30.10.2024

Erstes VW-Werk macht dicht: Aus für Audi in Brüssel

Ende Februar 2025 stoppt die Volkswagen-Tochter Audi die Produktion in seinem Werk in Brüssel. Derzeit wird dort der elektrische SUV Q8 e-tron gebaut, der unter einer geringen Nachfrage leidet.

Die VW-Tochter Audi will die Autoproduktion im Werk Brüssel Ende Februar 2025 einstellen. Das teilte das Unternehmen dem Betriebsrat und den Gewerkschaften gemäss tagesschau.de mit. Entlassungen seien bis Ende dieses Jahres nicht vorgesehen.

 

Schwache Nachfrage und hohe Kosten

Audi erwägt schon länger, das Werk Brüssel zu schliessen und berät mit Betriebsräten und Gewerkschaften seit Monaten darüber. Das ist in Belgien gesetzlich vorgeschrieben, um die Arbeitsplätze zu retten. Diesen Informations- und Konsultationsprozess will die Unternehmensleitung in zwei Wochen abschliessen. Jüngst hatten die Mitarbeiter ihren Unmut über die unklare Zukunft des Werks mit einem ungewöhnlichen Protest zum Ausdruck gebracht und 200 Fahrzeugschlüssel entwendet.

 

Die Fabrik mit 3000 Beschäftigten fertigt nur ein einziges Modell, den Elektro-SUV Q8 e-tron. Dieser war vor allem auf dem chinesischen Markt erfolgreich. Nun ist die Nachfrage aus China eingebrochen und die Verkaufszahlen schrumpfen. Darüber hinaus hat die Brüsseler Fabrik sehr hohe Logistikkosten, weil nur wenige Zulieferer in der Nähe sind. Die Lage zwischen einem Wohngebiet, Bahngleisen und der Autobahn macht darüber hinaus Erweiterungen schwierig.

 

Gespräche mit potenziellem Investor

Weil der Mutterkonzern Volkswagen in der Krise steckt, will er in Brüssel kein neues Modell auflegen. Der Nachfolger des Q8-etron soll voraussichtlich in Mexiko gebaut werden. Denn Audi könnte diesen Bereich Fachleuten zufolge den Chinesen überlassen oder eine Kooperation mit einem chinesischen Autobauer anstreben mit einer aussereuropäischen Produktion. Und sich dafür im E-Bereich auf die Mittelklasse konzentrieren, die aber nicht mehr in Brüssel produziert wird.

 

Mit einem potenziellen Investor für das Werk liefen noch Gespräche, teilte Audi weiter mit. Dabei handelt es sich nach Informationen aus Unternehmenskreisen um einen Nutzfahrzeughersteller. Parallel laufe die Arbeitsgruppe zur Alternativverwendung weiter.

 

Zuvor hatte Audi schon mit mehr als 20 potenziellen Investoren aus der Autobranche gesprochen, ohne Aussicht auf ein tragfähiges Konzept für den Standort und die Beschäftigten. «Zu viele Fragen nach der Zukunft der Audi-Beschäftigten und unserer Subunternehmer bleiben offen», hatte Franky De Schrijver vom Belgischen Allgemeinen Gewerkschaftsbund bereits Anfang September erklärt. «Es gibt keine neuen Projekte und damit auch keine Perspektive mehr für Audi in Brüssel.»

 

Die Geschichte von Audi Brüssel

Das Werk in Brüssel ist 70 Jahre alt. Am 7. April 1949 rollte das erste Fahrzeug vom Band. Von 1970 bis zur Übernahme des Werks durch die Audi AG 2007 gehörte der Standort zur Volkswagen AG und produzierte verschiedene Modelle des Volkswagen Konzerns wie den Käfer, den Passat oder den Golf Rallye. Nach der Übernahme spielte der Standort Brüssel eine wichtige Rolle im Audi Konzern. Mit dem Produktionsstart des Audi A1 im Jahr 2010 wurde eine neue Ära eingeleitet. Der A1 war das erste Modell in der Geschichte des Werks, das ausschliesslich in der europäischen Hauptstadt gefertigt wurde. 2011 erweiterte Audi Brüssel seine Produktion um den A1 Sportback, 2014 kamen die Modelle S1 und S1 Sportback hinzu. Am 1. August 2018 lief in Brüssel der letzte Audi A1 vom Band. Insgesamt wurden seit Mai 2010 fast 910’000 Audi A1 in Belgien gefertigt.

 

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