«Ein weiteres Rekordjahr» für die Auto Zürich
Posted by: Isabelle Riederer
Die Auto Zürich Car Show 2024 feierte mit 64’619 verkauften Tickets einen neuen Besucherrekord. Mit 70 Automarken kam heuer auch noch ein Ausstellerrekord dazu. Was ist das Erfolgsgeheimnis der grössten Schweizer Automesse? Ines Nägeli, Geschäftsführerin der Auto Zürich, und Karl Bieri, Präsident der Auto Zürich, geben Auskunft.
von Isabelle Riederer
AUTO&Wirtschaft: Frau Nägeli und Herr Bieri, die Auto Zürich fand dieses Mal zum 37. Mal statt und war ein voller Erfolg. Was waren Ihre persönlichen Highlights?
Ines Nägeli: Eines der grossen Highlights der diesjährigen Auto Zürich war bestimmt die wahnsinnige Markenvielfalt. Mit 70 Automarken und mehr als 80 Neuheiten konnte die Auto Zürich 2024 einen neuen Ausstellerrekord verbuchen, was uns natürlich riesig freut. Eine grosse Freude war auch die Media Stage mit über 22 Welt- oder Schweizer Premieren. Ein absolutes Highlight war das ungebrochene Interesse an der EV Experience.
Karl Bieri: Die EV Experience ist auch für mich eines von vielen Highlights der Auto Zürich 2024.
Was sind Ihrer Meinung nach die Gründe für den grossen Erfolg der Auto Zürich?
Bieri: Bei uns stehen die Autos im Mittelpunkt. Die Auto Zürich ist für die Besucherinnen und Besucher nahbar. Wir sind unserem Auftritt immer treu geblieben und legen Wert darauf, dass es eine Verkaufsmesse ist und keine Showbühne. Ich glaube, das macht die Auto Zürich so attraktiv.
Welche Trends und Innovationen standen dieses Jahr im Fokus?
Bieri: Für uns ist es wichtig, dass wir offenbleiben gegenüber neuen Technologien. Dennoch spürt man ganz klar die Stossrichtung hin zur Elektromobilität. Hierbei ist unsere Zusammenarbeit mit Avia Volt sehr spannend. Dank ihnen konnten wir nicht nur Ladestationen vorstellen und anbieten, sondern auch Dienstleistungen und Beratungen.
Nägeli: Die Kooperation mit Avia Volt ermöglichte es den Besucherinnen und Besuchern, einfach mal ein E-Auto laden zu können. Viele Konsumentinnen und Konsumenten haben immer noch Hemmungen, wenn es ums Laden von E-Autos geht. Dank Avia Volt konnten wir diese Hemmschwellen bei vielen Besuchenden abbauen.
Sie haben das grosse Interesse an der EV Experience angesprochen. Wie viele Probefahrten gab es, und gab es einen Publikumsliebling?
Nägeli: Insgesamt gab es über 1700 Probefahrten verteilt auf vier Messetage. Besonders beliebt war der Renault R5 E-Tech. Schon im Vorfeld der Messe waren die Probefahrten für den R5 innerhalb weniger Tage ausgebucht. Wir konnten dann noch einen zweiten Renault R5 organisieren, der ebenfalls in kürzester Zeit ausgebucht war. Viele Besucherinnen und Besucher nutzen die EV Experience auch, um mehrere Modelle zu fahren und zu vergleichen, oder auch einfach nur, weil sie gerne mal ein Elektroauto fahren möchten. Das ist das Geniale an der EV Experience, man kann eine enorme Vielfalt an Modellen testen, muss eder dafür bezahlen noch in eine Garage gehen oder gar eine Kaufabsicht haben.
Bieri: Und das schlägt wieder die Brücke zur Auto Zürich. Innerhalb von wenigen Minuten kann man durch eine enorme Markenvielfaltschlendern, ist anonym, und wenn man doch mehr Interesse hat, kann man sich von einem Mitarbeitenden beraten lassen. Im Grunde ist die Auto Zürich eine gute Vorbereitung für einen Besuch in der Garage oder im Autohaus. Ganz im Sinne der Auto Zürich als Verkaufsmesse.
Es wurde beobachtet, dass dieses Jahr sehr viele Besucherinnen und Besucher aus Frankreich und Italien an der Auto Zürich waren. Was könnten die Gründe dafür gewesen sein? Vielleicht auch, weil es den Autosalon Genf nicht mehr gibt?
Nägeli: Wir haben das auch festgestellt. Ich denke, es sind zwei Komponenten, die dafür verantwortlich sind. Auf der einen Seite die Media Stage, mit welcher wir auch Journalisten aus der Westschweiz und dem Tessin ansprechen, die wiederum Leserinnen und Leser aus den Grenzregionen ansprechen. Auf der anderen Seite haben wir mit unseren Newslettern mittlerweile eine grosse Reichweite, und auch auf unseren Social-Media-Kanälen erreichen wir viele Leute, die sich für Neuwagen und die Automobilbranche interessieren. Wir haben unsere Kommunikation professionalisiert und intensiviert. Vor allem die Präsentation der Neuheiten auf Social Media haben wir aktiv vorangetrieben und positives Feedback erhalten.
Bieri: Dass es den Autosalon Genf nicht mehr gibt, kann durchaus auch ein Grund sein, aber es hat auch damit zu tun, dass wir das Auto als Erlebnis zelebrieren und den Besucherinnen und Besuchern jedes Jahr etwas Neues bieten. Die Auto Zürich ist ein Erlebnis für die ganze Familie.
Apropos Besuchende, wie sieht es mit den jüngeren Generationen aus? Interessieren die sich noch für Autos und die Auto Zürich?
Bieri: Und wie! Wir hatten dieses Jahr massiv mehr junge Besucherinnen und Besucher als in der Vergangenheit. Das sehen wir anhand der Ticketverkäufe, Schülertickets bis 16 Jahren haben wir massiv mehr verkauft als in den letzten Jahren.
Können Sie sich das erklären?
Bieri: Das lag vor allem an Koenigsegg. Die Jugendlichen sind teilweise bis zu einer halben Stunde angestanden, um auch nur einen Blick auf die exklusiven Boliden zu werfen.
Nägeli: Das Interesse an Koenigsegg war gewaltig. Und wir hatten dieses Jahr mit Bertone, Pininfarina, Singer, AC Cobra, Rimac und Pagani ja noch weitere exklusive Supercar-Hersteller an der Auto Zürich, die man sonst ganz selten oder gar nie auf der Strasse sieht.
Bieri: Eine solche Breite an Supercars hatten wir noch nie an der Auto Zürich. Wir bieten ein besseres Setting als Top Cars in Monte Carlo.
Wie hat sich die Planung der Auto Zürich durch die sich ständig verändernde Automobilindustrie in den letzten Jahren verändert?
Nägeli: Heutzutage ist alles kurzfristiger. Viele Aussteller wissen teilweise noch gar nicht, ob sie bis zur Auto Zürich überhaupt Neuwagenmodelle haben, ob sie vor Ort sein werden und ob sie sie überhaupt zeigen können. Diese Kurzfristigkeit ist für uns eine grosse Herausforderung.
Bieri: Vor allem auch bei der Detailplanung ist die Kurzfristigkeit eine grosse Herausforderung. Auch wenn wir dieses Jahr im Neuwagenbereich schon sehr früh ausgebucht waren. Aber dank unserer Flexibilität können wir auch auf kurzfristige Anfragen und Wünsche reagieren.
Wie stellen Sie sicher, dass sowohl kleinere Marken als auch grosse Hersteller die gleiche Aufmerksamkeit erhalten, die sie verdienen?
Nägeli: Dank des Plug-and-Play-Konzepts können wir jeden Aussteller gleich behandeln, jeder erhält das gleiche cleane Modell und die gleiche Art der Kommunikation. Wir haben das Konzept jetzt bereits seit ein paar Jahren im Einsatz und es funktioniert sehr gut, die Akzeptanz ist grossartig und es gefällt einfach.
Wo sehen Sie die Auto Zürich in fünf Jahren? Wird sich das Konzept in Zukunft verändern?
Bieri: Nein, wir bleiben unserem Konzept treu, das macht auch den Erfolg der Auto Zürich aus. Natürlich wissen wir nicht, wie es in fünf Jahren aussehen wird, aber im Moment haben wir keinen Grund, uns zu verändern. Wir werden sicher hie und da Anpassungen vornehmen, aber das Konzept wird gleich bleiben.
Nägeli: Die Auto Zürich lebt Autos in all ihren Formen und Farben. Sie wird immer ein Erlebnis sein, das Emotionen weckt und Freude bereiten soll.