06.11.2009

So geht’s doch nicht!

Da verstehe einer unsere «Glorreichen 7» im Bundeshaus zu Bern: Sie beschliessen Konjunkturprogramme für Hunderte von Millionen Steuerfranken – und gleichzeitig plant einer dort Massnahmen, die einem der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes enorm schaden würden.

So geht’s doch nicht!

FRANZ GLINZ, Wirtschaftsjournalist und profunder Kenner der internationalen Automobilbranche «Gerade die Wirtschaftskrise sollte auch grüne und rote Politiker gelehrt haben, dass Jobs verloren gehen, wenn weniger Autos gekauft werden.»

Da verstehe einer unsere «Glorreichen 7» im Bundeshaus zu Bern: Sie beschliessen Konjunkturprogramme für Hunderte von Millionen Steuerfranken – und gleichzeitig plant einer dort Massnahmen, die einem der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes enorm schaden würden.

 

Sie beklagen die steigende Arbeitslosigkeit. Und Wirtschaftsministerin Doris Leuthard lässt sich bei jeder Gelegenheit beinahe weinerlich über die hohe Jugend-Arbeitslosigkeit aus, die bekämpft werden müsse. Und noch einen Kampf verspricht die CVP-Frau zu führen: den gegen die Hochpreisinsel Schweiz. Ist ja alles recht und gut. Doch:

 

Gleichzeitig kommt Leuthards Bundesratskollege Moritz Leuenberger mit Plänen an die Öffentlichkeit, die unserem Autogewerbe massiv schaden würden: Eine Strafsteuer für Neuwagen, welche den ab 2015 gültigen CO2-Grenzwert von 130 g/km um ein paar Gramm überschreiten. Kommt Leuenberger damit durch, wird das auch ganz normale Familienautos um Tausende von Franken verteuern, wie der «Blick» errechnet hat.

 

Bei den Autos darf die Schweiz offenbar eine Hochpreisinsel sein. Nicht wahr, Frau Leuthard?  Gerade die Wirtschaftskrise sollte auch grüne und rote Politiker gelehrt haben, dass Jobs verloren gehen, wenn weniger Autos gekauft werden. Die Schweizer Zulieferer der Autoproduzenten weltweit demonstrieren es gerade auf dramatische Weise. Kurzarbeit und Stellenabbau prägen die Branche, die in guten Zeiten 16 Milliarden Franken Umsatz generiert und über 30‘000 Menschen Arbeit gibt.

Nur ein paar Beispiele: Kurzarbeit bei den Autozulieferern Rieter, Georg Fischer, bei Tornos im Jura, wo Arbeitsplätze eh rar sind. Kurzarbeit bei Dätwyler, bei Feintool in Biel, beim einstigen Vorzeigeunternehmen Komax (Kabelmaschinen), bei Schmolz+Bickenbach in Luzern (Edelstahlprodukte), bei der Ems-Gruppe (Kunststoffe), bei sia Abrasives (Schleifsysteme) in Frauenfeld waren zeitweise fast alle 650 Mitarbeiter auf Kurzarbeit gesetzt.

 

Die Liste könnte beliebig fortgesetzt werden. Sie zeigt: Unsere Regierenden sollten das Automobil mehr zu schätzen wissen. Sie sollten jene, die sie herstellen – von Asien über Europa bis Amerika – pfleglich behandeln, damit die Aufträge für unsere Zulieferindustrie in vollem Umfang zurückkommen, wenn es den Fahrzeugproduzenten wieder gut geht.

 

Aber leider werden die Aufträge nicht zurückkommen, wenn unser Bundesrat derart wirtschafts- und autokonsumfeindliche ­Signale in Ausland aussendet wie jetzt gerade Moritz Leuenberger mit seinen ökologisch motivierten Preistreiber-Plänen. Die Autobauer sind nicht auf unsere Teilzulieferer angewiesen. Auch anderswo gibt es solche, die um Aufträge buhlen.

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