29.03.2011

«Wir haben hohe Erwartungen an den Salon 2011»

Seit über einem Jahr ist Rechtsanwalt Diego De Pedrini Geschäftsführer des SAA (Swiss Automotive Aftermarket), in dem sich über 80 namhafte Unternehmen aus der Schweizer Garagenzulieferbranche mit einem Umsatz von rund zwei Milliarden Franken zusammen­geschlossen haben. Für den SAA und De Pedrini ist der Genfer Automobilsalon und insbesondere die Halle 7 ein wichtiger Fixpunkt im Geschäftsjahr. Im Interview spricht De Pedrini über das vergangene Jahr 2010, die künftigen Herausforderungen für die SAA-Mitglieder und den Automobilsalon 2011.

«Wir haben hohe Erwartungen an den Salon 2011»

«Roadpricing, Offroader-Initiative bzw. deren ­Gegenvorschlag und Umweltzonen sind Beispiele für negative Entwicklungen, die es unserer Branche schwer machen.» Diego De Pedrini, Geschäftsführer SAA.

Mit Diego De Pedrini sprach Lukas Hasselberg

AUTO&Wirtschaft: War das Jahr 2010 für den Schweizer Aftermarket erfolgreich?

Diego De Pedrini: Seit dem markanten Tiefpunkt Anfang 2009 kannte die Konjunkturentwicklung im Aftermarket grundsätzlich nur eine Richtung: nach oben. Im ersten Quartal 2010 hatten die Werte bereits wieder durchschnittliches Niveau erreicht. Nachdem Umsatz und Beschäftigungslage bereits ansprechend waren, stimmten Mitte 2010 endlich auch die Erträge. Am Ende des letzten Jahres waren schliesslich alle drei Parameter auf sehr gutem Kurs.

Welche Geschäftsbereiche liefen gut, welche weniger gut?

Der SAA ermittelt die Entwicklungen quartalsweise mittels einer Konjunkturumfrage. Eine Aufschlüsselung in verschiedene Bereiche erfolgt jedoch nicht, so dass keine Daten vorliegen, wie die einzelnen Fachgruppen abgeschnitten haben. Was jedoch gesagt werden kann, ist, dass die im Nutzfahrzeugsektor tätigen Firmen besonders stark gelitten haben. Die Neuimmatrikulationen von leichten Nutzfahrzeugen haben im 2010 noch nicht das Niveau von 2008 erreicht und bei den Schweren lagen die Werte Ende des letzten Jahres gar um einen Drittel unter jenen von 2008. Unternehmen, welche z.B. Spezialausrüstungen für diese Fahrzeuge liefern, hatten einen schweren Stand. Besser lief es hingegen für die Ausrüster von Nutzfahrzeuggaragen. Ganz allgemein verzeichneten Firmen, die im Bereich der Wartung von Fahrzeugen tätig sind, grundsätzlich gute Ergebnisse. Zudem nützte der relativ frühe und heftige Wintereinbruch dem Reifen- und Ersatzteilgeschäft.

Was für Trends kann man erkennen?

Konjunkturell kann vorerst mit einer stabilen Situation gerechnet werden. Zu denken gibt aber die Euroschwäche. Diese beeinflusst vorrangig vor allem die Herstellerfirmen negativ. Mittelbar ist jedoch die Gesamtheit der Wirtschaft, so auch die Importeure, betroffen. Eine Abschwächung der Konjunkturdaten wird deshalb wohl hingenommen werden müssen.

Wie steht die Schweiz im internationalen Vergleich da?

Die Erfolge unserer Mitglieder halten durchaus dem internationalen Vergleich stand. Dies dürfte nicht zuletzt dem Verzicht auf die Einführung einer Verschrottungsprämie zu verdanken sein. Wir begrüssen, dass die Schweiz mit Konjunkturspritzen zurückhaltend war. Unserer Ansicht nach verpuffen diese oftmals ohne nachhaltige Wirkung zu erzielen oder sind gar schädlich, da sie zu Marktverzerrungen führen und einzelne Sektoren gegenüber anderen benachteiligen können.

Wie ist die Stimmung bei den SAA-Mitgliedern?

Angesichts der ausgezeichneten konjunkturellen Situation seit ca. Mitte 2010 ist die Stimmung selbstverständlich grundsätzlich gut. Etwas Sorge bereitet jedoch die politische Lage. Nach wie vor wird der Individualverkehr gegenüber dem öffentlichen benachteiligt. Sowohl der Autofahrer als auch die Camioneure werden geschröpft und die Mittel teilweise für allgemeine Staatsaufgaben oder für Schienenprojekte verwendet. Roadpricing, Offroader-Initiative bzw. deren Gegenvorschlag und Umweltzonen sind Beispiele für negative Entwicklungen, die es unserer Branche schwer machen.

Welchen Herausforderungen muss sich der Aftermarket 2011 stellen?

Der Aftermarket ist hart umkämpft. Wir befinden uns in einem Verdrängungsmarkt, in dem nicht nur die Konkurrenz innerhalb der SAA-Mitglieder spielt, sondern auch neue Player Fuss fassen möchten. Auch die Fahrzeugherstellerkette sieht hier noch Potenzial und macht unseren Mitgliedern Marktanteile streitig. Die Aufgabe des Verbands muss sein, darauf zu achten, dass hier mit gleich langen Spiessen gekämpft wird. Wir setzen uns deshalb dafür ein, dass die gesetzlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden bzw. dass diese wenn nötig konkretisiert werden, um klare Verhältnisse zu schaffen. Zu denken ist hierbei unter anderem an die Wettbewerbsbekanntmachung der WEKO zum Kraftfahrzeughandel, welche unserer Ansicht nach zum Beispiel im Bereich des Rechts auf Zugang zu technischen Informationen Präzisierungen bedarf.

Was erwarten Sie vom Auto-Salon 2011?

Da der Auto-Salon 2010 mehrheitlich für unsere Mitglieder sehr zufriedenstellend verlaufen ist und die allgemeine Wirtschaftslage seither weiter angezogen hat, haben wir hohe Erwartungen an den Salon 2011. Nachdem der SAA mehrfach die niedrigen Besucherzahlen in den Abendstunden bemängelt hat, begrüssen wir das neue Eintrittssystem, welches vorsieht, dass die Tickets nach 16 Uhr zum halben Preis abgegeben werden.

Ist die Halle 7 ausgebucht? Sind die Aussteller bzw. SAA-Mitglieder zufrieden?

Die Halle 7 ist voll belegt. Selbstverständlich konnten nicht alle Wünsche der Aussteller berücksichtigt werden, doch arbeitet der SAA hart daran, möglichst perfekte Ausstellungsbedingungen zu schaffen. Der Verband ist in allen Salongremien vertreten, so dass wir direkt Einfluss nehmen können.

Mit was für Neuheiten und Trends können die Besucher der Halle 7 rechnen?

Ökologie und Umwelt werden dieses Jahr noch stärker im Vordergrund stehen. So ist insbesondere bei den Reifen und dem Öl mit Neuheiten zu rechnen. Publikumswirksam werden auch die Produkte der Tuningfirmen sein. Trends setzen dürften vor allem Folienbeschichtungen und elektronische Features.

Was für einen Stellenwert hat der Auto-Salon für den Schweizer Aftermarket?

Der Salon ist für den Verband sehr wichtig. Etwa die Hälfte der Mitglieder stellen dort aus. Einige Unternehmungen sind seit Anbeginn praktisch unterbrechungsfrei dabei. Für diese ist der Salon mit Abstand die wichtigste Plattform, um Ihre Kunden zu treffen. Umfragen zeigen, dass die meisten Aussteller sehr zufrieden sind.

2010 kam eine geplante eigene SAA-Fachmesse nicht zu Stande. Gibt es noch Planungen für eine SAA-Messe?

Zunächst muss festgehalten werden, dass die in Diskussion gestandene SAA Ausstellung nicht als Konkurrenz zum Salon gedacht war. Vielmehr wurde versucht, in relativ kleinem Rahmen etwas für die Gesamtheit der SAA-Mitglieder zu machen. Da sich der SAA jedoch aus einem heterogenen Kreis von Mitgliedern zusammensetzt und die Interessen für die Ausgestaltung einer eigenen Messe stark auseinander gingen, musste das Projekt vorerst abgesagt werden. Sollten sich die Vorstellungen unserer Mitglieder zur Konzeptionierung einer eigenen Messe annähern, könnte ein neuer Anlauf genommen werden. Vorläufig konzentriert sich der Verband aber voll auf den Autosalon und auf den Schweizer Nutzfahrzeugsalon transport.ch vom 10. – 13. November 2011 in Bern. Der SAA ist Patronatspartner der transport.ch und mit zwei Delegierten in dessen Komitee vertreten.


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