«Die Vielfalt macht die Auto Zürich so einzigartig»
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Mit mehr als 60 Automarken, zahlreichen Premieren, Spezialitäten und Erlebnissen feierte die 36. Ausgabe der Auto Zürich erneut Rekorde und Erfolge. Die Automesse ist Publikumsmagnet für Gross und Klein. Was die Auto Zürich so besonders macht, erklärten Ines Nägeli, Geschäftsführerin der Auto Zürich und Karl Bieri, Präsident der Auto Zürich, im Interview. Ausserdem gibt es eine Rückschau einiger Aussteller.
Ines Nägeli und Karl Bieri an der Auto Zürich 2023.
Interview: Isabelle Riederer / Bilder: Auto Zürich
AUTO&Wirtschaft: Frau Nägeli und Herr Bieri, was ist das Erfolgsgeheimnis der Auto Zürich?
Karl Bieri: Ich glaube, es sind zwei Säulen, die den Erfolg der Auto Zürich ausmachen. Einerseits haben wir seit der ersten Ausgabe unser Preisstruktur nicht verändert. Andererseits haben wir auch unser Plug&Play-Konzept beibehalten bzw. immer wieder neu aufgebaut und konzipiert. Das sind sicherlich zwei wesentliche Faktoren, die Jahr für Jahr dafür beigetragen haben, dass die Auto Zürich ein Erfolg wurde. Hinzukommt auch, dass wir sehr gut vernetzt sind. Wir kennen die Branche sehr gut und das Schweizer Autogewerbe steht hinter uns, das macht ebenfalls viel aus.
Andere Automessen kämpfen nach wie vor ums Überleben. Was macht die Auto Zürich so besonders?
Ines Nägeli: Nebst all den Dingen, die Karl Bieri bereits erwähnt hat, ist es auch die Vielfalt, die die Auto Zürich so besonders macht. Wir hatten dieses Jahr über 60 Automarken an der Auto Zürich, das ist neuer Rekord! Im internationalen Vergleich ist das gewaltig. Die Zusage so vieler Marken, zeigt uns auch, dass sie hinter der Auto Zürich und unserem Konzept stehen. Die Auto Zürich ist auch deshalb besonders, weil wir stets auf dem Boden geblieben sind. Wir haben uns Schritt für Schritt weiterentwickelt und immer nur so das angeboten, wie wir auch halten konnten. Ein fairer Umgang mit unseren Ausstellern ist uns unglaublich wichtig.
Karl Bieri: Die Vielfalt war dieses Jahr wirklich unglaublich – von Caterham, über Morgan, bis hin zu Hypercars, Supercars, Kleinwagen und Elektrofahrzeuge. Diese Durchmischung von Neuwagen aller Preisklassen, über Spezialitäten, die man selten auf den Strassen sieht, bis hin zu Classic Cars – das ist das, was die Besucher wollen und schätzen.
Aber man hört immer wieder, dass die Hersteller ihre Modelle mittlerweile lieber individuell und digital inszenieren, als an Messen teilzunehmen. Spüren Sie das auch?
Karl Bieri: Nein, wir spüren das nicht. Das liegt aber auch daran, dass wir nicht direkt mit den Herstellern zusammenarbeiten, sondern mit den Importeuren bzw. mit den Schweizer Markenvertretungen und Garagen. Eine Teilnahme als Aussteller an der Auto Zürich kann sich eine lokale Markenvertretung dank unserem attraktiven und fairen Pricing leisten, eine Teilnahme an einem grossen internationalen Autosalon ist für eine Schweizer Garage unbezahlbar – selbst die Hersteller sind mittlerweile nicht mehr gewillt, soviel Geld auszugeben. Hinzukommt, dass eine Messe einfach eine andere Plattform bietet, als nur eine digitale Inszenierung. Bei uns kann man in die Autos einsteigen, man spürt sie, man sieht sie und man bekommt ein Gefühl für sie – digital ist das nicht möglich. Als Besucher geniesst man an der Auto Zürich auch eine gewisse Anonymität. Man kann sich in Ruhe alle Fahrzeuge anschauen, vergleichen und wer möchte auch gleich kaufen.
Die IAA Mobility in München hat sich von der Automesse zu Erlebnismesse gewandelt – selbst die Stadt München macht mit. Wäre das auch eine Idee für die Auto Zürich?
Ines Nägeli: Eine Automesse ist eine Automesse! Natürlich bieten wir auch Erlebnisse an, bestes Bespiel ist unsere EV Experience, wo in diesem Jahr 22 rein elektrische Fahrzeuge für Probefahrten zu Verfügung standen. Zu unsere grossen Freude war das Interesse der Besucher an der EV Experience riesig, manche Probefahrten bei bestimmten Fahrzeuge waren schon bei der Ankündigung fast ausgebucht. Das ist sicherlich einmalig und in einer Innenstadt kaum durchführbar. Das Konzept der IAA in München mit mehreren Standorten und mit Volkfest-Charakter ist zwar interessant, aber für uns undenkbar. Wir konzentrieren uns auf das, was wir gut können und wobei wir erfolgreich sind und das ist, eine Automesse zu organisieren. Ob wir in Zukunft andere Konzepte mitaufnehmen und die Vielfalt anreichern werden, das lassen wir gerne noch offen.
Automessen sorgen gerade bei Klimaaktivisten für rote Köpfe. Es gab immer wieder Protestaktionen. Haben Sie Verständnis für solche Anliegen?
Ines Nägeli: Für das Thema haben wir grosses Verständnis, aber nicht für die Aktionen. Ich finde solche Aktionen kontraproduktiv. Die Klimaaktivisten haben eigentlich eine gute und wichtige Botschaft, aber mit solchen Aktionen senden sie gänzlich die falschen Signale, schüren lediglich Aggressionen und wecken Unverständnis. Natürlich kann man Protestaktionen nie ganz verhindern, aber wir sind gut vorbereitet und wir haben ein sehr hohes Sicherheitsdispositiv.
Frau Nägeli, Sie sind jetzt seit mehr als einem Jahr bei der Auto Zürich als neue Geschäftsführer mit an Bord. Wir haben Sie sich eingelebt?
Ines Nägeli: Ich habe mich sehr gut eingelebt. Auch weil ich von Karl mit offenen Türen und Büchern empfangen wurde. Ich habe komplette Einsicht in alle Bereiche erhalten. Wir führen eine unglaublich offenen und direkten Kommunikation, was ich sehr schätze. Karl hat mich bis jetzt in fast alle seine Geschäftsgeheimnisse eingeweiht. Er hat aber ein sehr gutes Verhandlungsgeschick, das er mir noch nicht verraten wollte (lacht), aber das kommt bestimmt noch. Ich lerne sehr viel von ihm, er ist stets an meiner Seite, gibt mir aber auch gleichzeitig den Freiraum, den ich brauche. Wir haben gute und konstruktive Gespräche, auch wenn es darum geht neue Konzepte auszuarbeiten oder einzuführen. Mit der nächsten Generation kommen neue Herausforderungen auf uns zu, mit neuen Hilfsmitteln und neuen Social-Media-Kanäle. Ich bin sehr dankbar, dass Karl mir hier die Unterstützung und Offenheit entgegenbringt, die es benötigt.
Herr Bieri, wie schwierig ist es für dich das Steuer der Auto Zürich aus der Hand zu geben?
Karl Bieri: Es ist überhaupt nicht schwierig für mich, auch weil Ines einen wunderbaren Job macht und wir ein grossartiges Team sind. Für mich ist es sehr wichtig, dass ich weiss, das es einfach gut funktioniert. Dadurch haben meine Frau Doris und ich auch mehr Zeit, uns um andere Dinge zu kümmern.
Frau Nägeli nach einem Jahr als Geschäftsführer der Auto Zürich. Hat sich Ihre Begeisterung für die Automobilbranche verändert?
Ines Nägeli: Ich glaube, ich sehe die Branche und die Autos mittlerweile aus einer anderen Perspektive. Natürlich drehe ich mich auch heute noch um, wenn ich ein Auto mit einem tollen Motor höre – mit dem Unterschied, dass ich heute erkenne, um was für einen Motor es sich handelt (lacht). Ich bin nach wie vor ein Autofan, doch mit meiner Funktion an der Auto Zürich, habe ich viele Facetten kennengelernt, die ich als normaler Autofahrerin nie wusste. Dadurch habe ich gemerkt, dass ich noch faszinierter bin von der Branche und den Fahrzeugen.
Was waren Ihre persönlichen Highlights an der Auto Zürich 2023?
Ines Nägeli: Da gab es viele Highlights. Einerseits das grosse Interesse der Aussteller und Besucher an der Auto Zürich, andererseits die Vielfalt und unsere neue Mediastage, die ein absolutes Highlight war. Das grosse Interesse an der EV Experience zählt ebenfalls zu meinen persönlichen Höhepunkten und natürlich die Ausstellung zum 60-jährigen Jubiläum von Lamborghini.
Karl Bieri: Ein Highlight war sicher, dass wir Fisker als Aussteller hatten. Das Interesse an Fisker war enorm. Die Probefahrten mit dem neuen rein elektrischen SUV Ocean von Fisker, waren innert weniger Stunden nach Aufschaltung komplett ausgebucht. Die Vielfalt hat mich ebenfalls begeistert. Wir hatten Rennautos, Classic Cars und eine Vielzahl an einzigartigen Simulatoren, das war grossartig.
Die Vielfalt bezieht sich nicht nur auf die Anzahl Fahrzeuge und Marken. An der Auto Zürich gibt es aber auch eine grosse Classic Car Show. Funktioniert die Kombination aus alt und neu?
Ines Nägeli: Wir haben für alle Platz. Jedes Modell, ob alt oder neu, mit Verbrennungsmotor, elektrisch oder Hybridantrieb hat seine Daseinsberechtigung. Autos wecken Emotionen und das ist, was die Leute begeistert und zur Auto Zürich bringt. Es braucht alles an einer Automesse.
Man hört immer wieder, dass sich junge Generationen nicht mehr für Autos interessieren. Spüren Sie das auch?
Ines Nägeli: Nein, wir stellen das nicht fest. Wir erreichen die jungen Leute aktuell vor allem über unsere Social-Media-Kanäle. Wir sind mittlerweile sehr aktiv auf TikTok und Instagram und erreichen dort eine sehr junge und aktive Generation. Dadurch stellen wir fest, dass die jungen Leute nach wie vor Interesse an Autos und auch der Auto Zürich haben. Wir sehen auch, dass die jungen gleich in ganzen Gruppen kommen und einfach Freude daran haben, dass sie die Autos hier sehen, anfassen und sich reinsetzen können.
www.auto-zuerich.ch
Hier gehts zur grossen Rückschau!