25.10.2010

Fremdsprachen sind wichtiger denn je

In der Schweiz arbeiten zahlreiche Fachkräfte aus dem Ausland. Sie verdienen überdurchschnittlich viel und unter­scheiden sich in ihren Bedürfnissen und Ansprüchen wenig oder gar nicht von einem solventen Schweizer. Das heisst, sie brauchen eine schöne Bleibe, wollen gut versichert sein und eine anständige Garderobe tragen. Und: Die meisten von ihnen kaufen hier ein Auto. Sofern der Verkäufer denn in der Lage ist, sie in einer ihnen geläufigen Sprache zu beraten.

Fremdsprachen sind wichtiger denn je

Für Binelli & Ehrsam sind englischsprechende Kunden eine wichtige Zielgruppe. Deshalb ­arbeiten im Verkauf und im Kundendienst mehrere Personen, die Englisch können. Einige von ihnen beherrschen ausserdem Französisch, Italienisch oder Spanisch, was ­natürlich ebenfalls nicht schaden kann.

Der Bankensektor, die Versicherungsbranche und der Pharmabereich: Das sind nur drei Beispiele für Schweizer Wirtschaftszweige, die laufend ausländische Fachkräfte rekrutieren. Laut eines Berichts der Handelszeitung arbeiten alleine beim Basler Chemiekonzern Roche Leute aus 70 Ländern. Weil sich Englisch als Ausdrucksweise der Globalisierung etabliert hat, unterhalten sich die meisten von ihnen in dieser Sprache. Auch wer morgens in Zürich mit dem Tram unterwegs ist, hört je nach Route mehr englische als deutsche Dialoge.
Ein Grossteil der ausländischen Fachkräfte arbeitet in hohen Lohnklassen. Schliesslich hat man sie geholt, weil es hierzulande gerade keine gleichwertige Besetzung gab und Geld war neben all den anderen Annehmlichkeiten unseres Landes schon immer ein gutes Lockmittel. Kombiniert bedeutet das also: In der Schweiz sind sehr viele Leute tätig, die kein Deutsch reden, aber trotzdem ein dickes Portemonnaie haben. Und dieses öffnen sie nicht nur gerne, wenn es darum geht, eine schöne Wohnung zu haben…

50 englische Anrufe pro Woche
Beim Autohaus Binelli & Ehrsam in Zürich melden sich regelmässig Kunden, die sich für ein Auto in einer hohen Preisklasse interessieren, diesen Wunsch aber nicht in Deutsch mitteilen können. «Die meisten von ihnen reden Englisch», erklärt ­Beatrice Tremp, Assistentin der Geschäftsleitung und im Normalfall der erste Kontakt für die Kundschaft. Sie schätzt, dass pro Woche mindestens 50 Leute anrufen, die ihre Anfrage in Englisch übermitteln. Dazu kommen noch zahlreiche Besucher im Autohaus. Selbst Franzosen oder Italiener setzten oft auf Englisch, weil sie in erster Linie nicht gerne Deutsch reden würden. Englisch sei hinter Deutsch jedenfalls die am zweithäufigsten gewählte Sprache in der Kundschaft.
Viele Mitarbeitende von Binelli & Ehrsam sprechen Englisch. Einige so gut, dass sie zumindest verstehen, was der Kunde will und ihn an die zuständige Person weiterleiten können. Andere wiederum beherrschen die Sprache sogar perfekt. Wie der Verkaufsberater Ronald Studer. Für ihn sei das lebenswichtig, denn rund 30 Prozent seiner Kundschaft sind englischsprechend. «Ich verkaufe mindestens zehn Autos pro Jahr alleine dank meiner Sprachkenntnisse», erklärt er und fügt an: «In der Regel handelt es sich dabei um die teureren Modelle unserer Haus­marke BMW.»

Wachsende Kenntnisse im Betrieb
Früher musste Ronald Studer oft auch Anfragen bearbeiten, die gar nicht den Verkauf betrafen. Weil im Kundendienst fast niemand Englisch konnte, liefen beispielsweise Terminvereinbarungen für den Reifenwechsel über ihn. Mittlerweile sieht das aber anders aus, denn viele Kundendienstmitarbeiter haben sich weitergebildet und jene, die neu dazugekommen sind, bringen aus der Ausbildung fundierte Kenntnisse mit. Die können sie auch gut brauchen, denn oft gehen ausländische Kunden von Binelli & Ehrsam ­einfach davon aus, dass Englisch gesprochen wird: «Für sie ist das eine Selbstverständlichkeit», sagt Ronald Studer.
Diese Haltung könnte man natürlich als arrogant bezeichnen. Fakt ist aber, dass besonders in den Ballungszentren immer mehr internationale Leute arbeiten und leben. Ob man diese als Kunden will, soll jeder Betrieb für sich selbst entscheiden. Wenn ja, braucht es auf alle Fälle den einen oder anderen Mitarbeiter, der fähig ist, Beratungsgespräche in Englisch durchzuführen. Denn in Zukunft wird der Anteil ausländischer Fachkräfte in der Schweiz kaum abnehmen.

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