Christian Schaller und Iwag – eine Unternehmergeschichte mit Profil
Posted by: Mario Borri
Vom Jungunternehmer zum Branchenpionier: Die Geschichte von Christian Schaller und der Iwag Distribution AG zeigt, wie Leidenschaft, Mut und Innovation ein Unternehmen nicht nur aufbauen, sondern über Jahrzehnte prägen können.
Am Anfang stand ein Traum – und ein Mann, der ihn verwirklichen wollte: Christian Schaller. Heute, mit 65 (seit dem 6. Juli), blickt er auf ein Lebenswerk zurück, das beeindruckender kaum sein könnte. An Ruhestand denkt er allerdings nicht. Der Gründer der Iwag Distribution AG – heute einer der führenden Reifengrosshändler der Schweiz – bleibt seiner Firma auch nach dem offiziellen Pensionsalter erhalten. Und das ist gut so.
Geboren mit einem scharfen Sinn für Zahlen und Menschen, absolvierte Schaller nach der Berufsmittelschule ein Studium der Betriebsökonomie an der Höheren Wirtschafts- und Verwaltungsschule (HWV). Ein Auslandsemester an der renommierten University of Cambridge vertiefte nicht nur seine Fachkenntnisse, sondern öffnete ihm auch die Augen für internationale Perspektiven. England liess ihn nicht los – er blieb, lebte, lernte, arbeitete. Besonders prägend: ein Praktikum bei Avon Tyres, einem traditionsreichen britischen Reifenhersteller.
Der Aufstieg – und der mutige Schritt in die Selbständigkeit
Zurück in der Schweiz trat Christian Schaller bei Avon/Vredestein Schweiz ein – in einem Unternehmen, in dem bereits sein Vater tätig war. In nur vier Jahren stieg er zur Nummer zwei auf. Doch ein Vorfall vor einer anstehenden Kundenreise führte zur Wende: Schaller zog Konsequenzen und verabschiedete sich aus dem sicheren Angestelltenverhältnis.
1990, im Zürcher Quartier Altstetten, kaufte er einen kleinen Reifenhändler, die erste Pneu-Schaller-Filiale (heute sind es bald 6). Es war der Startpunkt einer neuen Ära – und der Beginn eines Weges, der ihn vom lokalen Händler zum nationalen Player führen sollte. Bereits kurz darauf folgte der nächste unternehmerische Impuls: Einem befreundeten Kollegen wurde gekündigt – Schaller reagierte, wie er es immer tut: schnell, überlegt, menschlich. Um ihn anstellen zu können, gründete er die Iwag.
35 Jahre Wachstum mit Haltung
Im vergangenen März feierte die Iwag Distribution AG ihr 35-jähriges Bestehen. Aus einem Zwei-Mann-Betrieb wurde ein schweizweit agierender Grosshändler mit über 50 Mitarbeitenden allein im Reifenbereich. Mit Hauptsitz in Kreuzlingen (TG) und fünf Filialen (bald sechs) gehört die Iwag zu den etablierten Kräften im Markt. Marken wie Sailun, Maxxis, Linglong, Toyo, Giti sowie verschiedene Felgenmarken finden ihren Weg zu den Kunden über das feinmaschige Vertriebsnetz der Firma.
Doch die Iwag ist mehr als nur ein Händler: Das Unternehmen hat sich einen Namen gemacht als Markenentwickler – mit Erfahrung in Positionierung, Aufbau und Vertrieb. In einem Markt, der oft durch Preiskämpfe geprägt ist, setzt die Iwag auf Differenzierung durch Qualität, Service und Nähe.
Der Slogan «Passion for your Business» ist keine leere Hülle – sondern gelebtes Credo. Das zeigt sich auch in der Firmenkultur: bodenständig, lösungsorientiert, menschlich. Eigenschaften, die direkt auf den Gründer zurückgehen.
Innovation, Nachhaltigkeit und eine klare Vision
Stillstand war nie eine Option. Unter der Führung von Christian Schaller und Geschäftsführer Filippo Covello investiert die Iwag Distribution AG kontinuierlich in Zukunftstechnologien und Nachhaltigkeit. Beispiel Kreuzlingen: Dort werden sämtliche Verpackungskartons gesammelt und dem Ostschweizer Verpackungsspezialisten Model zugeführt. Dieser verarbeitet sie zu Kartonscheiben, die bei Felgentransporten Kratzer verhindern – ein kleiner, aber wirkungsvoller Beitrag zur Ressourcenschonung und ein Materialkreislauf im eigenen Kanton. Oder der Standort Oberhasli (ZH): Hier betreibt die Iwag das erste vollautomatische Räderhotel-Robotersystem Europas. Es scannt, analysiert und reinigt Räder und Reifen selbstständig – inklusive Messung sämtlicher relevanten Reifendaten. Was heute wie Zukunft klingt, ist bei Schaller längst gelebte Realität.
Ein Unternehmer mit Rückgrat – und Herz
Christian Schaller wird in der Branche respektiert – als Macher, als Visionär, als Mensch mit Prinzipien. Wer mit ihm arbeitet, weiss: Er fordert, aber er fördert genauso. Er hört zu, denkt weiter, handelt entschlossen – und immer mit einem Blick für das grosse Ganze.
Er ist nicht nur Unternehmer, sondern auch Mentor und Vorbild. Entscheidungen trifft er nicht aus Kalkül, sondern aus Überzeugung. So wie damals, als aus einem persönlichen Gespräch eine Entscheidung wurde, die einem Menschen eine neue Perspektive gab – und der Iwag letztlich den Weg ebnete.
Heute, 2025, steht er am Steuer eines Unternehmens, das ebenso modern wie traditionsbewusst agiert. Der neue Standort nahe dem Flughafen Zürich – rund 20 Jahre nach der Verlegung des Hauptsitzes nach Kreuzlingen – ist für Schaller mehr als Expansion: Es ist eine Art Heimkehr. Eine Geschichte, wie sie nur das Leben schreibt.
Kein Ruhestand in Sicht – und das ist gut so
Christian Schaller geht nicht in Rente – er wechselt höchstens den Betrachtungswinkel. Vielleicht wird er Senior Advisor mit Ideenmandat. Vielleicht Chief Visionary Officer auf Lebenszeit. Sicher ist: Die Wirtschaft kann auf seine Expertise nicht verzichten. Und seine Mitarbeitenden, Partner und Freunde ebenso wenig. Christian Schaller ist der lebende Beweis dafür, dass Unternehmertum mehr ist als Zahlen und Strategien – es ist Haltung, Verantwortung, Leidenschaft. Und genau dafür steht die Iwag Distribution AG. Gestern, heute und morgen.
Drei Fragen an Christian Schaller und Filippo Covello
Christian Schaller, wie läuft das Reifenjahr 2025 bisher für die Iwag?
Sehr positiv. Wir haben kontinuierlich in unsere Vertriebsprozesse investiert und das Sortiment erweitert – neu etwa mit Toyo. Besonders stolz sind wir auf Sailun, die weltweit am schnellsten wachsende Reifenmarke, bei der wir Importeur sind.
Ist die Iwag bereit für die Wintersaison 2025/26 Filippo Covello?
Mehr denn je. Wir haben so früh wie noch nie bestellt, so viel wie noch nie verkauft. Schon im Mai haben wir die Weichen gestellt. Auch für einen schwächeren Winter sind wir vorbereitet – mit Vorverkäufen, Briefings und detaillierten Dokumentationen für unsere Händler.
Eine Frage an beide: Wie sehen Sie die langfristige Entwicklung des Schweizer Reifenmarkts?
Stabil, mit weiterhin hoher Nachfrage nach Premiummarken. Die grösste Herausforderung im Moment sind die hohe Sommerreifen bestände bei einzelnen Händlern. Wir bei Iwag haben das aber im Griff – und blicken zuversichtlich auf 2026.
Diesen und weitere Artikel zum Schwerpunktthema «Winterreifen» lesen Sie in der September-Ausgabe von AUTO&Wirtschaft, die in Kürze erscheint.