10.12.2009

Jürg Rothen über fehlende Konsequenz in der Schweiz

Uns selber erlösen!

Jürg Rothen über fehlende Konsequenz in der Schweiz

Ein ereignisreiches Jahr geht zu Ende. Bald schreiben wir das Jahr 2010. Über zweitausend Jahre nach Christus! Und trotzdem sind wir immer noch nicht fähig, die einfachsten politischen und gesellschaftlichen Probleme zu lösen – trotz immenser technischer und (schein-)intellektueller Fortschritte.

So diskutieren wir seit Monaten, wie mit Krawallmachern an öffentlichen Anlässen umzugehen ist. Eine griffige Lösung ist genau so wenig in Sicht, wie eine Einigung darüber, wer die Sicherheitskosten zu tragen hat. Aber wir fliegen auf den Mond und können jederzeit von überall drahtlos telefonieren.

Noch viel weniger Lösungen haben wir für die unsäglichen jugendlichen Schläger, die aus purer Langeweile wehrlose Opfer halb oder ganz tot schlagen.

Es ist deswegen nur logisch, dass wir auch keine Antwort haben, wenn wir von ausländischen Staaten erpresst und lächerlich gemacht werden. So passt es auch, dass das Militär abgeschafft werden soll. Das Gewaltmonopol liegt beim Staat – auch was die Armee angeht. Und da der Staat dieses Recht nicht nutzt – und offensichtlich nicht einmal beabsichtigt, es jemals zu nutzen – sind die Forderungen nach Abschaffung nur verständlich.

Der selben Logik unterliegt die Tatsache, dass wir im Genfer CERN einen Teilchenbeschleuniger bauen,
um irgendwann nachweisen zu können, dass bei der Schaffung der Erde Gott seine Hände NICHT im Spiel hatte. Wir können nur hoffen, dass dieser Beweis schon bald erbracht wird. Denn auch nach zweitausend Jahren haben wir es nicht wirklich geschafft, Staat und Religion wirklich und klar zu trennen.

Wir bringen es nicht einmal fertig, dass Religionen nebeneinander leben können. Wie auch, wenn es bis heute selbst im christlichen Glauben so sinnfreie Dinge gibt, wie die Unfehlbarkeit des Papstes oder das Zölibat!  Ich will es höflich formulieren: Es ist einfach nur lächerlich. An der Grenze zu widerlich.

Wieso um Gottes Willen ist es nach dieser gigantischen Entwicklung in den letzten zweitausend Jahren nicht möglich, mit gesundem Menschenverstand Probleme zu lösen? In wenigen Tagen sitzen wir abends wieder alle unter dem Baum und feiern die Geburt des scheinbaren Erlösers. Tatsache aber ist:

Von den riesigen Bergen von Mist die uns umgeben, müssen wir uns selber erlösen! Dazu braucht es Konsequenz. Konsequenz im Denken, beim Handeln und beim Durchsetzen. Lassen Sie mich  etwas provokativ darstellen, was Konsequenz bedeuten würde:

Wer öffentlich Krawall macht
oder andere ohne Not schlägt, wird umgehend weggesperrt. Und zwar für längere Zeit. Konsequenterweise wird auf diese Weise das Risiko für diese Art von «Spass» zu gross.

Wer falsch parkt,
bezahlt 1000 Franken. Konsequenterweise wird nicht mehr falsch geparkt.

Fahrzeuge, die schneller als 140 km/h schnell sind, dürfen in der Schweiz nicht mehr zugelassen werden. Konsequenterweise wird nicht mehr zu schnell gefahren.

Und es geht noch provokativer:

Die Schweiz ist neutral. Als neutraler Staat liefert sie entweder allen anderen Staaten Waffen, oder eben keinem. Nur das ist konsequent.

Entweder dürfen alle Weltreligionen in der Schweiz ihre Symbole bauen, oder eben keine.

Entweder liefern wir allen ausländischen Behörden unsere Bankdaten, oder eben keinen.

Konsequenz ist unangenehm und braucht Mut, aber sie schafft Transparenz und löst Probleme.

Deswegen werden wir (konsequenterweise) auch in 2000 Jahren noch unter dem Baum sitzen und dieselben Probleme haben.

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