«Im Dienste der Autobranche zu stehen ist meine grosse Motivation»
Posted by: Unknown author
Thomas Rücker ist seit Anfang Juni neuer Direktor von Auto-Schweiz. Im Antrittsinterview mit AUTO&Wirtschaft spricht er über seine ersten Tage im Amt, warum er der richtige für den Job ist und die grössten Herausforderungen.
Thomas Rücker (48) ist seit dem 1. Juni 2024 Direktor der Vereinigung der Schweizer Automobil-Importeure Auto-Schweiz.
Interview/Bild: Mario Borri
AUTO&Wirtschaft: Sie sind am 1. Juni in Ihre neue Tätigkeit gestartet – wie liefen die ersten Tage?
Thomas Rücker: Erwartungsgemäss war viel los. Zum einen hatte ich eine Art Schnellstart in die neue Aufgabe, weil gerade viele Verbände ihre Mitglieder- oder Generalversammlungen abhalten, dann noch Dringendes vor den Sommerferien zu erledigen ist und letzten Endes auch noch Session in Bundesbern war. Aber es war ein schöner Start, mit einem herzlichen Willkommen, einer tollen Einarbeitung und enorm vielfältigen Aufgaben.
Wie kam es überhaupt dazu, dass Sie Direktor von Auto-Schweiz wurden?
Ich erinnere mich noch sehr gut an den Anruf von Andreas Burgener, der mich direkt nach der Transport-CH-Messe im letzten November kontaktierte. Ich war nicht auf der Suche nach einer Veränderung, weil ich ja gerade einmal 11 Monate vorher bei Designwerk Technologies AG eine spannende Aufbauaufgabe angetreten hatte. Aber unverhofft kommt oft, so sagt man dem ja auch landläufig. Durch die gute Atmosphäre im Erstgespräch, das gemeinsam mit Auto-Schweiz-Präsident Peter Grünenfelder stattfand, ging dann das Selektionsverfahren mit dem Vorstand von Auto-Schweiz weiter. Als ehemaliger Geschäftsführer von Iveco Schweiz war und bin ich kein Unbekannter, somit hatte ich sicher eine Art «Heimvorteil» - wobei Goodwill bei dieser Aufgabe eigentlich nicht zählt, sondern vielmehr die Qualifikation. Ich freue mich, dass sich die Geschäftsleitung und der Vorstand vorbehaltslos für mich entschieden haben. Das macht mich stolz und ich freue mich, diesen Vertrauensbeweis mit meinem Elan und Tatendrang zu bestätigen.
War es nicht schwierig, ein so spannenden Arbeitgeber wie Designwerk nach so kurzer Zeit wieder zu verlassen?
Doch, sehr, besonders weil ich die beiden Gründer von Designwerk schon seit 2011 kenne und wir auch in der Geschäftsleitung einen unheimlich guten und starken Zusammenhalt hatten. Aber meine Kompetenzen für die gesamte Industrie bereit zu stellen, zählte am Schluss dennoch etwas stärker.
Weshalb halten Sie sich für den richtigen Mann für diesen Job?
Ich vereine Fach- und Führungskompetenz aus unserer Branche, trage die Kernwerte der Schweizer in meinem Herzen, verstehe Land und Leute sowie die Mentalität unseres föderalistischen Systems, bin vielfältig engagiert und vernetzt. Hinzu kommt, dass ich ein Macher-Typ bin. Ich bin mir sicher, dass ich damit einen guten Werkzeugkasten mitbringe, um unsere Aufgaben zu meistern.
Können Sie die grossen Fussstapfen Ihres Vorgängers ausfüllen?
Mit dem bereits Geschilderten fehlt es mir nicht an Wissen um die Industrie, die Bedürfnisse von Kunden oder Leistungserbringern. Aber die vielen guten Kontakte von Andreas Burgener werden mir zu Beginn sicherlich fehlen und einiges von mir abverlangen. Aber dazu bin ich bereit und daher glaube ich, dass ich dies meistern werde – aber im Moment ist es noch zu früh, um das zu beurteilen; das wird in ein paar Monaten deutlich klarer sein.
Ihr Vorgänger Andreas Burgener war ein Lobbyist vor dem Herrn – haben Sie auch so gute Kontakte ins Bundeshaus?
Ich bin gut vernetzt – aber es wäre anmassend zu glauben, dass ich ähnlich gute Kontakte ins Bundeshaus oder in die Verwaltung habe, wie dies Andreas Burgener über zwei Dekaden aufbauen konnte. Insofern starte ich mit kleinem Rückstand in dieses Rennen – und wer beharrlich bleibt und viel trainiert, kann diesen Nachteil vermutlich bald wett machen.
Was werden Sie von Andreas Burgener übernehmen, was anders machen?
Ich versuche von Andreas Burgener die Offenheit, den Pragmatismus und die Zugänglichkeit zu übernehmen. Ich hatte in den verschiedenen Jahren unserer Zusammenarbeit, als ich noch bei Iveco war, diese Werte enorm geschätzt. Er verstand es, die Sprache der Bevölkerung zu sprechen, die Tugenden unseres Landes zu vertreten und nach schlauen sowie sinnhaften Lösungen zu suchen. Es wäre schön, wenn dies mir in gleicher oder ähnlicher Form auch gelingt – denn es passt zu uns Schweizern, weil wir besonders sind.
Was sind die wichtigsten Aufgaben, denen Sie sich jetzt stellen müssen?
Nach der Annahme des neuen Stromgesetzes geht es nun darum, einige Prioritäten in den nächsten Monaten und Jahren anzugehen. Da ist zum einen die Volksabstimmung zum Ausbau des Nationalstrassennetzes. Die Verkehrsinfrastruktur ist von zentraler Bedeutung für die Freiheit der Bürgerinnen und Bürger, der Leistungsfähigkeit unserer Wirtschaft und die Standortattraktivität. Wenn wir hohe Verkehrsaufkommen für den gewerblichen Transport nicht auf einem Sekundärnetz haben wollen, brauchen wir leistungsfähige Hauptverkehrsachsen. Das dient auch der Verkehrssicherheit. Des Weiteren müssen wir die Energieversorgung sicherstellen. Es muss uns gelingen, die Zubau-Rate von nachhaltigen Energien schnell und kontinuierlich zu erhöhen. Gleichzeitig braucht es dafür auch eine Speicherfähigkeit der Energie und eine Distributionslösung. Als Land von Mietern betrifft uns das beispielsweise bei der Wallbox zu Hause - oder eben nicht. Haben wir die saubere Energie nicht, dann funktioniert Veränderung nicht. Lassen wir keine dynamische Marktorganisation zu, dann geht es auch nicht. Ohne Anpassung findet keine Veränderung statt – in diesem Bereich der Energieversorgung werden wir das zuallererst spüren. Hinzu kommt das Ziel, Mobilität bezahlbar zu halten. Dass Mobilität einen Preis hat, steht ausser Frage. Der technologische Wechsel zum Klimaziel steht vor der Herausforderung, dass bisherige Technologien kostengünstiger sein können als neue Technologien. Dies weil die Amortisation von Erstinvestitionen noch nicht erfolgt ist. Dies müssen wir sinnvoll auflösen können, damit wir keinen Stillstand zu CO2 neutraler Mobilität erleben. Vergleichen Sie etwa die Fördersituation in Deutschland – das Hin-und-Her führt aktuell zu einem Hype von Diesel-/Benziner-Fahrzeugen – das ist eine krasse Zielverfehlung zum Green Deal. Für mich ist klar, dass sich nur das beste und effizienteste System marktwirtschaftlich durchsetzen wird. Wenn wir das sinnvoll vorantreiben, gelingt uns die Wende schneller. Sie sehen, die Themenkomplexe sind vielfältig, vielschichtig und mit vielen Abhängigkeiten gespickt. Meine Aufgabe verstehe ich so, dass ich genau dieses Netzwerk vollständig erfassen und im Auge behalten muss.
Was sind die nächsten Amtshandlungen?
Ich treffe mich während der nächsten Wochen mit Parlamentarierinnen, der Verwaltung, Partnerverbänden, unseren Mitgliedern und weiteren Akteuren. Dafür gibt es viele Gefässe von und für Auto-Schweiz, oder es handelt sich um bilaterale Treffen. Gleichzeitig gilt es, gemeinsam mit dem Vorstand laufend die Positionen des Verbandes zu neuen Themen festzulegen.