03.05.2024

Figas-Branchenspiegel: Deutliche Verschlechterung der Kennzahlen gegenüber dem Vorjahr

Die pandemiebedingten Lieferschwierigkeiten sind praktisch beseitigt. Dennoch haben sich praktisch alle wesentlichen Kennzahlen im Vergleich zu 2022 verschlechtert. Einer der Gründe ist die gedämpfte Konsumentenstimmung.

Figas-Branchenspiegel: Deutliche Verschlechterung der Kennzahlen gegenüber dem Vorjahr

Quelle: AdobeStock

Gegenüber 2022 konnte im letzten Jahr bei den Neuimmatrikulationen ein Wachstum um 11,6 % registriert werden. In Zahlen: Total wurden 252'214 Autos, gegenüber 225'934 im Vorjahr, in den Statistiken aufgeführt. Bei den Nutzfahrzeugen war das Wachstum mit 19,1 % noch deutlicher. Total 42'243 Neuimmatrikulationen bedeuteten einen Zuwachs von 6769 Sachen- und Personentransportfahrzeugen gegenüber 35'474 Inverkehrsetzungen im Jahr 2022. Zusammen mit den Personenwagen wurden letztes Jahr in der Schweiz und im Fürstentum Liechtenstein somit total 294'457 Fahrzeuge immatrikuliert.

 

Die Zunahme an Neuimmatrikulationen in der Statistik täuscht darüber hinweg, dass ein Teil dieser Fahrzeuge noch nicht auf den Strassen herumfährt. Das heisst, die Zahl der an Kundinnen und Kunden verkauften Fahrzeuge ist kleiner als die weiter oben aufgeführten Werte, denn viele dieser Autos stehen heute in den Lagern der Garagistinnen und Garagisten und warten nach wie vor auf Abnehmer.

 

Die Branche ist zurzeit stark verunsichert. Die positiven Verkaufszahlen können die effektive Situation, wie sie beim Durchschnitt der von der Figas analysierten Betriebe vorherrscht, nicht widerspiegeln. So ging der Bruttogewinn auf Neuwagen von 9,1 % auf 8,7 % zurück, was mit höherem Absatzdruck und verschlechterten Margensystemen zusammenhängt. Bei den Occasionen betrug der Rückgang beim Bruttogewinn gar ganze 2 Prozentpunkte, womit die Marge mit 7,1 % wieder auf dem Niveau der Vorjahre liegt. Zurückzuführen ist dies unter anderem darauf, dass die effektiv erzielten Verkaufspreise für Occasionen, entgegen den inserierten Preisen auf den Onlineplattformen, zurückgegangen sind.

 

Der Deckungsbeitrag im Handel (Neuwagen inkl. Occasionen) ist wegen der beträchtlich gesunkenen Bruttogewinnmargen von 3,5 % auf 2,8 % gefallen. Er befindet sich damit wieder auf dem Niveau von 2020.

 

Abgenommen hat leider auch der Teilehandel: Hier sank der Bruttogewinn um 0,6 % von 26,1 % auf 25,5 %. Der für die Branche sehr wichtige und aussagekräftige SAF-Faktor (Kostendeckung der gesamten Gemeinkosten durch den Bereich Aftersales) ist um fast einen Prozentpunkt (0,9 %) zurückgegangen und liegt neu bei 66,1 %. Das bedeutet, dass die Gesamtkosten stärker gestiegen sind als der Bruttogewinn – trotz mehrheitlich gut ausgelasteter Werkstätten.

 

Auch der Eigenfinanzierungsgrad ist um 1,7 % gefallen. Er beträgt neu 35,3 %, was einem Rückgang von 1,7 % entspricht. Keine Veränderungen gegenüber dem Vorjahr gab es beim Mietaufwand/Eigenmiete. Mit 2,1 % bleib dieser 2023 auf dem gleichen Wert wie 2022.

 

Sehr bedauerlich ist die Abnahme von 0,6 Prozentpunkten beim Cashflow: Nach der erfreulichen Zunahme auf 2,7 % im letzten Jahr – was einem Allzeithoch seit 25 Jahren entsprach – liegt er nun leider mit durchschnittlich 2,1 % wieder auf dem zu tiefen Niveau früherer Jahre.

 

Obwohl die Verrechnungslöhne im Jahr 2023 um rund 5,4 % angehoben wurden und damit einen Teil der höheren Betriebskosten für Personal und Energie kompensiert haben, verunmöglichen die tieferen Fahrzeugmargen dem Durchschnitt des Gewerbes, einen höheren Cashflow zu erwirtschaften.

 

Ganz oben auf dem Sorgenbarometer der Garagistinnen und Garagisten steht aber auch der Arbeitskräftemangel! Geeignete Mechaniker, Diagnostiker oder Verkäuferinnen zu finden, ist eine grosse Herausforderung und generiert hohe Kosten. Umso wichtiger ist es, dass die Branche selbst noch mehr Lernende ausbildet und zudem den bestehenden Mitarbeitenden attraktive Weiterbildungsmöglichkeiten anbietet. Zusammen mit einer wertschätzenden, motivierenden Führung, zeitgemässen Arbeitsbedingungen und einer fairen Entlöhnung, sind derlei Mitarbeiterbindungsmassnahmen heute zwingend nötig. Die rund 40'000 Mitarbeitenden der AGVS-Mitgliederbetriebe werden es mit Loyalität und Zufriedenheit verdanken. (pd/mb)

 

www.agvs-upsa.ch

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