AGVS-Fachausweisübergabe: Ein Hoch auf die Marshmallow-Widerstehenden
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Ob Automobil-Serviceberatung, Automobil-Verkaufsberatung oder Fahrzeugrestauration: Ambitionierte Personen können in der Welt der Autoberufe dank zahlreicher Weiterbildungen durchstarten. Von den genannten Fachrichtungen profitierten 60 Diplomandinnen und Diplomanden, die auf vielfältige Weise zum erworbenen Fachausweis Glückwünsche von zahlreichen Rednern in der Eventhalle Stufenbau in Ittigen BE erhielten.
Sie sind unter den Automobil-Verkaufsberaterinnen und Verkaufsberatern die Besten des Jahrgangs: Daniel Keller aus Rorschacherberg SG, Manuela Reinle aus Baar ZG und Tobias Affolter aus Langendorf SO. Hier im Bild mit Andri Zisler, Mitglied des AGVS-Zentralvorstandes (links), und Patrick Ganière, Präsident der Qualitätssicherungskommission der Automobil-Verkaufsberater (rechts). Quelle: Andreas von Gunten Fotografie
Das Schweizer Autogewerbe kann auf viele neue Fachkräfte zählen. Sie alle dürfen sich nach erfolgreichem Abschluss zurecht Expertinnen und Experten in ihrem Fachgebiet nennen. Ausgezeichnet wurden die Absolventinnen und Absolventen für ihre Leistungen, die eine steile Karriere begünstigen.
Rund 160 Personen kamen zusammen, um die persönlichen Erfolge zu feiern. Olivier Maeder, AGVS-Geschäftsleitung Bildung, zitierte in seiner Begrüssungsrede aus einer Studie zum Thema Weiterbildung. «Wer sich in der Schweiz weiterbildet, verdient später mehr und wird weniger häufig arbeitslos. Sie haben somit das Richtige gemacht», sagte er.
Einer Ehre gleich, die mehrmals verdankt wurde, kam der Besuch von Andri Zisler, Mitglied des AGVS-Zentralvorstandes. Er erinnerte das Publikum daran, dass sich im Autogewerbe alle für ein Gut einsetzen würden, das höchst systemrelevant sei, aber auch immer wieder unter Kritik stehe. «Das Auto bestimmt unseren Alltag und hat massgeblich zu unserem Wohlstand beigetragen.»
Um die Bedeutung der Leistung der jungen Talente hervorzuheben, berichtete Zisler vom Marshmallow-Experiment, einer Untersuchung, die in den 1960er-Jahren an der Stanford University durchgeführt wurde. Vierjährige Kinder erhielten damals ein Marshmallow vor die Nase gesetzt mit der Info, dass die Süssigkeit ihnen gehört. «Sie konnten es essen oder 15 Minuten warten, um ein zweites Marshmallow zu erhalten.» Resultat: Vier von fünf Kindern hatten es sofort verdrückt, während sich nur eines der Geduldsprobe gestellt hatte. Die Teilnehmenden wurden 30 Jahre später wieder aufgesucht. Fazit: Jene Personen, die als Kleinkind widerstehen konnten, waren in allen Lebenslagen signifikant erfolgreicher unterwegs. «Dass Sie mit Ihrem Abschluss zu dieser Gruppe gehören, erklärt sich von selbst», so Zisler.
Manuela Reinle aus Baar ZG darf sich somit als Marshmallow-Widersteherin sehen, gehört sie doch in ihrer Disziplin als Automobil-Verkaufsberaterin zu den Besten des Jahrgangs. «Es ist nochmals ein anderes Gefühl, das Zeugnis mit der guten Note nun in den Händen zu halten», sagte sie. Es sei eine Ausbildung, die thematisch sehr tief gehe und sie deshalb jedem weiterempfehle. Mit einem Tag Schule sei die Weiterbildung für sie gut machbar gewesen. «Man lernt vieles, auch über die Gesetzgebung und die Versicherungsbranche.» Als ursprünglich gelernte Coiffeuse entschied sie sich für einen beruflichen Quereinstieg in das Autogewerbe. «Ich hatte Glück mit meinem Betrieb und einem Chef, der mir und einer Kollegin einen grossen Teil des erforderlichen technischen Know-hows beigebracht hatte, dafür bin ich sehr dankbar.»
Vertieftes Nischenwissen haben jene Absolventinnen und Absolventen gewonnen, die sich für eine Weiterbildung als Fahrzeugrestauratorin respektive Fahrzeugrestaurator entschieden hatten. Sie finden sich nun in der Oldtimer-Welt zurecht. Die Interessengemeinschaft Fahrzeugrestauratoren Schweiz (IgFS) wurde vor zwölf Jahren gegründet. Drei Jahre später startete die Zusammenarbeit mit dem AGVS, Carrosserie Suisse sowie dem Gönnerverein. IgFS-Präsident Christian Ackermann betonte, dass die Ausbildung in Europa einzigartig sei. Marcel Wyler, in dieser Fachrichtung Präsident der Prüfungskommission, gab einen Rückblick auf die vergangenen sechs Jahre. Es sagte zudem, dass es wichtig sei, die Kompetenz in dieser Nische auszubauen, denn nur so sei der richtige Unterhalt alter Fahrzeuge in der Schweiz in Zukunft sichergestellt.
Ein Herz für Oldtimer hat Dimitri Schütz aus Wiler bei Utzenstorf BE, ebenfalls ein Quereinsteiger. «Ich habe nach einer Alternative gesucht und bin mit dieser Fachrichtung im Autogewerbe fündig geworden. Mir gefallen das Handwerkliche und der Charme alter Fahrzeuge. Es ist spannend, mit Motoren zu arbeiten, auch wenn ich mir vieles nebenbei im Betrieb aneignen musste.» Den Fachausweis nun in den Händen zu halten, sei ein tolles Gefühl: «Vermutlich hänge ich das Diplom in meinem Büro auf.»
Schliesslich trat Peter Linder, Präsident der Prüfungskommission bei den Automobil-Serviceberatenden, ans Rednerpult. Er gab den Jungen mit auf den Weg, nicht jeder Strömung blind zu folgen. Und weiter: «Mit den erworbenen Handlungskompetenzen können Sie flexibel auf Situationen reagieren und Fehlentwicklungen frühzeitig verhindern. Helfen Sie mit, den Wandel in der Branche aktiv zu gestalten. Wir brauchen Sie!» (pd/mb)