02.06.2009.

Die Chemie stimmte von Anfang an

Exklusives Interview mit Olivier Métraux und Sandro Piffaretti. Der Zusammenschluss von Derendinger und Métraux Services (Technomag) zur «Swiss Automotive Group» – unter Wahrung der bisherigen Marken und des Fi­lialnetzes – eröffnet ein neues Kapitel im Schweizer Zulieferer-Markt. Mit einem Umsatz von rund einer halben Milliarde Franken wird die Swiss Automotive Group zum fünftgrössten Anbieter der freien Ersatzteilbranche in Europa.

Die Chemie stimmte von Anfang an

Herr Piffaretti, Herr Métraux: Wie wurde die Idee vom Zusammenschluss Ihrer beiden Unternehmen geboren? Wer kam auf wen zu?

 

Sandro Piffaretti: Das ist eine gute Frage! (Mit einem breiten Lächeln in Richtung Olivier Métraux) Wir haben beide den Anspruch, die Idee gehabt zu haben. Und wir beide sendeten Signale aus.

 

Olivier Métraux: Nachdem beide von uns ­Signale gesendet und empfangen hatten, traf man sich. Und sofort wurden die Überlegungen viel konkreter.

 

Wann genau wurde der Funke dieser Idee geboren?

 

Piffaretti: Ein ganz wichtiges Gespräch fand bereits am vorletzten Automobilsalon statt, bei einem Glas Mineralwasser.

 

Warum haben Sie beide diese Fusion gewollt?

 

Piffaretti: Fusion ist nicht das richtige Wort… vielmehr würden wir es einen Zusammenschluss nennen, ein Zusammengehen. Beide Unternehmer führen ihr Vermögen zusammen. Wir sind jetzt voneinander abhängig.

 

Métraux: Ein sehr wichtiger Punkt ist das Vertrauen. Denn ohne Vertrauen könnte so etwas gar nicht zu Stande kommen. Wir hatten bei unseren Treffen gegenseitig sehr viel Respekt – doch die Chemie stimmte von Anfang an. Die menschliche Ebene war eine entscheidende Voraussetzung.

 

Wie wurde die Ankündigung des Zusammenschlusses intern aufgenommen?

 

Kurt Schnyder: Nach der offiziellen Verlautbarung via Pressemeldung wurden die Kader beider Firmen informiert – zuerst noch getrennt. Am Abend sind dann alle Kaderleute von Derendinger und Métraux am selben Ort zusammengekommen.

 

Métraux: Das war ein erstaunliches Erlebnis. Innert weniger Minuten haben sich die Leute vermischt. Wir fühlten sofort: Das gibt eine Familie!

 

Piffaretti: Dabei waren wir echt erstaunt, wie viele Filialleiter der ehemaligen Konkurrenzbetriebe einander schon kannten.

 

Gab es keine Ängste?

 

Métraux: Wir versuchen das zu verhindern. Deswegen müssen wir auch jetzt noch ständig kommunizieren. Die Leute wollen natürlich wissen, was auf sie zukommt. Darum sind wir jetzt zu dritt auf Tournee durch alle Filialen. Es ist wichtig, dass die Leute sehen, wie wir gemeinsam unterwegs sind. Wir gehen bewusst zu den Leuten und reden mit allen, nicht nur mit den Kadern.

 

Piffaretti: Die meisten Ängste gab es naturgemäss dort, wo wir jetzt zwei Filialen an einem Ort haben. Aber auch dort muss sich niemand Sorgen machen, da das komplette Filialnetz erhalten bleibt. Vielmehr sehen wir mittelfristig potenzial für zusätzliche Filialen.

 

Am Ende geht es bei diesem Zusammenschluss also um den Gewinn von Marktanteilen?

 

Métraux: Natürlich sagen wir nicht nein, wenn das möglich ist. Im Zentrum steht für uns bei dieser Entscheidung aber der Kunde. Im Grunde investieren wir mit diesem Zusammenschluss in die Zukunft unserer Kunden.

 

Piffaretti: Das ist in der Tat wichtig! Dies ist eine rein auf den Kunden ausgerichtete Strategie. Schon früher haben wir uns nicht bekämpft, sondern sogar gegenseitig beliefert – und hatten Erfolg damit. Das zeigt: Wir denken nicht nur an morgen, sondern auch an übermorgen!

 

Herr Métraux, Herr Piffaretti – Sie sind beide starke und charismatische Persönlichkeiten. Wie wird Ihr Zusammenspiel in Zukunft funktionieren?

 

Piffaretti: Das hat sehr viel mit gegenseitigem Respekt und mit Vertrauen zu  tun. Wir müssen jetzt sehr viel Vertrauen ineinander haben – und natürlich auch in Herrn Kurt Schnyder, unseren CEO.

 

Warum war der Zeitpunkt jetzt reif für den Zusammenschluss?

 

Piffaretti: Noch vor zwei bis drei Jahren hätte das gar nicht funktionieren können, weil wir operativ viel mehr belastet waren. Es hätte uns beiden schlicht die Zeit gefehlt, um so ein Ding auf die Schiene zu bringen.

 

Métraux: Unsere Aufgabe ist es, die Firmen für die Zukunft fit zu machen – und genau das haben wir jetzt gemacht.

 

Was bedeutet in dieser Branche «fit für die Zukunft» zu sein?

 

Piffaretti: «Verfügbarkeit» heisst das Zauberwort in diesem Geschäft. Und Vielfalt. Beides können wir jetzt unseren Kunden, den Garagisten, in einem noch höheren Masse anbieten als bisher, denn unsere Sortimente ergänzen sich. Das wichtigste Argument heisst Kundennähe. Unsere Kundennähe ist unsere Stärke und unser Vorteil gegenüber den Dealern. Wir wollen unsere Kundennähe behalten und sogar noch verstärken.

 

Warum macht der Auftritt unter verschiedenen Marken Sinn?

 

Métraux: Weil dahinter intakte Kundenbeziehungen stecken. Es wäre dumm, diese zu stören, indem man die Filialen umbenennt.

 

Piffaretti: Die künftige Konstellation zwischen den Marken Derendinger und Technomag ist eine Form von interner Konkurrenz, die wir für sehr gesund halten. 

 

Schnyder: Die Situation ist in etwa vergleichbar mit einem Formel 1-Team, das mit zwei Wagen an den Start geht: Wir sind ein Team, doch beide Piloten versuchen das Maximum aus ihrem Boliden herauszuholen.

 

Wundert es Sie, dass Sie das Zusammengehen von Derendinger und Métraux Services immer wieder erklären müssen?

 

Schnyder: Diese Frage habe ich mir schon oft gestellt. Warum muss man einen derart logischen Schritt so intensiv erklären?

 

Piffaretti: Wir suchen den langfristigen Erfolg. Nur das ist entscheidend!

 

Métraux: Wir wollen mit der Swiss Automotive Group natürlich schon auch Value schaffen – aber mit dem Business und nicht mit irgendeinem Finanz-Trick.

 

Warum ticken die meisten Firmen heute nicht so? Warum gibt es nicht mehr Lösungen à la Derendinger/Métraux?

 

Piffaretti: Da spielen sehr viele Faktoren eine Rolle. Aber ganz am Anfang geht es um das Ego. Man muss es fertig bringen, sich anzunähern.

 

Métraux: Das ist ein sehr wichtiger Aspekt. Denken Sie mal an die Voraussetzungen: Jeder von uns, Sandro Piffaretti und ich, hat schon alles: eine Firma, ein Vermögen. Er kann selber entscheiden. Dennoch haben wir beide beschlossen, unsere Unternehmen zusammenzuführen und damit einen Teil unseres Einflusses abzugeben. Freiwillig, aus reiner Überzeugung.

 

Sie gaben der Zukunft Ihrer Firma Vortritt vor dem eigenen Ego?

 

Métraux: Diese Frage kann man am besten mit einer Gegenfrage beantworten: Was ist wichtiger, die Zukunft von mehreren Tausend Angestellten oder die Egos von zwei Leuten?

 

Rechnen Sie noch mit Problemen bei der, technisch betrachtet recht komplizierten, Abwicklung des Zusammenschlusses?

 

Métraux: Wir haben Respekt vor dieser Aufgabe. Es muss noch viel Arbeit erledigt werden. Aber wir sind sehr zuversichtlich…

 

Piffaretti: …und natürlich top motiviert!

 

www.swissautomotivegroup.ch

www.derendinger.ch

www.metraux.com

www.technomag.ch 

 

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