Innovative Fahrzeug-Getriebe
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In jedem Kalenderjahr werden von CTI (Car Training Institut) zwei grosse, internationale Getriebesymposien organisiert. Anfangs Dezember ist jeweils Berlin der Austragungsort und im Mai/Juni Detroit in den USA. Symposien sind in der Automobilindustrie heute wichtig geworden, denn sie dienen einerseits dem Gedankenaustausch zwischen den Forschungs- und Entwicklungsingenieuren und zeigen auf der anderen Seite den Stand der Technik.
Die Pausen dienen häufig der Diskussion und dem Studium von Modellen in der Ausstellung des Symposiums.
VON ANDREAS LERCH
Die Elektrifizierung des Antriebsstrangs ist ein wegweisendes Thema in der Automobilindustrie. Rund 50 Prozent der rund 650 Teilnehmer des diesjährigen 8. Internationalen CTI Symposiums «Innovative Fahrzeug-Getriebe» gaben in einer Umfrage an, sich intensiv mit dem Thema zu beschäftigen. Für weitere 15,4 Prozent der befragten Getriebe- und Antriebsexperten ist die Elektrifizierung sogar zentral oder das einzige Thema. Konventionelle Mehrstufengetriebe werden noch von 19,3 Prozent als eine Getriebetechnologie in einer elektrifizierten Zukunft angesehen.
Doppelkupplungsgetrieben gehört die Zukunft
Automatisierten Schaltgetrieben (AMT) geben die Experten keine langen Überlebenschancen mehr. Fast 50 Prozent gehen davon aus, dass AMTs als erstes vom Markt verschwinden werden. Über 30 Prozent sehen der Zukunft von stufenlosen Getrieben (CVT) pessimistisch entgegen. Doppelkupplungsgetriebe (DCT) und Automatikgetriebe (AT) werden dagegen eine wichtige Rolle im Antriebsstrang übernehmen. Die Potenziale zur Treibstoffeinsparung von DCTs betonte auch Prof. Dr. Leopold Mikulic (Daimler AG). Werde beispielsweise das hauseigene CVT bei Frontquerantrieben wie der Mercedes-Benz A- und B-Klasse durch ein DCT ersetzt, könnten fünf Prozent Treibstoff eingespart werden. Das DCT habe Vorteile gegenüber dem CVT wegen der geringeren Komplexität und dem konzeptbedingt besseren Wirkungsgrad, so Mikulic.
Die Bemühungen nach Treibstoffeinsparungen werden auch bei Daimler Trucks ernst genommen. Georg Weiberg, Vice President bei Daimler Trucks (Daimler AG) erklärte, dass neben dem Trend zu Direktganggetrieben mit 12 oder 16 Gängen und Spreizungen bis 17 auch bei Nutzfahrzeugen die «sinnvolle Hybridisierung» an Bedeutung gewinnen würde. Parallelhybride bei Bussen und Lastwagen im Stadt- und Verteilerverkehr seien sinnvoll. Im Fernverkehr bringe ein Hybrid als Mild-Version fünf bis sechs Prozent weniger Treibstoffverbrauch, wenn man die Energie von Anpassungsbremsungen und -beschleunigungen rekuperiere und den Nebenaggregaten elektrisch zur Verfügung stelle.
Auch wenn die europäischen Getriebebauer vor allem den Doppelkupplungsgetrieben sehr gute Aussichten für die Zukunft ausstellen, wurden am Symposium auch Weiterentwicklungen bei den CVT-Getrieben und sogar die Toroid-Getriebe erneut vorgestellt. Ob sich diese Getriebe trotz ihrer Nachteile im Wirkungsgrad wirklich etablieren können, bleibt hingegen abzuwarten.