05.07.2010

Occasionen im Netz

Der Handel mit Gebrauchtwagen hat sich in den letzten zehn Jahren massiv verändert. Wurden die Autos früher über (Regional-)Zeitungsinserate angeboten, steht heute das Internet zur ­Verfügung, um Gebrauchtwagen schweizweit anzubieten.

Occasionen im Netz

«Grundsätzlich möchten wir natürlich die Autos hier in der Um­gebung verkaufen.» Roman Perler, Geschäftsführer der Garage Perler AG.

VON STEFAN GFELLER

Online-Börsen für den Gebrauchtwagenhandel bieten privaten Käufern und Verkäufern eine grosse Übersichtlichkeit, zudem lassen sich die Fahrzeuge sehr einfach im Internet zum Verkauf anbieten. Der Nutzen ist aber auch für Händler und Garagisten enorm. Je nachdem, welchen Stellenwert der Handel mit Occasionsfahrzeugen im Betrieb einnimmt, werden Online-Börsen sporadisch oder aber sehr regelmässig – um Fahrzeuge auszuschreiben und/oder Marktbeobachtungen durchzuführen – genutzt.
Wir haben herumgefragt und wollten von zwei unterschiedlich positionierten Betrieben wissen, welchen Stellenwert die Online-Marktplätze in ihrem Tagesgeschäft einnehmen.

 

Grosser Online-Anteil


Martin Berger, Mitinhaber der Garage Berger &Co., Oeschenbach (freier Garagist ohne Markenvertretung) kann sich den Gebrauchtwagen-Handel ohne Online-Marktplätze gar nicht mehr vorstellen: «Wir sind stark im Gebrauchtwagen-Handel tätig und sind sehr flexibel bei der Beschaffung von gewünschten Occasionen. Im Bereich Online-Handel arbeiten wir ausschliesslich mit AutoScout24 und sind eigentlich mit diesem Anbieter zufrieden. Allerdings haben die Preise in letzter Zeit aufgeschlagen … nun ja, AutoScout24 hat ja inzwischen beinahe schon eine Monopol-Stellung.
Wir haben ständig eine stattliche Anzahl Occasionen ausgeschrieben. Zwischen sechzig und siebzig Prozent unserer Occasionen-Verkäufe laufen über das Internet. Dabei stammen die Kunden aus der ganzen Schweiz. Und wir hatten tatsächlich bereits Kunden, die das Auto direkt ab Internet, ohne es vorher anschauen zu kommen, gekauft haben. Das ist aber sehr selten, und in der Regel will der Käufer das Fahrzeug vor der Kaufzusage noch begutachten. Anfragen aufgrund der Online-Ausschreibung erhalten wir dagegen relativ selten aus der Region.
Die ganzen Möglichkeiten, die das Internet bietet, haben aber nicht nur Vorteile. Zu den Nachteilen gehört sicher, dass sich jedermann im Internet beispielsweise über den Wert seines Eintauschwagens informieren kann. Dass wir nicht Eintauschpreise bezahlen können, die den Verkaufspreisen im Internet entsprechen, sehen viele Kunden nicht unbedingt, und wir müssen unseren zusätzlichen Aufwand wie MFK-Bereitstellung, Mehrwertsteuer, Garantie und so weiter erklären. Zudem unterscheiden wir uns von privaten Verkäufern darin, dass das unser Geschäft ist und wir ja auch noch irgendwie Geld verdienen und Löhne bezahlen müssen.
Wir nutzen AutoScout24 auch intensiv, um den Markt zu beobachten und interessante Occasionen, von denen wir überzeugt sind, sie gut verkaufen zu können, gezielt anzukaufen. Dazu haben wir bei der Online-Börse auch verschiedene Suchaufträge am Laufen, die uns informieren, wenn ein entsprechendes Fahrzeug angeboten wird. Zudem kaufen wir viele Autos von grossen Markenvertretungen, die ich nun schon lange kenne. Da kommt es häufig vor, dass diese eine Fremdmarke eintauschen müssen, sich aber nicht mit dem Verkauf eines solchen Fahrzeugs auseinandersetzen wollen beziehungsweise über zu wenig Erfahrungen mit der entsprechenden Marke verfügen.
Ein Problem haben die Online-Börsen offenbar mit Betrügern, die Phishing betreiben. Wir sind da auch schon reingeraten. Ich erhielt eine E-Mail mit der Warnung, dass jemand aus dem Ausland auf unser Konto bei AutoScout24 zugegriffen habe und ich mich über einen Link dort anmelden müsse, um die Probleme zu beheben. Das habe ich dann auch gemacht, und zu diesem Zeitpunkt müssen wohl die Betrüger meine Zugangsdaten registriert haben. Wir hatten daraufhin viele Telefonanrufe, da unsere Fahrzeuge plötzlich zu traumhaft tiefen Preisen ausgeschrieben waren. Und so haben wir zum Glück rasch gemerkt, dass etwas nicht stimmt, konnten uns direkt mit AutoScout24 in Verbindung setzen und das Problem lösen. Allerdings erhalten wir auch weiterhin so ungefähr alle Monate einmal eine Phishing-Mail.»

 

Stark regional verankert


Roman Perler, Geschäftsführer der Garage Perler AG, Wünnewil (Opel-Markenvertretung), nutzt die Online-Marktplätze nur vereinzelt, um seine Occasionen überregional anzubieten: «Wir benutzen die Online-Börse AutoScout24 und zwar ausschliesslich für Occasionsfahrzeuge, Neuwagen bieten wir nicht über diesen Kanal an. Wir konzentrieren uns auf diesen einen Anbieter und inserieren nicht gleichzeitig in mehreren Börsen. Anfangs arbeiteten wir mit car-
4you zusammen, aber wir hatten dort nicht viele Nachfragen von potenziellen Kunden. Ich muss allerdings auch sagen, dass dies einige Zeit her ist, und sich damals wohl noch nicht sehr viele Leute im Internet nach Gebrauchtwagen umgeschaut haben.
Wir haben mit fünf Fahrzeugen das kleinste bei AutoScout24 erhältliche Abonnement gemacht, und momentan haben wir beispielsweise nur ein Auto ausgeschrieben. Grundsätzlich möchten wir natürlich die Autos hier in der Umgebung verkaufen. Es gibt aber immer wieder Fahrzeuge, die regio-
nal nur schwer abzusetzen sind. Irgend jemand in der Schweiz hat aber ganz sicher Interesse an einem solchen Auto. Für solche Fälle benutzen wir die Online-Börse.
Ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich kein allzu grosser Fan des Online-Handels bin. Wir konnten jedoch im einen oder anderen Fall die Standzeiten senken, weil wir eben ein Fahrzeug überregional verkaufen konnten.
Wichtig ist, dass man Fahrzeuge online nur mit einer Fotografie anbietet. Die Leute wollen einen groben Überblick über den optischen Zustand, bevor sie herumfahren, um das Auto vor Ort anschauen zu kommen. Viele Leute achten sicher auch darauf, wie das Auto auf der Fotografie präsentiert wird, ob es einfach wie ein Ladenhüter irgendwo an einem Zaun steht, oder ob es wirklich attraktiv dargestellt ist.
Wir haben auch Anfragen von anderen Garagen und Händlern. Zudem kommt es durchaus auch vor, dass ich gezielt ein Fahrzeug zum Weiterverkauf von einem Händler in der Online-Börse kaufe. Ich nutze AutoScout24 auch, um mich zu informieren und zu schauen, welche Autos sich wo gut verkaufen lassen. Ich bin aber prinzipiell nicht der grosse Occasionen-Verkäufer, denn ich möchte unseren Kunden einen Wagen in perfektem Zustand verkaufen – so lässt sich dann schwerlich noch Geld verdienen. Selbstverständlich verkaufen wir unsere eingetauschten Autos. Aber wenn unser Occasionen-Park leer ist, dann kaufe ich keine Autos zu, dann bleibt der Platz halt leer.
Weitere Verkaufsmassnahmen wie Inserate in Zeitungen machen wir nicht. Wir können aber beliebige Werbebotschaften mit den Rechnungen versenden. Diese Möglichkeit nutzen wir auch, um unsere Occasionen anzupreisen.»



www.garage-berger.com
www.GaragePerler.ch

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