26.11.2010

Grossspurig angekündigt, schmalspurig unterwegs

Bestandsaufnahme bei Better Place in Glilot (Israel), wo vor zwei Jahren Shai Agassi mit seinem E-Mobilitätskonzept das «Ende des Öls» verkündet hat. 

Grossspurig angekündigt,  schmalspurig unterwegs

Better Place zeigt ­Flagge, ansonsten ­wenig, wie Gerhard Lustig vor Ort in Israel recherchiert hat.

Von Gerhard Lustig

Bislang befahren acht Laguna-Prototypen mit einer festen oder austauschbaren Batterie, die Better Place mit NEC selbst entwickelt hat, das Testgelände am Stadtrand von Tel Aviv. Kürzlich präsentierte Israels Starmannequin Bar Refaeli einen von zwei Fluence ZE (Zero Emission), die bei unserem Besuch allerdings nicht vorgeführt werden. Von den grossspurig angekündigten «tausend und mehr» elektrisch angetriebenen Renault auf den Strassen von Israel, Dänemark oder Übersee war keine Spur zu sehen. Renault-Nissan-Boss Carlos Ghosn wartet immer noch auf den Grossauftrag zur Produktion von mindestens 100000 E-Vehikel bis 2016. Agassi indes kündigt die Vermarktung des Fluence ZE im nächsten Jahr an.

Meister der Inszenierung

Wenn jemals Agassis Mobilitätskonzept so funktionieren sollte wie jetzt schon sein Marketing, dann kann nichts schief gehen. Da sind aber Zweifel angebracht: Entgegen Agassis Ankündigung vom «Ende des Öls» in der Mobilität, hält sich Better Place mit Partnerschaftsankündigungen wie zuletzt mit General Electric im Gespräch, die mit ihrer Erfahrung von intelligenten Stromnetzen (Smart Grids) Agassis Geschäftsmodell weltweit zum Durchbruch verhelfen wollen. CEO Shai Agassi gegenüber AUTO&Wirtschaft: «Wir erhöhen mit solchen Partnerschaften die Akzeptanz von E-Fahrzeugen als saubere und bessere Alternative gegenüber unserer benzinbetriebenen Vergangenheit.»
Zwischen Ankündigung und Realisierung hat Better Place Glilot eingebaut: Ein Movie mit den Botschaften des «Befreiers vom Joch der Benzinabhängigkeit» und ein ergeben dienendes Demonstrationsteam, das die Better-Place-Formeln ihres Chefs herunterbetet. Auf seinen Landkarten zeigt sich Israel bereits voller Batteriewechsel- und Ladestationen. Ausser in Tokio und zu Demozwecken in Israel existiert bisher jedoch keine von den vollmundig angekündigten «Battery-Switchstations» und auch die zig-tausend Ladestationen im israelischen Testland sind bisher nur Planwerk.

Nichts ist fix

Man wähnt sich aber auf gutem Weg. Die Finanzierung von 10000 Lithium-Ionen-Batterien wird mit unterschiedlichen Zahlen- und Zeitangaben erklärt. Wie vieles im Auftritt von Better Place.
Fazit ist, bei Better Place funktioniert zunächst die Ankündigungspolitik. Alles andere sind Glaubensbekenntnisse, die sich sinnigerweise auf dem Territorium des Heiligen Landes abspielen. Zur Verbesserung der Kundenwahrnehmung trägt diese Strategie nicht bei.

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