Servicewüste Schweiz
Posted by: Unknown author
«All die ignoranten, unfreundlichen, unfähigen und eingebildeten Mitarbeiter können nichts dafür.»
Jürg Rothen, Finanz- und Wirtschaftsexperte
Liebe Leser, liebe Autofreunde, liebe Konsumenten der Autobranche und viel mehr noch, liebe Abhängige einer florierenden Autobranche. Ich weiss, der Euro ist schwach und die Zeiten sind schwierig. Ich werde nie verstehen, warum man es sich zusätzlich so schwierig macht:
Vor ziemlich genau einem Jahr, hat sich ein Freund von mir einen nicht ganz billigen Gebrauchtwagen einer deutschen Luxusmarke gegönnt. Und nicht den Kleinsten. Der nette Autoverkäufer von damals war so nett, meinen Freund darauf aufmerksam zu machen, dass er in einem Jahr (ziemlich genau heute) die Garantie um zwei Jahre verlängern könne. Folgerichtig wollte sich mein Freund nun telefonisch bei einer Vertretung der Edelmarke nach der Garantieverlängerung erkundigen. Der Mitarbeiter besagter Vertretung, der an diesem entsprechenden Freitag das Telefon bediente, bestätigte zwar, dass diese 2-jährige Garantieverlängerung möglich sei und dass dies höchstens einen Kaffee lang dauere, aber dass der dafür zuständige Mitarbeiter erst am Montag wieder da sei und ganz bestimmt zurück rufen werde. Eine Woche später, nachdem natürlich kein Rückruf kam, hat sich mein Freund wieder gemeldet. Abgesehen davon, dass der Zuständige meinte, er könne gar nicht zurückrufen, wenn er nichts davon wisse, gebe es nur Garantieverlängerungen für Kunden, die mindestens drei Mal bei dieser Vertretung gewesen wären. Auf die Frage, weshalb den mein Freund seit Jahren ständig Werbematerial dieser Vertretung erhalte, wusste der unfreundliche Herr keine Antwort.
Seis drum, natürlich hat mein Freund eine andere Vertretung angerufen, die war halt etwas weiter weg. Und wie gesagt, das Auto gehört zum Edleren auf unseren Strassen. Nun raten Sie mal? Natürlich war auch diese Vertretung nicht bereit, eine 2-jährige Garantieverlängerung ins Auge zu fassen, allenfalls vielleicht eine 1-jährige (obwohl natürlich jede Schweizer Vertretung dieselben Vorgaben hat). Das Beste kommt noch. Dieser (bitte entschuldigen Sie den Ausdruck) Vollidiot war noch zu blöd, kurz im System nachzuschauen, wen er überhaupt in der Leitung hat, sonst hätte er nämlich gesehen, dass mein Freund bereits drei Neuwagen bei dieser Vertretung gekauft hatte!
Zum zweiten Mal, seis drum. Mein Freund hatte einen Geheimtipp. Er hatte nämlich den Namen und die Empfehlung einer weiteren Vertretung. Die war allerdings noch viel weiter weg. Ich mache es kurz. Ein Telefonat, mehr als freundlich, ausserordentlich nett sogar. Kurz nach dem Telefonat hat mein Freund den Fahrzeugausweis gefaxt. zwei Tage später (!) war die Garantieverlängerung für zwei Jahre im Briefkasten, unterschrieben, mit Einzahlungsschein. Er musste sich nicht einmal ausser Haus begeben. Von dieser Ortschaft, in der sich diese Vertretung deutscher Autobaukunst befindet, hatte mein Freund noch nicht mal gehört. Ohne GPS hätte er sie auch nicht gefunden, hätte er denn dahin fahren müssen.
Nun, Sie liebe Leser, haben es sicher schon lange gerochen. Mein Freund wollte die Garantie nur zur Sicherheit verlängern. Denn in Wirklichkeit plant er wieder einen Neuwagen zu kaufen. Noch etwas grösser, noch etwas teurer. Wo er diesen kauft, muss ich Ihnen nicht erzählen.
Was mir wirklich stinkt an dieser Geschichte ist, dass sie kein Einzelfall ist. Was mir noch mehr stinkt ist, dass sie nicht nur die Autobranche betrifft. Was mir aber am allermeisten stinkt, mich richtig ärgert ist, dass am schlechten Geschäftsgang vieler entweder der schwache Euro schuld ist, oder die Wirtschaftskrise, oder die UBS-Boni, der Irak-Krieg, der Papst und weiss der Teufel wer auch noch.
Aber sicher nicht, ganz sicher nicht, ist die Servicewüste Schweiz schuld. All die ignoranten, unfreundlichen, unfähigen und eingebildeten Mitarbeiter können nichts dafür.
Liebe Leser, auf den Kunden eingehen und aus der Kasse lacht die Sonne!