Tag der Schweizer Garagen 2024: Das Auto tickt schneller als die Uhr
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Die Schweiz gehört zu den erfolgreichsten Innovationstreibern in der internationalen Automobilindustrie. Davon zeigte sich, vor einer Rekordkulisse am 18. «Tag der Schweizer Garagen» des Auto Gewerbe Verband Schweiz (AGVS), auch Bundesrat Albert Rösti beeindruckt.
Bundesrat Albert Rösti hob im Kursaal Bern die Bedeutung des Autos als Wohlstandstreiber der Schweiz hervor. «Das Auto hat einen grossen Stellenwert und wird diesen auch behalten», erklärte der Vorsteher des Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation UVEK am «Tag der Schweizer Garagen» 2024. Mit über 900 Teilnehmenden verzeichnete die Fachtagung bei ihrer 18. Austragung einen Rekord.
Energiepolitik, Elektrifizierung und fehlende Infrastruktur sind einige der Stichworte, die die Schweizer Garagistinnen und Garagisten beschäftigen. Die sich ändernden Rahmenbedingungen innerhalb und ausserhalb der Autobranche fordern das Gewerbe, das diesen getreu dem Tagungsmotto «Innovation trifft Garage» entgegentritt. Auch deshalb betonte Thomas Hurter, AGVS-Zentralpräsident: «Wandel ist Fortschritt und Fortschritt entsteht durch Innovation; Innovation ist der Schlüssel zum Erfolg.»
In der Schweiz sei jeder achte Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Auto abhängig. «Das Auto ist wichtiger denn je», so der Schaffhauser Nationalrat. 75 Prozent der Personenkilometer leistete 2022 der motorisierte private Strassenverkehr. «Unsere Branche ist für die Schweiz so wertvoll wie nur wenige andere. Ohne uns geht es nicht vorwärts.»
Die Schweiz zählt auch international zu den wichtigsten Innovatoren, wie Anja Schulze, Professorin für Innovationsmanagement an der Universität Zürich, aufzeigte. 574 Unternehmen, Hersteller und Zulieferer der Schweizer Autoindustrie mit 34'000 Mitarbeitenden erzielen einen Umsatz von 12,3 Milliarden Franken. Dabei erlebt die globale Marktmacht gerade eine deutliche Verschiebung.
Der chinesische Hersteller BYD hat den amerikanischen Elektroautoprimus Tesla im Jahr 2023 bei den Elektroautos überholt. Allerdings fehlt in der Schweiz offenbar noch das Vertrauen in die chinesischen Marken. «Nur rund ein Fünftel zieht den Kauf eines Autos aus China in Betracht», zitierte Helena Wisbert, Direktorin am Center for Automotive Research, eine Umfrage, die in mehreren europäischen Ländern durchgeführt wurde. Etwas höher ist der Zuspruch für die chinesischen Hersteller im restlichen Europa. «Die Leute sehen die Vorteile dieser Autos vor allem im Preis-Leistungs-Verhältnis sowie bei digitalen Funktionen und Infotainmentsystemen», führte Wisbert weiter aus. Für den aktuellen Wandel hatte die Auto-Professorin einen passenden Vergleich: «Das Auto erlebt jetzt gerade auf einmal, was die Uhrenindustrie mit der Quarzuhr und der Smartwatch im Abstand von 40 Jahren durchlief.»
Am «Tag der Schweizer Garagen» wird neben der wissenschaftlichen Perspektive traditionell dem Praxisbezug ein hoher Stellenwert eingeräumt. So diskutierten einerseits Jonathan Herzog, CCO der Sauber Group, Duga Hoti, CEO der Flux Mobility AG, und Henning Schröder, Head Group Technology der Aebi Schmidt Gruppe, wie Unternehmen hierzulande eine fortschrittliche Erfolgskultur etablieren und aktuelle Trends und Technologien zur Weiterentwicklung nutzen. Anderseits reflektierten Mathias Gabler, Managing Director der Amag, Marcel Guerry, CEO von Emil Frey Schweiz, sowie Markus Aegerter, AGVS Geschäftsleitung Bereich Branchenvertretung, wo neue Ertragspotenziale im Aftermarket und im Aftersales liegen.
Gabriel Galliker, CEO der Galliker Gruppe, bot einen spannenden Einblick in die eigene Unternehmensphilosophie. «Schaffen Sie eine eigene und glaubwürdige Unternehmenskultur und machen Sie nicht jeden kurzfristigen Trend mit», lautet der Ratschlag Gallikers. Die zunehmende Elektrifizierung der Fahrzeugflotte verändert auch das Werkstattgeschäft, wie Rupert Hoellbacher, Vorsitzender des Bereichsvorstands Mobility Aftermarket der Robert Bosch GmbH, erklärte: «Die Nutzung von Fahrzeugdaten für die präventive Wartung wird an Bedeutung gewinnen – auch für die Werkstattplanung.» Deshalb ist die Empfehlung des Werkstattprofis, was es für erfolgreiche Garagenbetriebe braucht, klar: «Investition in Schulungen, um mit den neusten Technologien Schritt zu halten, sowie Offenheit und Bereitschaft für Innovationen.»
Die Ausbildungen in den Autoberufen gehören zu den besten und vielseitigsten im Schweizer Bildungswesen. Dies beweisen die zahlreichen Spitzenplätze von Automobil-Mechatronikerinnen und -Mechatroniker im internationalen Vergleich. Und fragte Thomas Hurter eingangs der Tagung, wie mehr Frauen für die Autoberufe zu motivieren seien, sassen mit Sophie Schumacher sowie weiteren Nachwuchstalenten eine Antwort auf der Bühne – wie auch Olivier Maeder, AGVS Geschäftsleitung Bereich Bildung. Die Berner Nutzfahrzeug-Mechatronikerin vertritt die Schweiz in diesem Jahr bei der Premiere der WorldSkills für Nutzfahrzeuge.
Wichtige Inspiration vermitteln jeweils Referenten von ausserhalb der Autobranche. David Bosshart, 22 Jahre lang CEO des renommierten Gottlieb-Duttweiler-Instituts, gab den Garagistinnen und Garagisten neben praktischen Tipps Fragen mit auf den Weg, die sie sich im Alltag stellen müssen, um auch in Zukunft erfolgreich Kundenbeziehungen zu pflegen. Über Motivation und Teamgeist sprach Beni Huggel und präsentierte Beispiele aus seiner beeindrucken Karriere als Profi-Fussballer. Der heutige Experte des Schweizer Fernsehens überzeugte mit Schlagworten wie «inspirieren statt kritisieren», «Authentizität vor Autorität» oder «Wir vor ich». (pd/mb)
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