Wie kamen Sie durchs Krisenjahr 2009?
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Viele, sehr viele der rund 5500 Schweizer Garagisten und Autohändler litten dieses Jahr unter der wirtschaftlichen Krisenstimmung. Wir haben in einigen Betrieben herumgefragt, wie sie 2009 erlebten.
«Mercedes sind halt für 20 Jahre gebaut.» Kenny Eichenberger, Eigentümer von Kenny’s Auto Center.
VON FRANZ GLINZ
Zuerst war es eine grosse Finanzkrise, dann wuchs sie sich zur weltweiten Wirtschaftskrise aus. Verursacht haben sie einige hundert Banker und Spekulanten mit ihrer Gier und Boni-Sucht. Und sie haben Millionen von Konsumenten die Kauflust verdorben. Das spürt auch der Schweizer Automobilhandel.
Unselige Rabattkultur
«Wir haben zwei einigermassen krisenresistente Marken», sagt Heinz Faust, Eigentümer und Geschäftsführer der Garage Faust AG in Hinwil ZH mit 14 Beschäftigten. Deshalb darf der Hyundai- und Citroën-Händler einräumen, dass er 2009 anzahlmässig gegenüber 2008 weniger als 10 Prozent eingebüsst hat. «Aber», so Faust, «beim Umsatz haben wir stark verloren. Wir verkauften mehr kleine statt grössere Autos.» Man müsse für den gleichen Umsatz viel mehr Aufwand betreiben als früher. Aufs JahresEndergebnis drücke sodann der Umstand, dass heute weitgehend nur noch mit Prämien, Rabatten, Aktionen und Preisnachlässen aller möglicher Art verkauft werden könne. «Das hat sich so stark aufgebaut, über die ganze Kette vom Hersteller über den Importeur bis zum Vertreter, wie ich es in meiner 25-jährigen Tätigkeit noch nie erlebt habe. Die Kunden hinterfragen heute auch noch das beste Angebot, da ist nichts mehr heilig.» Das heisst: extremer Margendruck. Den Occasionsmarkt erlebte Faust 2009 etwas positiver, wobei sich Gebrauchte mit grossvolumigen Motoren und viertürige Limousinen nur schwer verkauften. Gut war die Auslastung der Werkstatt.
Schwieriger Markt
Nichts schönreden mag auch der sonst chronische Optimist Kenny Eichenberger, Eigentümer von Kenny`s Auto Center in Wettingen AG mit rund 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Besonders beim Verkauf von Mercedes-Neuwagen, aber auch bei Occasionen, spürte er die krisenbedingte Kunden-Verunsicherung. Eichenberger: «Einen so abrupten Einbruch des Neuwagenverkaufs wie seit März dieses Jahres habe ich noch nie erlebt, und ich bin seit 30 Jahren im Geschäft.» Mit 12 bis 13 Prozent weniger Verkäufen rechnet er im ablaufenden Jahr. «Manche meiner Kunden warten mit einem Neukauf ab», weiss Eichenberger. «Ihr ‹altes› Auto sei ja noch gut genug. Mercedes' sind halt für 20 Jahre gebaut.» Bei den teuren Autos sei der Markt schwierig geworden. Dafür laufen auch bei Eichenberger Werkstatt und Spenglerei gut. Ein Effekt davon, dass Leute ihre Autos länger halten. Weniger Sorgen macht Eichenberger der Smart. Bei den vier Niederlassungen, deren Verkaufszahlen er überblickt, soll es 2009 nur sehr geringe Einbussen geben.
Jahresziel erreichen
Nicht gross klagen mag Geschäftsführer Bruno Meier vom Skoda Center (AMAG) in Winterthur ZH mit 12 Beschäftigten. Er ist zuversichtlich, dass sein Betrieb das Jahresziel von rund 300 verkauften Neuwagen auch 2009 erfüllen wird. «Wir haben im heutigen wirtschaftlichen Umfeld mit eingebrochenem Markt sogar Marktanteile gewonnen, also haben wir vieles richtig gemacht», freut sich Meier. Froh ist der Mann, dass Skoda «nie auf das Pferd mit Prämien, Rabatten und Ähnlichem aufgestiegen ist». Meier weiter: «Ich sage den Leuten jeweils, man solle nicht Rabatte und Prämien anderer Anbieter als Vergleich heranziehen. Vergleichen Sie, was Sie schliesslich zum Endpreis bekommen.» Meier bestreitet nicht, dass in der Wirtschaftskrise 2009 mehr preisgünstige und somit margenschwächere Skoda-Sondermodelle verkauft wurden als in früheren Jahren.
Was sagt Meier zu seinem Occassionsmarkt? «Gar nicht so schlecht.» Zum Werkstattbetrieb? «Der ist voll.» Zum Jahresendertrag «seines» Betriebs kann Meier noch nichts sagen. Man habe dieses Jahr das Buchhaltungssystem umgestellt, so dass sich 2008 und 2009 nicht vergleichen lassen. «Aber ich gehe davon aus, dass wir beim Ertrag nicht wesentlich schlechter sind als 2008.»
Krisenfeste Kundschaft
Dass Willy Egger mit seiner Garage Egger AG in Dietikon ZH (Nissan, 22 Beschäftigte inkl. 5 Lehrlinge) relativ gut übers Rezessionsjahr 2009 kam, liegt zu einem guten Teil daran, dass sein über 70 Jahre alter Betrieb eine stabile Stammkundschaft hat, ein krisenresistenteres Segment etwas älterer Leute mit stabilen Finanzen. Egger: «Etwa 50 Prozent der Verkäufe laufen bei uns über persönliche Kundenkontakte. Das sind Kunden, die kaufen bei uns, weil sie weiterhin unseren guten Aftersales-Service wollen. Da spielen Rabatt und Prämien keine entscheidende Rolle.» Bei der anderen Kundenhälfte teilweise schon, das bestreitet Egger nicht.
Zu den verkauften Stückzahlen und dem Firmenertrag 2009 räumt Egger ein, dass das 2008er-Resultat nicht erreicht wird: «Wir rechnen bei beiden Faktoren mit etwa fünf Prozent Minus.» Dies, obwohl die PW-Verkäufe im zweiten Halbjahr, seit ihm der Nissan Qashqai in genügender Menge geliefert wird, schön angezogen haben. Besonders erfreulich lief laut Egger der Verkauf von Nissan-Nutzfahrzeugen bis 3,5 Tonnen, das Baunebengewerbe, von der Rezession wenig betroffen, brauchte solche Fahrzeuge.
Wenn die Aussagen der von uns Befragten repräsentativ sind, dann geht es der Branche nächstes Jahr wieder besser:
• Heinz Faust erwartet einen Teilschub 2010 und einen wesentlich stärkeren 2011 mit neuen, noch ökologischeren Modellen.
• Kenny Eichenberger: «Ich bin sehr zuversichtlich, dass sich die Wirtschaft und damit auch die Konsumlust der Leute im kommenden Jahr langsam erholt.»
• Bruno Meier: «Nach einem harzigen Jahresbeginn wird es branchenweit etwas anziehen. Für unsere Marke sehe ich Licht am Horizont mit der Einführung des Superb Kombi.
• Willy Egger: «Ich bin zuversichtlich, dass wir im Autogewerbe von einem Nachhol- und Ersatzbedarf profitieren werden. Zudem kommen von vielen Herstellern neue Produkte, das belebt den Markt. Ich rechne für 2010 beim Schweizer Neuwagenmarkt mit einem Plus von fünf Prozent gegenüber Vorjahr.
www.faustauto.ch