05. Juli 2024

75 Jahre Automontage Schinznach

Vor 75 Jahren rollten in Schinznach-Bad (AG) die ersten in der Schweiz montierten Autos vom Montageband. Zwischen 1949 und 1972 wurden bei der AMAG rund 30'000 Fahrzeuge gebaut. Mit einer Sonderausstellung im Verkehrshaus wird diese Epoche nun gefeiert.

75 Jahre Automontage Schinznach

Plymouth Montage 1949: Mit dem Zusammenbau von 66 Plymouth Limousinen begann vor 75 Jahren, 1949, die Automontage in Schinznach-Bad

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Was brachte ein Automobilhandelsunternehmen dazu, Fahrzeuge in der Schweiz zu montieren? Wie häufig bei solchen Entscheidungen war der Fiskus Grund genug. Auf Komplettfahrzeugen aus den USA hatten die Schweizer Zollbehörden beinahe protektionistische Zollgebühren erhoben. Teilelieferungen hingegen waren sehr günstig, denn sie schafften Arbeitsplätze.

 

Am 3. Januar 1945 gründete Walter Haefner die AMAG Automobil und Motoren AG mit Stammsitz am Utoquai in Zürich. Zu Beginn reichte das knappe Platzangebot am Zürichsee. Doch schon kurz danach wurde es zu eng. 1947 bot sich in Schinznach-Bad der Kauf eines Areals einer früheren Zementfabrik mit Fabrikationshallen an. Innert zwei Jahren wurden die Hallen um- und zur Montageanlage ausgebaut und um ein neues Verwaltungsgebäude direkt an der Hauptstrasse erweitert. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 1949 liefen die ersten 66 Plymouth Special Deluxe vom Band.

 

Auch wenn in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit die AMAG in Schinznach-Bad Autos montiert hatte, so ist das juristisch nicht ganz korrekt. Die Montagetätigkeit erfolgte in einer rechtlich eigenständigen Firma, der ASAG Automontage Schinznach AG, die wie die AMAG zur Walter Haefner Holding AG gehörte.

 

Aus der Not wurde im Laufe der Jahre eine Tugend. Was aus Kostengründen in Schinznach begann, entwickelte sich schon sehr schnell zu einem Qualitätslabel. Die Fertigungsqualität der Rohkarossen, die Rostschutzbehandlung oder die zum Teil aus Schweizer Produktion verwendeten Materialien waren deutlich besser. Auch speziell für die Schweiz: «Montage Suisse»-Autos waren besser ausgestattet als ihre amerikanischen Pendants.

 

Die ersten zehn Montage-Jahre können als «Plymouth-Jahre» bezeichnet werden. Bereits im ersten Montage-Jahr rollten 66 Fahrzeuge in Schinznach-Bad vom Band. Bis 1959 wurden über 7100 Fahrzeuge gebaut. Im Vergleich dazu nehmen sich die 42 Chrysler und je rund 250 DeSoto und Dodges bescheiden aus.

 

Anfang der Fünfziger war die Liefertreue aus Detroit sehr schlecht, da war man froh, dass zur Überbrückung und Auslastung auch über 500 Standard Vanguards gebaut werden konnten. Als Ende der Fünfziger die Amerikaner immer grösser wurden, war man in Schinznach-Bad dankbar, dass rund 1000 Einheiten des damals neuen, schnittigen Karmann-Ghia-Coupés in der Schweiz – zur Entlastung der Produktion in Osnabrück – montiert werden konnten. Als Intermezzo kann die kurzfristige Produktion von Studebaker-Fahrzeugen ab 1959 bezeichnet werden. Der Konkurs der US-Gesellschaft verhinderte einen grösseren Erfolg.

 

Die Schweizer fanden die grossen Amis nicht so toll, europäische Alternativen waren kompakter und praktischer, der ebenfalls von der AMAG importierte VW Käfer hatte schon lange zum Siegeszug auf Schweizer Strassen angesetzt. Alternativen waren gefragt. Die Lösung hiess 1960 Chrysler Valiant, ein für damalige US-Verhältnisse kompakte Mittelklasselimousine, angetrieben von Reihen-Sechszylindermotoren. Die AMAG positionierte den «Valiant» sogar als eigenständige Marke. Damit sollte klar gezeigt werden, dass der Valiant kein grosses ’Amischiff’ war. Bis zur Einstellung der Montagetätigkeit in Schinznach-Bad wurden rund 14'000 Valiants gebaut.

 

Gegen Ende der Sechziger Jahre verfiel die amerikanische Autoindustrie wieder dem Gigantismus, diesmal in Sachen Hubraum und Leistung. Aber die Fahrwerke und (Trommel)Bremsen dieser Fahrzeuge wurden den Motorenleistungen und den Kundenerwartungen nicht gerecht. Insbesondere die Schweizer Topographie war nicht gemacht für die amerikanischen ‘Muscle-Cars’. So nahm das Interesse an den Valiants und Dodge Darts laufend ab. Gleichzeitig hatte die AMAG mit der von Volkswagen gekauften Audi NSU Auto Union AG plötzlich mit Audi 90, Audi 100 oder NSU RO 80 ein neues, verbrauchsärmeres Angebot in der Mittel- und gehobenen Mittelklasse.

 

Hatte die Montage in Schinznach mit einem Plymouth begonnen, so lief sie 1972 auch mit einem Plymouth, einem Plymouth Valiant, nach 29'227 Einheiten aus. Der Importvertrag für Fahrzeuge des Chrysler-Konzerns lief noch bis 1980.

 

Am Standort Schinznach wurden die Montageanlagen abgebrochen. In den Montagehallen befinden sich heute – nach mehreren Umbauten – eine grosse Werkstatt mit Spenglerei, Lackiererei und Ersatzteillager sowie Büroräumlichkeiten der AMAG. Schinznach-Bad ist noch immer ein grosser Garagenbetrieb in der Region und für viele Schweizerinnen und Schweizer die «Heimat der AMAG».

 

Am 13. September 2024 wird im Verkehrshaus der Schweiz in der Strassenverkehrshalle eine Sonderausstellung eröffnet, in der ausgewählte Klassiker aus der Montagezeit gezeigt werden. Aus den Anfängen bis zum Ende der Montagezeit werden Modelle zu sehen sein. (pd/mb)

 

www.automontage.ch

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