Pirelli: Der P Zero wird 40
Posted by: Mario Borri
Der Pirelli P Zero, der ultimative Sportreifen, feiert dieses Jahr sein 40-jähriges Jubiläum. Hervorgegangen aus einer revolutionären Idee, ist er nun die bekannteste Marke der Branche und der bevorzugte Reifen für Hersteller von Prestige Automobilen.
P Zero: Die innere Schulter mit Rillen wie bei Regenreifen, die äussere Schulter inspiriert von Slick-Reifen und der mittlere Bereich mit Elementen von Intermediate-Reifen. Diese Kombination war innovativ und durchbrach die bisherigen Grenzen der Reifenkonstruktion
In vier Generationen entwickelte sich der Pirelli P Zero dank über 3000 massgeschneiderter Homologationen für verschiedene Automobilhersteller zum Marktführer. Die Liste der Fahrzeuge, an die dieser Reifen montiert wurde, ist lang und umfasst wahre Ikonen der Automobilwelt. Dazu gehören unter anderem die Modelle Ferrari F40, 512 Testarossa und LaFerrari, Lamborghini Countach, Diablo, Murciélago und Aventador; McLaren MP4-12C und P1; Pagani Zonda, Huayra und Utopia; Aston Martin Vanquish, DB9, V12 Vantage; sowie diverse Versionen des Porsche 911, Cayenne und Macan.
Der P Zero setzt auch heute noch den Standard für leistungsstarke Strassenreifen, wie die Vergleichstests führender Automobilzeitschriften immer wieder bestätigen. Auch bei den Innovationen von Pirelli steht der P Zero immer an der Spitze. 2019 führte er das Elect-Paket für Elektro- und Plug-in-Hybridfahrzeuge ein, das sich zum Branchenstandard entwickelte. 2023 präsentierte Pirelli den P Zero E, den ersten Ultra-High-Performance-Reifen (UHP) mit mindestens 55 Prozent bio-basierten und recycelten Materialien, der das begehrte «Triple A»-Rating des EU-Reifenlabels erhielt. Im Motorsport, aus dem er ursprünglich kommt, steht der P Zero für Spitzenleistung: von der Formel 1 bis zu allen anderen Rennkategorien.
Der Name P Zero erschien erstmals 1985 mit dem Debüt des Lancia Delta S4 Stradale. Dieser erste strassentaugliche P Zero entwickelte sich aus seinem Vorgänger, dem Reifen des legendären Lancia Delta S4 Gruppe B Rallyewagens. Aufgrund seiner technologischen Fortschritte und seine innovative Dynamik erhielt der Lancia Delta S4 einen Legendenstatus, und Pirelli war die erste Wahl, als es galt, einen Reifen zu entwickeln, der in der Lage war, eine aussergewöhnliche Performance zu bieten. Diese Anfrage löste eine Revolution in der Reifenindustrie aus und führte zur UHP-Kategorie (Ultra-High Performance).
Der P Zero markierte einen Neuanfang für Pirelli, indem er das traditionelle «P» für Pirelli mit dem Wort «Zero» verbindet. Diese Revolution brachte tiefgreifende Veränderungen in der Automobilwelt. In den 1980erJahren steigerten Turbolader und Kompressoren die Leistung von Sportwagen auf ein bisher unerreichtes Niveau. Ohne die heute üblichen elektronischen Fahrhilfen hing Haftung, Stabilität und Sicherheit entscheidend von den Reifen ab.
Pirellis Flaggschiff war damals der P7. Der erste Niederquerschnittsreifen der Geschichte war 1976 auf den Markt gekommen. Die Erfahrungen, die Pirelli mit dem P7 auf Strasse und Rennstrecke sammelte, sowie die Vision des Ingenieurs Mario Mezzanotte bereiteten den Weg für den P Zero. Das Konzept war einfach, aber bahnbrechend: die drei wichtigsten Eigenschaften eines Rennreifens in einem Profil zu vereinen. Die innere Schulter mit Rillen wie bei Regenreifen sorgte für Grip auf nasser Fahrbahn. Die äussere Schulter, inspiriert von Slick-Reifen, bot Traktion auf trockener Fahrbahn. Der mittlere Bereich der Lauffläche übernahm Elemente von Intermediate-Reifen und schuf so einen Ausgleich zwischen den Extremen. Diese kluge Kombination war innovativ und durchbrach die bisherigen Grenzen der Reifenkonstruktion. Ein Autojournalist brachte die Innovation auf den Punkt, nachdem er einen Delta S4 mit den neuen P Zero-Reifen gefahren hatte: «Hoffentlich weiss die Verkehrspolizei Bescheid», scherzte er. «Wir wollen nicht, dass man das glatte Teil mit einem abgefahrenen Reifen verwechselt!»
Pirellis Motorsport-Know-how war entscheidend, um diese fortschrittliche Technologie auf Strassenreifen zu übertragen. Ein bemerkenswerter Vorfall zeigte die Fähigkeiten des P Zero auf der Strasse: Bei der Rallye San Remo fuhr Miki Biasion mit seinem Lancia Delta S4 auf den Strassenabschnitten von Etappe zu Etappe mit Standard-P-Zero-Reifen, die noch nicht für die Öffentlichkeit erhältlich waren. Sie funktionierten so gut, dass er sie auf einer sehr nassen Etappe am Auto liess. Er gewann diese Etappe und liess seine Konkurrenten, die auf massgeschneiderten Rennreifen fuhren, hinter sich.
Der P Zero war nicht nur ein Vorreiter im UHP-Segment, sondern leitete auch Pirellis Perfect Fit-Strategie ein. Deren Ansatz ist es, Reifen auf die speziellen Anforderungen von Premium- und Prestige-Automarken zuzuschneiden. Heute umfasst das P Zero-Portfolio verschiedene Versionen, die auf unterschiedliche Fahrzeuge, Einsatzbereiche und Jahreszeiten abgestimmt sind. Von Oberklasselimousinen über Supersportwagen bis zu sportlichen SUVs bietet die P Zero Produktfamilie Sommer-, Winter- und Ganzjahresreifen. Nach dem Pionierreifen, der zunächst in Kleinserie für den Lancia Delta S4 Stradale entstand, folgte 1987 die erste Generation des P Zero für den Ferrari F40. In den kommenden Monaten wird Pirelli die mit Spannung erwartete fünfte Evolutionsstufe des berühmten P Zero präsentieren: das jüngste Kapitel einer fortlaufenden Geschichte technologischer Innovationen.