Branchenfahrplan zur Erreichung des Netto-Null-Ziels für Carrosseriebetriebe
Posted by: Mario Borri
Die Amag, das Bundesamt für Energie (BFE) und die Act Cleantech Agentur haben im Circle am Flughafen Zürich den ersten Branchenfahrplan der Schweiz zum Klimaschutz vorgestellt – für die Carrosseriebranche.
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Projektleiter Roger Allenspach hält den Branchenfahrplan in den Händen, beobachtet von Moderatorin Nicole Berchtold.
Von Mario Borri
Grosse Resonanz für den Branchenfahrplan der Schweizer Carrosseriebranche: Zahlreiche Fachleute strömten zur Präsentation im «the square, new mobility hub». Neben Carrosserie-Suisse-Zentralpräsident Felix Wyss folgten Vertreter aller grossen Lacklieferanten, Versicherungen, Schadensexperten, Fahrzeugdatenspezialisten, Garagisten und Carrossiers der Einladung der Amag nach Kloten.
Nach der Begrüssung durch Moderatorin Nicole Berchtold sprachen Ina Walthert, Head Group Sustainability Amag Group AG, und Oliver Stegmann, Director of Group Aftersales Amag Import, zuerst einmal über die Amag. Waltert stellte die Nachhaltigkeitsstrategie der Gruppe mit dem Netto-Null-Ziel bis 2050 vor und Stegmann erzählte von den Anfängen des Projektes und vom Amag-eigenen Reparaturnetzwerk Totalrepair. Weil Totalrepair schon immer grossen Wert auf qualitativ hochwertige sowie ressourcenschonende Reparaturlösungen lege, habe man sich entschlossen zusammen mit der Act Cleantech Agentur Schweiz AG den ersten Branchenfahrplan der Schweiz zu erarbeiten und diesen vom Bundesamt für Energie (BFE) bewilligen zu lassen, so der Amag-Aftersales-Chef.
Anschliessend stellte Rahel Liechti von Act Cleantech den Branchenfahrplan in groben Zügen vor. Das Papier, welches natürlich nicht ausgedruckt abgegeben wurde, sondern per QR-Code auf dem Smartphone angeschaut werden konnte (Code am Ende des Textes), umfasst 60 Seiten und wurde unter Projektleitung von Roger Allenspach, Senior Market Manager Accident Damage Management, Amag Import AG, und der Umweltagentur anhand sieben Pilotbetrieben in anderthalb Jahren erarbeitet. Der Branchenfahrplan basiert auf individuellen Dekarbonisierungsplänen dieser sieben Betriebe. Sowohl Garagenbetriebe mit integrierter Carosserie- und Lackierabteilung wie auch reine Carrosseriebetriebe, solche mit erst kürzlich erstellten Gebäuden oder solche mit älteren Liegenschaften und Einrichtungen, waren darunter. Ziel war es, ein repräsentatives Bild der Schweizer Carrosserie-Landschaft zu gewährleisten.
Laut Paule Anderegg, Fachspezialistin beim Bundesamt für Energie BFE, wird das Engagement der Amag sehr geschätzt. «Der Branchenfahrplan, der auf Initiative der Amag erstellt wurde, war der erste Branchenfahrplan überhaupt, den wir erhalten haben. Er hat wichtige Erkenntnisse gebracht und ist uns sehr wichtig.»
Der Branchenfahrplan enthält konkrete Massnahmen, den Branchen und deren Unternehmen dabei helfen, ihre Dekarbonisierungsziele zu erreichen. Es zeigt die typische Verteilung der Emissionen, beschreibt branchenspezifische Anlagen und listet mögliche Massnahmen auf, die umgesetzt werden können, um das Ziel der Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Der Branchenfahrplan für die Carrosseriebranche bietet insbesondere auch kleineren Betrieben mit begrenzten Ressourcen direkten Zugang zu einer typischen Treibhausgas-Bilanzierung sowie zu möglichen Massnahmen zur Reduzierung der Emissionen. Alle 130 Totalrepair-Betriebe folgen dem Fahrplan bereits, er ist aber für die gesamte Schweizer Carrosseriebranche anwendbar.
Oliver Stegmann: «Für uns ist dieser Branchenfahrplan die Basis, um wissenschaftlich fundierte und gleichzeitig in der Praxis realisierbare Umweltstandards für unser eigenes Totalrepair-Netz zu definieren.» Ausserdem sei er wichtig, um das Gespräch mit den Verbänden und weiteren interessierten Akteuren im Reparaturmarkt erneut aufzunehmen. «Wünschenswert wäre es, gemeinsam ein den Konsumenten Orientierung verschaffendes Branchenlabel für ressourcenschonende Instandstellungen von Carrosserien zu erarbeiten», so der Amag-Manager. Der Branchenfahrplan könne jetzt mit interessierten Verbänden zu einem Netto-Null-Fahrplan weiterentwickelt werden und dabei die Förderfähigkeit von technologischen Innovationen bereits integrieren. Dies eröffne auch die Möglichkeit für Fördergesuche.
Die Vertreter der Schweizer Carrosseriebranche begrüssten die Initiative der Amag für die Erstellung des Branchenfahrplans, wie sie unisono nach der Präsentation sagten. Ob das Papier irgendwann für die gesamte Branche Anwendung finden wird, ist aber fraglich. Denn unter anderem ist der Aufwand, die über 1000 Carrosserie- und Lackierbetriebe in der Schweiz beim Prozess zu begleiten, um ein mehrfaches grösser als bei 130 Totalrepair-Betrieben. Oder die Betriebe von der Konkurrenz, etwa von Emil Frey oder Merbag, werden sich hüten, ein von der Amag erstelltes Papier zu befolgen.
Der Branchenfahrplan kann mit diesem QR-Code heruntergeladen werden: