06.11.2009

Grosse regionale Differenzen

In der beruflichen Grundbildung schlossen die jungen Berufsleute 2009 besser ab als im vergangenen Jahr. In den vier beruflichen Grundbildungen absolvierten 2549 Kandidaten das Qualifikationsverfahren. Erstmals wurde die zweijährige Attestausbildung Automobilassistent abgeschlossen. Die kantonalen Unterschiede sind markant.

Grosse regionale Differenzen

Markante regionale Unterschiede in Theorie und Praxis: Lernende bei der Prüfung.

VON ANDREAS SENGER

 

Die Sektionen des Autogewerbeverbandes Schweiz AGVS sind föderalistisch organisiert. Jede Sektion führt die jährlichen Qualifikationsverfahren QV der automobiltechnischen Berufe entweder autonom oder im Verbund mit anderen Sektionen durch. Die schriftliche Prüfung (Berufskenntnisse schriftlich) ist für alle Sektionen dieselbe. Hingegen haben im Rahmen des Prüfungsreglements die Sektionen freie Hand in der Ausgestaltung bei der praktischen Prüfung.

Schwaches Tessin

Bei der Analyse der Resultate stellt man grosse regionale Unterschiede fest. Beim Beruf mit der grössten Zahl von Lehrabgängern (Automechanikern leicht) haben in der Sektion Emmental/Oberaargau mit 97,2 Prozent anteilsmäs­sig am meisten Kandidaten die Prüfung als Ganzes erfolgreich abgeschlossen. Im Tessin hingegen waren nur knapp 60 Prozent erfolgreich. Gesamtschweizerisch haben 80,2 Prozent der Kandidaten die Hürde des Qualifikationsverfahrens geschafft.

 

Baselbieter gute Praktiker

Vergleicht man die Schlussnoten bei der praktischen Prüfung, ergeben sich ebenfalls markante Unterschiede. Mit 4.95 im Durchschnitt schlossen die Kandidaten im Kanton Baselland ab. Im Kanton Waadt hingegen betrug die Durchschnittsnote 4.23. In der Berufskunde (schriftlicher und mündlicher Teil) schlossen im Kanton Zug die Prüflinge mit 4,73 im Schnitt am besten ab. Im südlichsten Kanton betrug der Notendurchschnitt lediglich 3,97. Bei der zahlenmässig zweit grössten Ausbildung (Automonteur leicht) mit 1044 Kandidaten betrug die Erfolgsquote gesamtschweizerisch knapp 89 Prozent. Auch hier sind Differenzen auszumachen: Die beste Durchschnittsnote bei den praktischen Prüfungen wurde mit 4,73 in Bern (Bern sowie Emmental/Oberaargau) realisiert. Mit 4,1 wurde die Leistung im Berner Seeland bewertet. Bei den schriftlichen und mündlichen Prüfungen schloss der Kanton Zug mit 4,6 am besten, der Kanton Fribourg mit 3,45 am schlechtesten ab. Erstmals wurden auch die Absolventen der zweijährigen Attestausbildung geprüft. Über 94 Prozent der 290 Prüflinge waren erfolgreich.

 

Ursachenforschung

Der Grund für die grossen Notenunterschiede liegt im helvetischen System: Trotz Qualitätssicherungssystemen (Q-Systeme) in Werkstätten, ÜK-Centern (überbetriebliche Kurse) und Berufsfachschulen zeigen sich demografische sowie regionale Unterschiede. Obwohl sich die Berufsbildung in der Schweiz gegenüber dem Ausland auf noch erfreulich hohem Niveau befindet, sind die Unterschiede in den verschiedenen Landesteilen doch bemerkenswert. Bildung lässt sich nicht in ein Q-System quetschen. Die Motivation und Leistungsbereitschaft der Lernenden und der Ausbildungsverantwortlichen entscheidet schlussendlich, wie erfolgreich die zwei-, drei- oder vierjährige berufliche Grundbildung abgeschlossen wird.

 

Unrühmliche Sparmassnahmen

Die Tatsache, dass in der Schweiz im Vergleich mit dem Ausland die Bildungsausgaben tief sind, zeigt die Effizienz unseres Systems. Doch wird weiterhin die Zitrone ausgequetscht. Die kantonalen Budgets für die Berufsbildung werden zum Teil von Jahr zu Jahr gekürzt.  Dass das Autogewerbe mit seinen technisch hoch stehend technischen Produkten allerdings auf ausgewiesene Fachleute angewiesen ist, liegt auf der Hand.

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