31.07.2024

Studie: Jede fünfte freie Werkstatt plant ohne Hochvolt-Kunden

Viele freie Werkstätten bereiten sich auf den Wandel im Wartungsgeschäft hin zu E-Fahrzeugen vor. Es gibt aber auch solche, die gar nicht erst auf die Transformation in der Automobilbranche eingehen. Das ist das Ergebnis einer im Auftrag von Meyle durchgeführten Studie mit 274 freien Werkstätten in Deutschland, Österreich und der Schweiz.

Aktuell ist E-Mobilität für die meisten freien Werkstätten noch kein Business-relevantes Thema: Nur drei Prozent machen heute schon mehr als die Hälfte ihres Umsatzes mit Stromern. Das wird sich innerhalb der nächsten zehn Jahre grundlegend ändern: Etwas weniger als jede zweite Werkstatt (39 Prozent) plant in diesem Zeitraum, einen Grossteil des Umsatzes mit Elektroautos zu machen. Das zeigt, die Trendentwicklung hin zu E-Mobilität passiert langfristig und erfolgt nicht so schnell, wie ursprünglich prognostiziert.

 

Fakt ist aber auch: Der Bedarf nach Leistungen für Elektrofahrzeuge ist da. Kunden mit elektrifizierten Antrieben besuchen bereits heute regelmässig freie Werkstätten. 40 Prozent der Befragten geben an, mindestens einmal bis mehrmals wöchentlich Elektroautos auf dem Hof stehen zu haben. Dabei sind Reifenwechsel aktuell noch das häufigste Anliegen (58 Prozent), gefolgt von allgemeinen Reparaturarbeiten (49 Prozent) und Bremsen-Service (38 Prozent).

 

Für die Reparatur von Elektrofahrzeugen braucht es eine stufenweise Qualifizierung, die sich in Allgemeine Arbeiten, Arbeiten im spannungsfreien Zustand und Arbeiten an unter Spannungen stehenden Hochvoltsystemen unterscheidet. Für die aktuelle Nachfrage nach vorwiegend allgemeinen Reparaturen sind die allermeisten Werkstätten gerüstet: 78 Prozent dürfen Stromer begrüssen. Allerdings dürfen davon nur eben ein Drittel diese allgemeinen Arbeiten durchführen, weitere 25 Prozent sind qualifiziert, im spannungsfreien Zustand zu warten. Nur jede fünfte Werkstatt darf ans Hochvoltsystem ran und auch unter Spannung stehende Bauteile tauschen.

 

Mit Blick auf die steigende Bedeutung von Stromern für den Umsatz gibt es in den nächsten Jahren noch hohen Qualifizierungsbedarf. Das Bewusstsein dafür ist bei den befragten Werkstätten vorhanden: Zum Bedarf an Weiterbildungsprogrammen geben 70 Prozent an, dass Schulungen im Bereich der E-Mobilität für die Zukunft am wichtigsten seien.

 

Zu den Einsichten aus der Studie zählt aber auch, dass es viele Werkstätten gibt, die sich auch zukünftig ausschliesslich auf die Wartung von Verbrennern konzentrieren: Knapp jede fünfte Werkstatt (19 Prozent) plant gar keinen Umsatz mit Elektroautos zu machen. Das könnte an den zahlreichen Herausforderungen der Zukunft liegen.

 

Die Digitalisierung ist längst auch im freien Aftermarket angekommen. Die Integration des «Internet of Things» (IoT) in Fahrzeuge und die Nutzung von Echtzeit-Fahrzeugdaten bestimmt bereits heute viele Neueinführungen von OEMs. Für die Zukunft der Freie Werkstätten heisst das: ihr Dienstleistungsangebot muss sich ändern. Mit der höchsten Relevanz (83 Prozent) für das zukünftige Werkstattgeschäft wird die Wartung und Reparatur von Fahrassistenzsystemen bewertet. Drei Viertel der Befragten geben ausserdem an, dass die Optimierung von Software zur Steigerung der Werkstattleistung sowie die Reparatur bzw. Wartung von Fahrzeug-Infotainmentsystemen zukünftig stark nachgefragte Anliegen sein werden.

 

Auch das Thema Nachhaltigkeit sehen freie Werkstätten stärker auf sich zukommen: So vermuten sie, dass die umweltfreundliche Entsorgung beziehungsweise das Recycling von Autobatterien die zweitwichtigste Dienstleistung (77 Prozent) der Werkstatt der Zukunft sein wird.

 

Freie Werkstätten brauchen Unterstützung, um Dienstleistungen auch in der Zukunft anbieten zu können. Dabei setzen sie vor allem auf Ersatzteilehersteller: 64 Prozent der Befragten geben diese als wichtigste Partner an. Dicht gefolgt von Software- und Diagnosetool-Anbietern (58 Prozent) und Grosshändlern (52 Prozent). Von Ersatzteileherstellern wünschen sich dabei insbesondere Zugang zu Diagnosetools- und Reparaturleistungen (65 Prozent), die Bereitstellung von spezifischen Schulungen und Zertifizierungen (65 Prozent) sowie Online-Plattformen für technischen Support (60 Prozent).

 

Neben Schulungen zu Elektro- und Hybridfahrzeugen wünschen sich Werkstätten (70 Prozent), Schulungen zum Umgang mit Künstlicher Intelligenz (60 Prozent) und Fortbildungen zu neuen Service- und Kommunikationstechnologien (58 Prozent).

 

«Genau solche Einblicke brauchen wir, um Herausforderungen und Pain Points der Werkstätten zu kennen, um unser Angebot darauf ausrichten zu können. Die Ergebnisse zeigen, dass freie Werkstätten, Lösungen jenseits der üblichen Teileherstellung benötigen, um zukünftig Schritt halten zu können. Die meisten unabhängigen Player sind viel zu klein, um allein einen Unterschied zu machen. Deshalb wollen wir bei Meyle gemeinsam mit der Branche an Ideen für den freien Aftermarket der Zukunft schrauben. Basis dafür ist unsere Dialogplattform IAM:CONNECT», sagt Michael Grimm, Innovation Manager bei der Meyle AG.

 

Der Independent Aftermarket (IAM) steht vor einem rasanten Wandel. Meyle hat die Initiative IAM:CONNECT ins Leben gerufen, um zu verstehen, was Werkstätten, Kunden & Partner aktuell bewegt und um gemeinsam an Lösungen zu arbeiten. Die Hamburger möchten allen ermöglichen, Teil der Transformation zu werden und diese mitzugestalten. Damit aus IAM-Teilnehmern, Gestalter der Transformation werden. Als Dialogforum ist IAM:CONNECT kein Momentaufnahme, sondern ein Prozess: Vor während und nach der Automechanika, will MEYLE mit allen Beteiligten im Austausch bleiben. (pd/mb)

 

https://automechanika.meyle.com/ 

SUCHEN