Bestandesaufnahme der Marktsituation
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Zum dritten Quartal präsentieren die Marktanalysten von EurotaxGlass's eine Auswertung der aktuellen Marktsituation und stellen fest: Taktische Tageszulassungen belasten Neuwagenverkäufe.
Von Manuela Diethelm
Im Vergleich mit dem europäischen Umfeld floriert der Fahrzeugmarkt in der Schweiz. Nach sich überschlagenden Rekordmeldungen dank attraktiver Preise für Neuwagen folgte im September ein erstes, aber massives Minus im Vergleich zum Vorjahr: -20,1 Prozent. Doch auch mit diesem passiven Monat, der mit dem Inkrafttreten des revidierten CO2-Gesetzes zu erwarten war, ergeben die kumulierten Verkäufe noch ein Plus von 3,8 Prozent (618'590 PW; +22'300 PW).
Die Marktanalysten von EurotaxGlass's nennen als Gründe für den florierenden Schweizer Personenwagenmarkt die stabile inländische Wirtschaft, der florierende Arbeitsmarkt, das hohe Lohnniveau, die anhaltende Zuwanderung sowie das hohe Durchschnittsalter des hiesigen Fahrzeugbestandes und die Fixierung des Wechselkurses zum Euro. Und sie rechnen vor, wie die Listenpreissenkungen einzelner oder aller Modelle die Preisentwicklung der gesamten Modellpalette beeinflussen: Besonders bei Infiniti (-18%), Chevrolet (-11,4%) und Audi (-11%) sind die Durchschnitts-Verkaufspreise 2012 massiv gesunken.
Nur wenige Marken können es sich im aktuellen Marktumfeld leisten, ihre Preise zu erhöhen. Hierzu zählen Nissan (+0,4 %), Bentley (+0,6 %), Porsche (+0,8 %), Honda (+1,2 %) und Land Rover mit seinem Erfolgsmodell Evoque (+4 %), die gleichzeitig auch eine beeindruckende Wachstumsrate verzeichnen: Mit 2667 PW ein Plus von 129,7 Prozent.
So kam es nicht zuletzt zu einer Neuordnung der Marktanteile im Neuwagenmarkt: Zum Beispiel fiel Renault, einer der Vorjahressieger, auch im dritten Quartal weiter ab, hat mittlerweile mit 12'361 PW ein Minus von 8,4 Prozent verzeichnen müssen. Citroën (-4,6 %) ist sogar ganz aus den Top-10 gefallen, wo dafür Toyota (+2,8 %) wieder mitmischt. Die Spitze dominieren drei Marken aus dem Volkswagen-Konzern mit einem Gesamtmarktanteil von 28,2 Prozent: Volkswagen (31'823 PW, +7,5 %), Audi (16'449 PW, +22,2 %) und Škoda (14'239 PW, +11,6 %).
Trotz der CO2-Gesetzgebung steigt der Anteil vierradgetriebener Neuwagen weiter stark an (+24,0 %). Für Urs Wernli, Zentralpräsident AGVS, Autogewerbeverband der Schweiz, gleicht sich diese Entwicklung aus: «Die Nachfrage nach Allradfahrzeugen verläuft im Gleichschritt mit dem Trend zum Downsizing und mit der Nachfrage nach mit Dieselmotoren betriebenen Neuwagen (+19,3 %). Ebenfalls im zweistelligen Prozentbereich wächst zudem die Flotte alternativ angetriebener Fahrzeuge (+19,8 %). Gesamthaft resultiert eine kontinuierliche Reduktion des Durchschnittsverbrauchs und der CO2-Emissionen.»
Die vor Inkrafttreten der CO2-Gesetzgebung markant erhöhten Tageszulassungen belasteten im dritten Quartal sowohl die Neuzulassungen als auch den Occasionsmarkt. Gemäss Dr. Peter Ballé, Geschäftsführer von EurotaxGlass's Schweiz, «ist die Situation zwar nicht derart dramatisch wie in Deutschland, wo derzeit fast ein Drittel aller Neuwagen über taktische (Tages-)Zulassungen mit hohen Preisnachlässen auf dem Occasionsmarkt landet. Trotzdem wurden die Margen in einzelnen Fahrzeugsegmenten auch hierzulande durch die Flut junger Gebrauchter regelrecht kannibalisiert.»