Hardware-Nachrüstungen für Diesel: Erste Genehmigung liegt vor
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In Deutschland streiten Politik und Autobauer seit Monaten erbittert über Nachrüstlösungen für ältere Diesel, um Fahrverbote zu verhindern. Wie autohaus.de berichtet, können betroffene Autofahrer ihre Wagen nun umrüsten lassen - aber längst nicht alle Modelle.
Nach langer Wartezeit können die ersten Besitzer von Diesel-Pw mit der Abgasnorm Euro 5 ihre Autos nachrüsten, um so Fahrverbote in Deutschland zu vermeiden. Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) erteilte nach monatelangen Verzögerungen die erste Allgemeine Betriebserlaubnis zur Dieselnachrüstung, wie autohaus.de berichtet.
Diese betrifft nach Darstellung des Bamberger Technologie-Anbieters Dr Pley Nachrüstsätze zunächst für Volvo-Modelle. Demnächst seien Genehmigungen auch für Fahrzeuge von Daimler und BMW zu erwarten. Die Systeme werden vom Zulieferer und Pley-Partner Bosal produziert und vertrieben. Das Bundesverkehrsministerium bestätigte, dass das erste Abgasnachrüstsystem vom KBA gebilligt worden sei und weitere folgten. Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer erwartet aber keinen Ansturm.
Der ADAC forderte, dass nach den ersten Genehmigungen schnell weitere Systeme «für möglichst alle betroffenen Fahrzeuge» folgen. «Die Unsicherheit der betroffenen Dieselfahrer dauert schon viel zu lange an», sagte eine ADAC-Sprecherin in München: «Wichtig ist es nun, dass die Kostenfrage schnell geklärt wird. Es kann nicht sein, dass der Verbraucher auf den Kosten sitzen bleibt.»
In Deutschland sind weit mehr als fünf Millionen Diesel-Pw mit der Abgasnorm Euro 5 auf den Strassen unterwegs. Wegen des hohen Ausstosses von Stickoxiden (NOx) sind sie an vielen Orten von Fahrverboten bedroht. Auch mit Nachrüstungen der Abgasreinigungdirekt am Motor soll dies verhindert werden. Die Kosten für die Umrüstung wurden in der Vergangenheit auf etwa 3000 Euro pro System geschätzt. Einige Autobauer haben zugesagt, sich an den Kosten zu beteiligen.
Dudenhöffer sprach von einem wichtigen Beitrag - mit allerdings überschaubaren Effekten. «Es wird keinen grossen Run auf Nachrüstungen geben», sagte der Direktor des CAR-Instituts an der Universität Duisburg-Essener der Deutschen Presse-Agentur. Die Nachrüstung helfe Autofahrern und Städten. Auch für Händler seien positive Effekte zu erwarten, weil ein stärkerer Wertverfall verhindert werde: «Wir hätten das zwölf Monate früher haben können, wenn sich der Verkehrsminister nicht so umständlich angestellt hätte.»
Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) und auch die Hersteller hatten sich lange gegen Hardware-Nachrüstungen gesträubt, dann aber im vergangenen Jahr einen Kompromiss für die Finanzierung erzielt. Allerdings machen nicht alle mit. Mitte Mai hatte Scheuer seine Zweifel noch bekräftigt. Er sei gespannt, ob Hersteller von Nachrüstsets ihre Zusagen einhalten und liefern können. Die Grünen hatten Scheuer schon in der Vergangenheit vorgeworfen, das «Thema Hardwarenachrüstungen sehr erfolgreich sabotiert» zu haben. Die Mittelständler habe Scheuer mit Auflagen und Haftungsfragen so überladen, dass diese den Anforderungen kaum gerecht werden könnten.
Die Umrüstungen am Motor sind Teil eines Massnahmenpakets der Regierung für bessere Luft. Nach den Vorgaben des KBA dürfen die umgerüsteten Autos im Realbetrieb noch 270 Milligramm Stickoxid je Kilometer ausstossen, um von Fahrverboten verschont zu werden. Das KBA habe dem Nachrüstsatz für Volvo-Modelle mit 2,0- beziehungsweise 2,4-Liter-Dieselmotoren der Abgasnorm Euro 5 eine Betriebserlaubnis erteilt, bestätigte der Anbieter Dr Pley. Dies umfasse die Volumenmodelle XC60, XC70, S60, V60. Für Daimler-Modelle werde eine KBA-Erlaubnis zum 31. Juli erwartet, für BMW-Modelle zum 15. August. (pd/mb)