12.12.2025

Interview mit Jean-Daniel Goetschi zur «transport.ch» 2025: «Qualität vor Quantität»

Im Interview erklärt Jean-Daniel Goetschi, CEO der Messeveranstalterin Expotrans AG, warum die «transport.ch» trotz weniger Besuchern in diesem Jahr ein voller Erfolg war und welche Verbesserungen 2027 anstehen.

Interview mit Jean-Daniel Goetschi zur «transport.ch» 2025: «Qualität vor Quantität»

Mister «transport.ch» Jean-Daniel Goetschi beim traditionellen Messerundgang mit geladenen Gästen und Medienvertretern am Vorabend der Eröffnung.

Interview: Mario Borri

AUTO&Wirtschaft: Was ging Ihnen als Erstes durch den Kopf, als die «transport.ch» 2025 offiziell geschlossen wurde?

Jean-Daniel Goetschi: Als um 17 Uhr das traditionelle Hupkonzert ertönte, war das ein Moment voller Emotionen. Stolz, Erleichterung, Dankbarkeit – und der Gedanke: Das war wieder ein starkes Stück Messegeschichte. Die Stimmung unter den Ausstellern war grossartig, viele sagten spontan: «Wir sehen uns 2027!» Das ist für uns das schönste Kompliment.

 

Knapp 30’000 Besucherinnen und Besucher, das sind etwas mehr als 13’000 weniger als vor zwei Jahren – sind Sie zufrieden damit?

Absolut. Wir haben bewusst auf Qualität statt Quantität gesetzt – und das Konzept ist voll aufgegangen. Die Hallen waren bestens gefüllt mit Fachbesuchern, Entscheidungsträgern und Branchenprofis. Für die Aussteller ist das entscheidend: Lieber weniger Laufpublikum, dafür mehr relevante Kontakte und Gespräche auf Augenhöhe. 2023 hatten wir am Freitag und Samstag gar Rückmeldungen, dass die Besucherflut für viele Aussteller gar nicht zu bewältigen sei.

 

Was sind die Gründe für den Besucherrückgang?

Zum einen die bewusste strategische Fokussierung auf Fachpublikum – wir haben Marketing und Einladungen klar auf Entscheidungsträger ausgerichtet. So haben wir weder in Tageszeitungen noch mit Plakaten geworben. Zum anderen spüren wir nach den turbulenten Jahren 2021 und 2023 einen gewissen Normalisierungseffekt. 2025 war kein Jahr des Massenandrangs, sondern des gezielten Austauschs – und das entspricht genau unserer Philosophie.

 

Wie waren die Rückmeldungen der Aussteller?

Überwältigend positiv. Viele lobten die Qualität der Gespräche, das hohe Interesse und die ausgezeichnete Organisation. In zahlreichen Feedbacks war von «der besten ‹transport.ch› seit Jahren» die Rede. Auch die Atmosphäre, das Networking und das fachliche Niveau wurden besonders hervorgehoben.

 

Es gab negative Stimmen zu fehlenden Wegweisern zur Festhalle?

Ja, vereinzelt wurden Orientierungshilfen im Aussenbereich bemängelt. Das nehmen wir ernst. Die Besucherführung über das Gelände ist immer ein sensibles Thema – insbesondere bei einer so grossen und nahezu völlig ausgelasteten Ausstellungsfläche. Wir haben aber bereits während der Messe reagiert und zusätzliche Beschilderungen angebracht.

 

Das mit der mangelhaften Beschriftung hatten wir doch schon mal, vor vier Jahren mit der alten Halle 4 – warum erneut?

Es zeigt, dass selbst kleine logistische Details eine grosse Wirkung haben können. Die neuen Geländeteile der Bernexpo und der veränderte Zugang zur Festhalle haben uns vor neue Herausforderungen gestellt. Wir lernen daraus – und werden für 2027 ein überarbeitetes Leitsystem implementieren, das sowohl digital wie analog funktioniert.

 

Was werden Sie in zwei Jahren sicher anders machen?

Wir wollen die Besucherführung weiter verbessern, digitale Tools stärker einbinden und den Community-Gedanken zwischen den Messen weiterentwickeln. «transport.ch» soll nicht nur alle zwei Jahre ein Highlight sein, sondern das ganze Jahr über als Plattform funktionieren – physisch und digital. Das Branchenportal «transport.ch» wird, online und über Social Media, den Zeitraum zwischen den Messen stärker als jemals ausfüllen.

 

Welches waren Ihre persönlichen Highlights der vier Messetage?

Die Begeisterung in den Hallen! Ob bei den Live-Demos im PW-Bereich, beim Mobility-Forum oder an den Abenden beim Networking – man spürte, dass die Branche wieder voller Energie ist. Und natürlich das Hupkonzert zum Schluss: ein Gänsehautmoment, der zeigt, wie sehr diese Messe von der Branche lebt.

 

Welches waren negativen Punkte?

Abgesehen von kleineren logistischen Verbesserungsmöglichkeiten eigentlich keine. Wir haben ein starkes, stabiles Messeerlebnis geboten, trotz herausforderndem wirtschaftlichem Umfeld. Wichtig ist: Kritik hilft uns, weiter besser zu werden – und genau das werden wir tun.

 

Auf was freuen Sie sich nach dem Debriefing am meisten?

Auf den Moment, kurz innezuhalten – und dann den Blick sofort wieder nach vorne zu richten. Nach der Messe ist vor der Messe: Die Planung für 2027, die 14. Ausgabe der «transport.ch», läuft praktisch nahtlos weiter. Nach so einer Messe ist man zwar erschöpft, aber gleichzeitig voller Ideen. Diesen frischen Wind werden wir noch in diesem Jahr zum Neustart nutzen.

 

Hier geht es zur grossen Rückschau auf die Messe!

SUCHEN