und Autobrill haben hier ihren Ursprung, während andere – etwa Farécla, Meguiar’s, Dr. Wack A1, 3M oder Sonax wohl zu den bekanntesten Importprodukten gehören. 


Lackversiegelung ist profisache

Wir besuchten Roberto Mercuri, einen den besten Kenner der Szene im zürcherischen Fällanden. Hier bei der Swissvax AG ist er verantwortlich dafür, dass vor allem Sammlerfahrzeuge, aber auch wertvolle Raritäten mit den Swizöl-Produkten in kundenspezifischem Glanz erstrahlen. Selbstverständlich eignen sich die Produkte aber auch bei abgestumpften, verwitterten Oberflächen oder stark verschmutzten Lacken. Bei einer kurzen Einführung in die emotionale Welt der 12-Personen- Firma Swissvax erfahren wir, dass das Unternehmen aus einer 1930 gegründeten Holzveredelungsfirma der Familie Anwander hervorgegangen ist. Heute ist das Geschlecht Anwander in dritter Generation im Betrieb tätig und täglich damit beschäftigt, die breite Produktpalette nach immer wieder modernisierten Rezepten herzustellen. Dann durchstreifen wir das Labor, die Abfüllstationen, die Spedition und das Hochregallager. Roberto Mercuri: «Dieses Lager ist für uns praktisch, obwohl wir nur einen Bruchteil nutzen – der Vormieter in dieser Liegenschaft hat dieses bauen lassen.» Bevor wir zur versprochenen Demonstration übergehen, zeigt mir Mercuri noch den Hand-Etikettierplatz. Tatsächlich wurden bislang alle Flacons und Dosen in eine Holzlehre gesteckt und dann von Hand etikettiert. «Ab nächster Woche ist diese Methode vorbei – ein Präzisionsautomat übernimmt diese Aufgabe», weiss Roberto Mercuri. Er weiss aber auch, dass dunkle Lacke eine ganz besondere Pflege benötigen, damit sie makellos vor dem Betrachter stehen. Nun befinden wir uns auf dem Parkplatz, wo uns Roberto Mercuri in die Geheimnisse von Swizöl einweist. Ein älterer, schwarzer 911er mit leicht abgestumpftem Lack sowie Spuren von Insekten, Vogelkot und Steinschlägen wird wieder auf Vordermann gebracht. «Es handelt sich um ein Fahrzeug, dessen Lackaufbau wir genau kennen und darum die eingesetzten Mittel präzise abstimmen konnten», erklärt Mercuri und feuchtet das Kunststoffpad auf der Exzenterpoliermaschine mit einer Flüssigkeit (ähnlich destilliertem Wasser) an. Dann trägt er erstaunlich wenig der weissen Polierpaste ohne Schleifmittel – auch Reinigungsöl genannt – auf und reibt diese in den würfelförmigen Schaum ein. Nun setzt er die Maschine auf den Lack und bearbeitet ein rund 50x50 Zentimeter grosses Stück auf der Motorhaube. «Weil unsere Politur keine Rückstände an den Kanten hinterlässt, entfällt bei unseren Produkten eine aufwendige Nacharbeit», erklärt er. Die Prozedur dauert nur kurz, dann zeigt er das Geheimnis des Swizöl-Pads; die tief eingeschnittenen Längs- und Querlamellen haben ermöglicht, dass sich die einzelnen Blöcke verdrehen, was auch ohne Druck eine enorme Reinigungswirkung auslöst. «Auf der andern Seite kann mit dem scharf geschnittenen Rand des Pads bis an den Rand von Erhebungen (etwa das Emblem) gearbeitet werden », weiss er. Nach dem Abwischen der bearbeiteten Fläche sind die meisten Insektenspuren verschwunden. Da, wo es noch Rückstände hat, setzt er die Maschine ein zweites Mal an. Nach erneutem Abwischen mit einem flauschigen Tuch ist der Lack wieder rein. Als nächsten Schritt leitet Mercuri die Applikation des Wachses vor. Er wählt aus den vielen zur Verfügung stehenden Wachsdosen jene mit dem Aufdruck «Zuffenhausen » aus. Darin befindet sich eine hellgelbe Paste, die süsslich duftet. Kein Wunder, denn als Hauptbestandteil besitzt sie 40 Prozent reinen, erstklassigen Carnabauwachs aus Nordbrasilien. Weitere Stoffe sind Fruchtöle als «Lacknahrung». Der Perfektionist Roberto Mercuri erläutert: «Carnabauwachs stammt von einer Fächerpalme, welche damit ihre Blätter vor Verdunstung schützt. Das von uns verwendete Rares Grade- One Carnabau ist das transparenteste, teuerste und härteste Naturwachs der Welt.» Nun nimmt er eine halbe Fingerbeere vom Wachs und verteilt dieses auf die andern Finger. Anschliessend fährt er mit ruhigen Handbewegungen über die vorher gereinigte Lackfläche. «So bleibt überall ein Hauch Wachs hängen – völlig genügend.» Nun wird das Fahrzeug an die pralle Sonne gestellt. «Das ist die beste Lösung, aber es geht auch mit einem Infrarotstrahler. Die Sonne erhitzt das Blech auf etwa 50 Grad und bringt den Wachs in flüssigen Zustand, so dass er eine durchgehende Schicht bilden kann.» Nach ein paar Minuten stellt Mercuri fest, dass es Stellen mit überschüssigem Wachs hat, der wird einfach abgewischt. Das anschliessende Resultat ist verblüffend: Der Lack ist wie ein Spiegel, völlig frei von Wolken. Noch zu sehen ist einzig der Steinschlag.

www.swizol.ch

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