AXA Mobilitätstacho: Alltagshürden bremsen E-Autoboom
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Auch wenn die Zahl der E-Auto-Kaufwilligen stark rückläufig ist: Rund 60 Prozent der Schweizer Bevölkerung können es sich laut des neuesten AXA Mobilitätstachos des grundsätzlich vorstellen, ein E-Auto anzuschaffen. Was es nun braucht, ist die rasche Eliminierung konkreter Hindernisse.
Im Vergleich zur letztjährigen Befragung geben deutlich weniger Personen an, als nächstes Auto ein E-Auto kaufen zu wollen. Waren es 2023 noch 34 Prozent, sind es dieses Jahr nur noch 23 Prozent. Mehr als die Hälfte der Autokaufwilligen plant hingegen, sich einen Benziner zuzulegen. Das zeigen die Resultate des neuesten Mobilitätstacho der AXA in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut Sotomo.
Allerdings: Im Gegensatz zur konkreten Kaufüberlegung ist die grundsätzliche Offenheit gegenüber dem E-Auto-Kauf im Vergleich zur letztjährigen Befragung stabil geblieben. Rund 60 Prozent der Personen, die angegeben haben, sich in Zukunft ein Auto kaufen zu wollen, können es sich vorstellen ein E-Auto anzuschaffen. Für rund einen Viertel kommt es nicht in Frage.
«Die rückläufige Popularität von E-Autos scheint also mehr mit konkreten Hürden als mit einer gestiegenen ideologischen Ablehnung zusammenzuhängen», erklärt Michael Hermann, Leiter von Sotomo. Je rund die Hälfte der Befragten geben an, es brauche für sie zwingend Verbesserungen bei der Reichweite der E-Autos, der Lademöglichkeiten und beim Kaufpreis, damit sie sich in Zukunft ein E-Auto kaufen. Dies deutet auf ein grosses ungenutztes Potenzial der Elektromobilität hin.
Bei E-Autos hat sich bisher kein grosser Occasionsmarkt etabliert. Während derzeit 45 Prozent der Besitzenden eines Verbrenners diesen gebraucht gekauft haben, sind es bei den E-Auto-Besitzenden erst neun Prozent. Auch viele potenzielle E-Auto-Käuferinnen und -Käufer stehen dem Occasionkauf eines E-Autos skeptisch gegenüber.
Der mit Abstand am weitesten verbreitete Vorbehalt betrifft die Batterie. 68 Prozent der angehenden E-Auto-Käuferinnen und -Käufer geben an, sich um die Batterielebensdauer und -qualität zu sorgen. Dahinter folgen die Schwierigkeit, den Fahrzeugzustand einzuschätzen (38 %), Bedenken hinsichtlich technologischer Neuheit der Autos (27 %) und eine geringere Auswahl an Modellen (24 %).
Um dem grössten Vorbehalt von Kaufinteressierten entgegenzuwirken, gibt es seit einiger Zeit die Möglichkeit, sich vor dem Occasionsverkauf ein Batteriezertifikat ausstellen zu lassen. Solche Zertifikate können den aktuellen Zustand einer E-Auto-Batterie herstellerunabhängig zertifizieren.
«Ein Batterietest, zu dem beispielsweise die AXA ihren Kundinnen und Kunden vereinfacht Zugang bietet, gibt Gewissheit über den Zustand des oftmals teuersten Bauteils eines Elektroautos», erklärt Jérôme Pahud, Leiter Mobilitätsversicherungen und Mitglied des AXA Kompetenzzentrum Mobilität. Dieses aktuell noch eher unbekannte Angebot würde bei vielen die Bereitschaft erhöhen, sich ein gebrauchtes E-Auto zu kaufen.
Das wäre nicht zuletzt wünschenswert, weil der Anteil an geleasten Autos bei den E-Autos mit 23 Prozent derzeit etwa doppelt so hoch ist wie der von Verbrennern, der bei 11 Prozent liegt. Entsprechend viele E-Autos werden am Ende der Leasingzeit auf den Gebrauchtwagenmarkt kommen.
Eine ausreichende Ladeinfrastruktur ist essenziell, um die Nutzung von E-Autos im Alltag praktikabel und bequem zu gestalten. Der Zugang zu privaten Parkplätzen mit Ladestationen zuhause ist zentral, damit sich die Menschen ein Leben mit einem E-Auto vorstellen können. Ohne mindestens eine Ladestation zuhause können es sich nur wenige vorstellen, ein E-Auto zu besitzen.
Doch hier besteht eine Kluft zwischen Wohneigentümerinnen und Mietern. Letztere können aktuell nicht ohne die Zustimmung der Vermieterschaft eine Ladestation installieren. Zudem verfügen Mietwohnungen wohl generell seltener über geeignete Parkplätze für Ladestationen als Eigentumswohnungen. Folglich besitzt nur bei drei Prozent der Mietenden mindestens eine Person im Haushalt ein E-Auto, während es bei den Eigentümerinnen und Eigentümern 14 Prozent sind. Mietende planen auch seltener den Kauf eines E-Autos.
Diejenigen, welche den Umstieg auf E-Mobilität gewagt haben, sind zufrieden. 80 Prozent der E-Auto-Besitzenden wollen sich beim nächsten Autokauf wieder ein E-Auto zulegen. Personen, die bereits einmal ein E-Auto gefahren sind, schätzen sowohl den Fahrspass als auch den Fahrkomfort deutlich höher ein als Personen, die noch nie am Steuer eines E-Autos sassen.
Förderungen durch die Politik können helfen, die Elektromobilität voranzutreiben. In der Schweizer Bevölkerung polarisieren sie. «42 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer wünschen sich eine stärkere finanzielle Förderung der E-Mobilität durch die Politik. Gleichzeitig ist ein Drittel für weniger Förderung», so Michael Hermann. Die Förderung privater Ladestationen findet die grösste Unterstützung. 43 Prozent der Befragten befürworten diese Massnahme. Auch Kaufsubventionen für E-Autos finden einen gewissen Anklang und werden von 29 Prozent der Befragten befürwortet.
Obwohl mehr Personen für eine verstärkte Förderung der E-Mobilität sind als für eine Abschwächung, geht es aktuell politisch in die entgegengesetzte Richtung. In den nächsten Jahren plant der Bundesrat mit der Einführung einer Ersatzabgabe für Fahrzeuge mit alternativen Antrieben die nächste Verteuerung der E-Mobilität. Überraschenderweise sind jedoch auch E-Auto-Besitzende eher für als gegen die Ersatzabgabe. E-Autofahrende sind also dazu bereit, für die Strasseninfrastruktur zu bezahlen und wünschen sich ausserdem auch eine gut ausgebaute Infrastruktur für den Individualverkehr. Einem Verbrenner-Verbot, wie es die EU erlassen hat, stehen hingegen noch weniger Personen positiv gegenüber als in der letztjährigen Befragung (33 % gegenüber 38 %).
Bei der Coolness und dem Ansehen können E-Autos im direkten Vergleich mit Verbrennern mithalten: Ein Drittel sieht eher E-Autos als Statussymbole an, ein Drittel schreibt dies eher Autos mit Verbrennungsmotoren zu. Von einem Imagevorsprung gegenüber Verbrennern profitieren E-Autos hingegen nicht. Die Befragten schätzen das Image der beiden Antriebsarten bei der Schweizer Bevölkerung als sehr ähnlich ein. Rund 60 Prozent der Befragten bewerten das Image von E-Autos und von Autos mit Verbrennungsmotor als positiv. «Trotz intensiver Klima-Debatten geniessen Autos mit Verbrennungsmotoren also immer noch ein gutes Image bei den Schweizerinnen und Schweizern», so die Einschätzung von Michael Hermann.
Der Zuspruch der Schweizer Konsumentinnen und Konsumenten ist dem Autoland Deutschland weiterhin sicher. Deutschland ist unter den Befragten mit grossem Abstand das beliebteste Herstellerland – sowohl bei E-Autos als auch bei Verbrennern. 82 Prozent der Personen, die den Kauf eines E-Autos planen, geben an, sich den Kauf eines E-Autos einer deutschen Automarke vorstellen zu können. Bei künftigen Besitzenden eines Verbrenners sind es mit 79 Prozent fast genauso viele. Dahinter folgen in absteigender Reihenfolge Schweden, Japan, Frankreich, Italien und Südkorea.
Insgesamt ist China das mit Abstand unbeliebteste Herstellerland von E-Autos. Nur 17 Prozent der angehenden E-Auto-Käuferinnen und -Käufer kann sich den Kauf eines chinesischen Wagens vorstellen. Nach den Gründen gefragt, sind die meistgenannten Faktoren unabhängig vom Auto: politische Differenzen zur Regierung des Landes (43 %), schlechte Arbeitsbedingungen (38 %) und negative Umweltauswirkungen bei der Produktion (32 %). Nur 14 Prozent nennen schlechte Qualität als (Mit-)Grund, kein chinesisches E-Auto kaufen zu wollen.
Diese Erkenntnisse sprechen dafür, dass chinesische E-Autos es auf dem Schweizer Markt schwerhaben dürften – selbst wenn sie konkurrenzfähige Wagen produzieren. Chinesische Hersteller sind hierzulande allerdings auch noch weitgehend unbekannt. Der mit Abstand am häufigsten genannte Vorteil von chinesischen E-Autos ist der tiefe Kaufpreis. 71 Prozent der Befragten, die sich den Kauf eines chinesischen E-Autos vorstellen können, haben den Preis als Grund angegeben. (pd/mb)