Automarkt Schweiz: Alternative Antriebe weiter auf Überholspur
Posted by: Mario Borri
Während die Verbreitung alternativer Antriebssysteme unvermindert weiter geht, ist die Lage auf dem Gesamtmarkt immer noch unbefriedigend. Der September 2024 liegt 6,6 Prozent hinter dem Vorjahresmonat zurück.
Auch kumuliert von Januar bis September liegt der Schweizer Automarkt im Minus. 175'730 Neuzulassungen bedeuten einen Verlust von 3,9 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum 2023. Erfreuliches gibt es dagegen von der Front der Alternativantriebe zu berichten. Denn drei von fünf in den ersten neun Monaten des Jahres neuimmatrikulierten Personenwagen wurden nicht oder nicht nur von einem Benzin- oder Dieselmotor angetrieben. Allein im September betrug der Alternativ-Marktanteil mit 65,7 Prozent fast zwei Drittel: Von den 20'155 neuen Personenwagen waren im vergangenen Monat 13'236 zumindest teilweise mit Strom unterwegs.
Hybrid-Motorisierungen sind der neue Standard auf dem Schweizer Automarkt. Dieser sich seit längerem abzeichnende Trend scheint sich nun final zu bestätigen. So sind 41,3 Prozent der seit Jahresbeginn immatrikulierten Neuwagen mit einem Doppelantrieb unterwegs. Mit einem konstanten Gesamtmarktanteil von 8,6 Prozent entfällt davon rund ein Fünftel auf Plug-in-Hybride, die über das Stromnetz aufgeladen werden können. Das Wachstum findet derzeit aber bei den Voll- und Mild-Hybriden statt, die 32,7 Prozent der Neuimmatrikulationen ausmachen (+5,5 %-Punkte zum Vorjahr) und mittlerweile den Benziner mit 30,2 Prozent als wichtigste Motorisierung abgelöst haben. Der Dieselmotor behält seine treue Fangemeinde und wächst leicht auf 9,8 Prozent (+0,3).
Reine Elektroautos kommen mit 32'802 Neuimmatrikulationen (-9,5 % gegenüber Vorjahr) auf 18,7 Prozent Marktanteil – gut ein Prozentpunkt weniger als vor Jahresfrist. «Die Kaufzurückhaltung bei vollelektrischen Antrieben, insbesondere seitens privaten Interessenten, ist vor allem auf die sich verschlechternden politischen Rahmenbedingungen zurückzuführen», kommentiert Auto-Schweiz-Präsident Peter Grünenfelder die Entwicklung. «Das wiederum führt zu Unsicherheit, verzögert den Investitionsentscheid und lässt den Schweizer Personenwagenbestand altern – im Durchschnitt sind unsere Autos heute mehr als zehn Jahre alt. Zur Jahrtausendwende lag dieser noch Wert bei 7,4 Jahren.»
Insbesondere die für Mieterinnen und Mieter oft unlösbare Aufgabe, an eine eigene Ladestation am Abstellplatz ihres Fahrzeugs zu kommen, stellt derzeit eine grosse Hürde beim weiteren Hochlauf der Elektromobilität dar. Als Direktor von Auto-Schweiz hört Thomas Rücker immer wieder von entsprechenden Berichten: «Ein Kunde mit einem echten Kaufinteresse an einem Elektroauto, der dann aber zuhause keine Lademöglichkeit realisieren kann, muss meist auf die Anschaffung verzichten. Denn das Aufladen über Nacht bietet die grössten Kostenvorteile. Ein solcher Nicht-Kauf ist ärgerlich und frustrierend für ihn, für die Umwelt, für den Verkäufer und für den Importeur, der deshalb möglicherweise CO2-Sanktionen berappen muss.»
Das Aufladen eines Fahrzeugs müsse einfacher werden als Tanken, so Thomas Rücker weiter, denn günstiger sei es heute schon oft. «Nur bei öffentlichen Ladevorgängen sind die Preise meist noch nicht konkurrenzfähig, weil der Bau der Ladestation amortisiert werden muss. Aber zunehmende Konkurrenz auf dem Markt des Schnellladens, die derzeit in vielen Regionen der Schweiz entsteht, sollte hier für sinkende Preise sorgen. So kann öffentliches Laden, das dank technischem Fortschritt immer weniger Zeit benötigt, zu einer echten Alternative für die Ladestation daheim werden.» (pd/mb)