10.12.2009

Relativ stabile Restwerte

Das Neuwagengeschäft ist zwar deutlich rückläufig, der Occasionshandel ist allerdings weiterhin eine wichtige Ertragsstütze. Für 2010 gibt es keine Entwarnung.

Relativ stabile Restwerte

Neuwagenzulassungen im europäischen Vergleich * -23,4%: Prognose der Commerzbank für 2010, Quelle: EurotaxGlass's

Liebe Garagisten, es ist gut, dass unsere Branche nicht mit gebrauchten Flugzeugen handelt! Die Restwerte der Fluggeräte sind nämlich noch viel drastischer gefallen als die von Autos: So kostete eine fast neue Gulfstream V/G500 noch vor einem Jahr 42 Millionen US-Dollar. Jetzt muss man dafür aus zweiter Hand nur noch 25,4 Millionen US-Dollar bezahlen. Das sind 40 Prozent weniger.

Das ist zwar ein schwacher Trost für den Autohandel, zeigt aber, dass unterschiedliche langlebige Konsumgüter abhängig von der Nachfrage einem starken Preisverfall unterliegen können.

Die Autobranche kommt also noch einigermassen glimpflich davon. Die Ursache ist schnell ausgemacht und deutlich zu spüren – wenn auch nicht überall gleich: Die Wirtschaftskrise hat die Neuzulassungen in fast allen europäischen Ländern deutlich nach unten getrieben. Die Käufer sind einfach weniger bereit, in neue Autos zu investieren. Die Verluste zum Vorjahr belaufen sich in Europa auf bis zu 60 Prozent (Irland) im Vergleich zu 2008. Der Schweizer Markt muss mit einem Minus von zehn Prozent in diesem Jahr (ca. 260 000 Neuzulassungen) einen eher moderaten Rückgang verkraften. Dennoch sind Garagisten und Importeure davon stark betroffen. Die Planungen sehen in der Regel immer anders aus.

Erfreulich ist hingegen, die Abkopplung des Occasionsgeschäft vom Neuwagenverkauf. Hier registrierte Eurotaxglass's ein leichtes Plus gegenüber 2008. Anlässlich des Kongress' von AUTO&Wirtschaft «Verkaufen mit Gewinn» zum Auftakt der Automesse in Zürich, beleuchtete Dr. Peter Ballé, Geschäftsführer von EurotaxGlass's, die Auswirkungen des rückläufigen Neuwagenmarktes auf die Restwertentwicklung. Hinsichtlich der Entwicklung des Schweizer Marktes stellte der Marktbeobachter klar, dass sich der hiesige Markt zwar nicht völlig von der europäischen Entwicklung abkoppeln kann, dennoch sind die Auswirkungen weniger drastisch.

So konnte Ballé von einer eher positiven Stimmung im Gebrauchtwagenhandel berichten. Das Plus von 1,2 Prozent beschert den Garagisten noch positive Geschäfte. «Im dritten Quartal blieben die Standtage stabil. Zusammen mit der Restwertstabilität bleibt der Occasonsmarkt eine Ertragsstütze», stellte der Geschäftsführer fest.

Im EU-Vergleich glänzt die Schweiz mit besonders stabilen Restwerten. Der vorgestellte Dreimonats-Trend zeigt ein positives Vorzeichen. Nur im Vergleich zum Vorjahr registrierten die Marktforscher ein Minus von 1,1 Prozent. Dagegen sieht es beispielsweise in Deutschland völlig anders aus. Die Verluste bei Rückläufern aus den in den Jahren zuvor stark forcierten Leasinggeschäften verderben die Bilanzen und lassen zahlreiche Händler trotz Umweltprämie in die roten Zahlen abrutschen.

Besonders die Premiummarken erleben bei bestimmten Modellen brutale Restwertverluste, die sich in der Spitze auf bis zu 15 000 Euro pro Fahrzeug summieren können. Anders als in den meisten europäischen Staaten trägt der deutsche Handel im Leasinggeschäft dieses Risiko ganz oder teilweise alleine. Im Durchschnitt sind die Restwerte für drei Jahre alte Autos um 13,6 Prozent abgerutscht. Höhere Einbussen müssen nur die Spanier mit 23,6 Prozent verkraften. Insgesamt sind die Restwerte in Westeuropa innerhalb von zwölf Monaten um 5,8 Prozent gefallen.

Für 2010 ist leider mit keiner Entlastung zu rechnen – aufgrund des Angebotsüberschusses, bedingt durch die weiterhin hohen Überkapazitäten in der Produk­tion. Die Experten gehen auch nicht davon aus, dass sich die Nachfrage erhöhen wird.

Der Branche steht also kein leichtes Jahr bevor.

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