Nichts gelernt?
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Anlässlich der Motorshow in Shanghai konnte die Autoindustrie endlich wieder das tun, was sie am besten kann: Wachstumsszenarien zelebrieren. Diese Übung kennt man aus den vergangenen fetten Jahren zur genüge. Die Freude war aufgrund des weltweiten Booms sicher berechtigt.
«Die Anbieter stürzen sich auf das Land der Mitte als den künftigen grossen Automarkt der Welt.» Ralph M. Meunzel, Chefredaktor AUTOHAUS Deutschland.
Es ist allerdings noch kein Jahr her, da den Managern das Lachen deutlich vergangen ist. Rat- und Führungslosigkeit breitete sich aus. Rückläufige Zahlen oder Verluste kannte man – von Ausnahmen abgesehen – schon lange nicht mehr. Das Geschäft kannte nur eine Richtung: nach oben. Auf die teilweise brutalen Einbrüche auf den Weltmärkten reagierte man deshalb absolut überrascht. Die hohen zweistelligen Einbrüche in den USA, Europa und Russland haben so manchem Hersteller wieder auf die Erde geholt.
Aus dieser Entwicklung hat man anscheinend nichts gelernt: Kaum zieht der Markt in China nach der Baisse im zweiten Halbjahr 2008 wieder an, werden die Absatzpläne wieder verdoppelt, hehre Ziele verkündet und neue Werke geplant. Die Anbieter stürzen sich auf das Land der Mitte als den künftig grössten Automarkt der Welt. Dabei ist der Preiswettbewerb für das junge Autoland bereits ziemlich intensiv und es sind so gut wie alle Hersteller bzw. Marken vertreten. Gleichzeitig wollen die heimischen Hersteller ihr Billigimage ablegen und setzen verstärkt auf Qualität, um mit den Automultis gleichzuziehen. Man hat lange genug zugeschaut und weiss inzwischen, was Premiumqualität bedeutet. Die Regierung fördert die chinesischen Hersteller gleichzeitig nach Kräften. In diesem Jahr werden Geely, Chery und Co. bereits ihren Marktanteil auf insgesamt über 30 Prozent steigern.
Bei den internationalen Autobauern wäre eine gedämpfte Euphorie also besser angebracht als der Bau von Luftschlössern.