CO2-Ausstoss von Neuwagen steigt weiter an
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Ab 2020 darf die Personenwagenflotte einer Marke im Schnitt nur noch 95 Gramm CO2 pro Kilometer ausstossen. Doch anstatt immer weniger, stossen die Neuwagen in der Schweiz immer mehr CO2 aus. Gemäss Berechnungen des Tages Anzeigers sind es im Moment 139,6 Gramm pro Kilometer, knapp zwei Gramm mehr als 2018.
Es ist ein bemerkenswerter Fakt, den die Zürcher Tageszeitung aus dem Tamedia-Verlag da an den Tag bringt. Denn CO2-freundliche Antriebe wie Elektro, Hybrid oder Erdgas boomen in der Schweiz wie nie. Alleine im September haben sich die Neuzulassungen solcher Fahrzeuge mehr als verdoppelt. Kumuliert in den ersten neun Monaten 2019 beträgt der Anstieg über 75 Prozent, der Marktanteil der Alternativen liegt bei 11,6 Prozent.
Das der durchschnittliche CO2-Ausstoss dennoch weiter ansteigt, hat mehrere Gründe. Zum einen wird der Schadstoffausstoss nach dem strengeren WLTP-Testverfahren gemessen. Zum anderen werden immer weniger Dieselautos verkauft. Und auch die steigende Nachfrage nach 4x4-Fahrzeugen, die in der Regel mehr CO2 ausstossen, dürfte eine Ursache sein.
Auch schon 2017 und 2018 war der CO2-Ausstoss angestiegen. Das nachdem er zuvor Jahr für Jahr um rund drei Prozent gesunken war, gemäss Tagi von 175 Gramm 2008 auf knapp 134 Gramm 2016. Bereits seit 2015 dürfen die CO2-Emissionen die 130-Gramm-Grenze nicht übersteigen. Die Importeure mussten jeweils Bussen bezahlen. Im letzten Jahr waren es gut 31 Millionen Franken. 2019 dürften die Sanktionen ähnlich hoch ausfallen.
Wenn es mit den CO2-Emissionen so weitergeht, wird es 2020 schwierig für die Importeure. Dann tritt der neue, stark verschärfte Zielwert von durchschnittlich 95 Gramm CO2 pro Kilometer für Personenwagen in Kraft. Der Branchenverband Auto Schweiz rechnet mit Bussen von 200 bis 300 Millionen Franken allein für 2020.
Für die Importeure verschärft sich die Lage auch deshalb, weil politisch der Wind gedreht hat. Lange Zeit durfte die Branche auf Erleichterungen hoffen, die der Bundesrat auf Verordnungsstufe beschlossen hatte. Der Plan: In die Berechnung des CO2-Ausstosses fliessen anfangs nicht alle Neuwagen ein. Ausgeklammert bleiben 2020 die dreckigsten 15 Prozent. 2021 sollen es noch 10 Prozent sein, 2022 noch 5. Durch dieses sogenannte Phasing-in verbessert sich für die Importeure die CO2-Bilanz auf dem Papier deutlich.
Nun aber hat der Ständerat im September ins neue CO2-Gesetz geschrieben, dass die Schweiz das Phasing-in «nicht später als in der EU zu beenden» hat. Der Nationalrat dürfte das bestätigen. Damit wird das Phasing-in den Importeuren nur noch 2020 helfen, die Bussenhöhe zu drücken.
Anders sieht es bei den sogenannten Supercredits aus. Hier können sich die Importeure Elektroautos bis 2022 mehrfach anrechnen lassen – was wiederum den CO2-Ausstoss der Flotte rein rechnerisch drückt. Die Supercredits gelten so auch in der EU. «Daher sollten sie bestehen bleiben», fordert Auto-Schweiz-Direktor Andreas Burgener gegenüber dem Tages Anzeiger. «Es wäre nur schwer verständlich, wenn der Nationalrat diese Regel nun zurückzöge – notabene kurz bevor sie zur Anwendung käme.»
Stossend wäre das aus Sicht von Auto Schweiz auch, weil der Bund Elektroautos «sonst kaum fördert». Anders als in vielen EU-Ländern gewähre der Bund zum Beispiel keine Kaufprämien und keine finanzielle Unterstützung beim Aufbau der Ladeinfrastruktur. (mb)