26. Oktober 2021

E-Mobilität und Reifen: Das Rad muss nicht neu erfunden werden

Die Autobauer stehen unter Strom. Markt und Politik fordern mehr Elektromobilität - und zwar schnell. Die Branche erlebt deshalb gerade den grössten technologischen Umbruch ihrer Geschichte. Was bedeutet das für die Reifenhersteller? Dieser Frage ist der Reifen-Verband Schweiz an einem Seminar in Lenzburg nachgegangen.

E-Mobilität und Reifen: Das Rad muss nicht neu erfunden werden

Pirelli Reifen mit der Elect-Markierung sind für Elektroautos massgeschneidert. Zum Beispiel für den Porsche Taycan. Bild: Pirelli

2035 könnte Schluss sein. Gemäss Plänen der EU sollen ab diesem Zeitpunkt nur noch emissionsfreie Fahrzeuge zugelassen werden. Der Verband Swiss eMobility fordert dasselbe für die Schweiz. Diese hat aber noch keinen Ausstiegstermin fixiert.

Das Kriterium «emissionsfrei» erfüllen zurzeit nur Elektroautos. Klar, dass die Autobauer primär auf diese Technologie setzen. Ein disruptiver Vorgang: Der Verbrennungsmotor, der während hundert Jahren für Antrieb auf den Strassen gesorgt hat, muss in kurzer Frist substituiert werden.

Strom statt Benzin und Diesel lautet also die Devise. Das fordert nicht nur die Autobauer. Auch die Energieversorger müssen ran. Und natürlich die Zulieferer der Automobilindustrie. Zu Letzteren gehören die Reifenhersteller. Was bedeutet es für sie, wenn immer mehr Fahrzeuge mit Elektroantrieb unterwegs sind? Der Reifen-Verband Schweiz (RVS) wollte es genauer wissen. Er lud deshalb Mitte September seine Mitglieder zu einem Seminar nach Lenzburg.

Das Rad bzw. der Reifen muss wegen der Elektromobilität nicht neu erfunden werden, die meisten E-Autos fahren heute mit konventionellen Pneus. Trotzdem forschen die Hersteller intensiv, um das Potenzial durch eine adäquate Bereifung besser auszuschöpfen. Denn der Elektroantrieb verändert einige für die Reifen wichtige Parameter.

Die drei wichtigsten: Rollwiderstand, Laufleistung (Abrieb), Reifengeräusche. E-Autos haben eine begrenzte Reichweite - das verschiebt den Entwicklungsfokus auf den Rollwiderstand; E-Autos haben ein höheres Antriebsmoment und bringen mehr Gewicht (Batterie) auf die Strasse - das erhöht den Abrieb; und E-Autos sind leiser - das verändert die Geräuschwahrnehmung im Fahrzeug. Hinzu kommt, dass die Autohersteller Druck aufsetzen: Jede Komponente des E-Autos soll dazu beitragen, Reichweite, Ökobilanz, Fahrkomfort und Rentabilität zu steigern. Denn die Konkurrenz ist gross.

Die Reifenhersteller stecken daher beachtliche kreative Energie in die Optimierung ihrer Reifen - um Energie beim E-Auto einzusparen. Zur Minimierung des Rollwiderstands optimieren sie beispielsweise die Aufstandsfläche (grössere Räder, optimierte Laufflächen). Das hat Potenzial: Ein E-Auto erzielt mit solchen Reifen drei bis vier Prozent mehr Reichweite. Allerdings stecken die Hersteller beim Rollwiderstand in einem Zielkonflikt: Weniger Rollwiderstand bedeutet oft weniger Grip. Deshalb tüfteln die Hersteller an der perfekten Gummimischung, um diesen Nachteil wettzumachen.

Um den Abrieb zu minimieren, setzen die Reifenhersteller ebenfalls bei der Gummimischung an, bezüglich Laufgeräusche bei der Reifengeometrie und der Profilaufteilung. In beiden Bereichen sind in den letzten Jahren beachtliche Fortschritte erzielt worden. So hat sich die Laufleistung eines Reifens faktisch verdoppelt, und es gibt deutlich leisere Produkte. Nicht zuletzt sind die Reifenhersteller auch bezüglich Nachhaltigkeit gefordert. Auch hier gibt es Erfolge. Der Anteil nachwachsender und recycelter Materialien im Reifen steigt, der Materialverbrauch und damit das Gewicht sinken.

Gleichzeitig befasst sich die Reifenindustrie bereits mit der nächsten Herausforderung, jener des autonomen Fahrens. Gefragt sind mit Sensoren ausgestattete Reifen, welche den Bordcomputer mit Informationen über den Zustand der Strasse und des Reifens versorgen.

Was für die E-Mobilität gilt, dürfte auch hier gelten: Das Rad bzw. der Pneu muss nicht neu erfunden, aber optimal auf die neue Technologie ausgerichtet werden. (pd/mb)

 

www.swisspneu.ch

 

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