06.07.2009

Haben die «Stromer» eine Zukunft?

Wohl selten waren im Automobilgeschäft Visionen so nahe an der Wirklichkeit. Nach Meinung von Experten haben Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb eine berechtigte Zukunft. Zeit also für Garagisten, sich auf neue Geschäfte einstellen zu können.

Haben die «Stromer» eine Zukunft?

Einer der glücklichsten Menschen der Schweiz ist zurzeit Werner Schmid, der das Familienunternehmen Garage Schmid, Reinach, führt. Der Grund: Es wird noch ein knappes Jahr vergehen, dann kann er die rechts gelenkte Version des Mitsubishi i MiEV anbieten. Und der Erfolg scheint bereits in greifbarer Nähe. Werner Schmid: «Zwei Kunden haben den Wagen bereits bestellt. Egal was er kosten wird. Ich glaube, dass jeder Garagist, der mit einem solchen Produkt in den Markt eintreten kann, sich weniger Sorgen um die Zukunft machen muss. Unser Viertürer ist ein echtes Auto und nicht das Ergebnis einer Bastelei.» Dass auch andere Hersteller das Thema Null-Emissionen ganz oben in ihr Pflichtenheft geschrieben haben, zeigen Kooperationen, die selbst Insider bisher nicht für möglich gehalten haben. Mercedes-Benz hat sich das Wissen der Edelflitzer-Marke Tesla gesichert, Volkswagen zieht gemeinsam mit dem chinesischen Hersteller BYD (bedeutet Build Your Dreams) an einem Stecker und General Motors soll die noch verbleibende Beteiligung an Opel vor allem dazu nutzen, den Wissensstand der Rüsselsheimer im Bereich alternative Antriebe für eigene Produkte umsetzen zu können.

 

Garagisten in Wartestellung 

Dass gut gemeinte und zugegeben attraktiv gemachte Werbung kaum Reaktionen auslösen kann, zeigt das Beispiel Mini. Da fährt der kleine Engländer unter der Regie von BMW lautlos durch die City, eine junge Dame nimmt im Film den Wagen zwar zur Kenntnis, aber das war‘s dann auch. Jasmin Köstli, Verkaufsleiterin der Kurt Köstli AG in Kreuzlingen (BMW und Mini): «Wir hatten bisher keinerlei Anfragen nach dem Modell. Wir wurden zwar auf den Spot angesprochen. Wenn es soweit ist, werden wir diese Wagen natürlich auch anbieten. Der elektrische Antrieb ist bei uns noch kein Thema.» Warum auch, hat sich mittlerweile doch herumgesprochen, dass es sich im Gegensatz zur Serie um einen Zweiplätzer handelt. Und über den Preis wird gar nicht erst gesprochen. Der ist maxi und nicht mini. Abwarten will auch Kenny Eichenberger von der Kenny‘s Auto-Center AG, Wettingen (Smart und Mercedes-Benz), der eines Tages den Smart mit Elektroantrieb anbieten will: «Man muss sehen, ob es wirklich genug Käufer für diesen Wagen gibt. Ich denke, dass der Preis bei allen Herstellern eine grosse Rolle spielen wird. Hier wird es schnell zu einer Ernüchterung kommen. Und wenn man bedenkt, wie wenig die neuen Generationen Diesel verbrauchen, dann stellen sich hier grundsätzliche Fragen nach dem Sinn des elektrischen Antriebs. So oder so, wir sind dabei.»

 

Zukunft made in Switzerland

Warum es Hersteller von Elektrofahrzeugen bisher schwer hatten, ihre Ideen marktgerecht und vor allem auch bezahlbar dem Konsumenten näher zu bringen, das erklärte der Schweizer Mobilitäts-Visionär Frank M. Rinderknecht, Inhaber der Firma Rinspeed AG, Zumikon, anlässlich der Fachtagung Elektromobilität in Zürich, an der er seinen Prototypen iChange präsentierte: «Bisher hat es an ganzheitlichem Denken und Handeln gefehlt. Die Bedürfnisse des Marktes wurden nicht berücksichtigt und von gemeinschaftlichen Aktionen konnte schon gar keine Rede sein. Auch an der notwendigen Weitsicht hat es gemangelt und von Emotionen war ebenfalls nichts zu spüren. Mit diesen Sünden haben wir in der Vergangenheit leben müssen.» Doch die Anzeichen dafür, dass es hier sehr schnell zu Änderungen kommen wird, sind unübersehbar. 

 

Elektro-Sportwagen Lampo mit 268 PS 

Dass in der Schweiz die Zukunft schon sehr viel mehr Wirklichkeit ist als in anderen Ländern, zeigt auch Marco Piffaretti, Managing Director der Protoscar SA, Rovio. Auf dem diesjährigen Auto-Salon Genf präsentierte er der verblüfften Öffentlichkeit seinen Sportwagen Lampo, der immerhin 268 PS auf die Strasse bringt und eine Reichweite von über 200 Kilometern hat. Und woher kommt die Power? Marco Piffaretti: «Jede Achse hat einen Elektromotor. Beide Aggregate sind so ausgelegt, dass beim Bremsen und Abwärtsfahren Energie zurückgewonnen wird.» Na bitte, geht doch.  

 

 

www.garageschmid.ch

www.bmw-koestli.ch 

www.kennys.ch

www.rinspeed.com 

www.protoscar.com

www.electrosuisse.ch

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