10.08.2023

Walter Frey zum 80. Geburtstag: Der geniale Gestalter

Was Walter Frey zusammen mit seinem Vater Emil als Lebenswerk geschaffen hat, sucht seinesgleichen im europäischen Automobilhandel. Eine Würdigung. Gastartikel von Prof. Hannes Brachat, AUTOHAUS-Herausgeber.

Walter Frey zum 80. Geburtstag: Der geniale Gestalter

Walter Frey, Verwaltungsratspräsident der Emil Frey Gruppe feierte am 30. Juli 2023 seinen 80. Geburtstag. Quelle: Emil Frey Gruppe

Walter Frey, Verwaltungsratspräsident der Emil Frey Gruppe feierte am 30. Juli 2023 seinen 80. Geburtstag. Was Vater Emil und Sohn Walter von 1924 als Lebenswerk geschaffen haben, stellt sie in der europäischen Automobilhandelsszene in Europa auf Platz eins. Bereits zum 1. Januar 1969 – Walter Frey war 26 Jahre alt – übergab Emil Frey, ein Pionier und Visionär, die Führung des Unternehmens an seinen Junior. Und dennoch arbeitete dieses kongeniale Duo bis ins hohe Alter von Emil Frey Tag für Tag, Tür an Tür am Hauptsitz der Frey Gruppe, auf ausdrücklichen Wunsch von Walter, zusammen. Walter Frey: «Das lief alles Hand in Hand!»

 

Bereits 1953 hatte das Familienunternehmen die Umwandlung in eine AG vorgenommen. Heute arbeiten in der Emil Frey Gruppe rund 25’000 Mitarbeitende. Darunter europaweit 1700 Lehrlinge, in unterschiedlicher Berufsausrichtung. Fachleute sind das Allerwichtigste. Sie sind die Seele in jedem Betrieb. Die Importfunktion wird inzwischen in rund 40 Importbetrieben gestaltet – und es wird gesamthaft mit über rund 60 Fahrzeugmarken (mit rund 20 eigenen Logistikzentren) zusammengearbeitet. Die Retail-Funktion nehmen inzwischen über 600 Autohäuser in der Schweiz, Deutschland, Frankreich, Belgien, Luxemburg, der Niederlande, Polen, Ungarn, Tschechien, Serbien, Slowakei, Slowenien, Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Griechenland und Bulgarien wahr. Der Standort Safenwil gilt als die logistische Herzkammer, Zürich für die Verwaltungsebene der Emil Frey Gruppe, und zeigt, welche automobile Artenvielfalt dort seit 1951 entstanden ist.

 

Welch eine Dimension, über die Walter Frey als Verwaltungsratspräsident sich bis heute in der Verantwortung sieht. Er stellt sich in täglicher Präsenz dieser Aufgabe, auch mit 80 Lenzen.

 

Die Wurzel des Werkes – 1924/1935
1924 legte Emil Frey mit einer Autowerkstatt in Zürich den Grundstein zum Gesamtwerk, gefolgt 1926 von einem ersten Verkaufsgeschäft für Motorräder. Ebenfalls 1926 erhielt er in London die erste Generalvertretung für britische Swallow-Seitenwagen. Aus Swallow wurde 20 Jahre später Jaguar. Am 9. Juni 1970 erhielt Emil Frey von Königin Elisabeth II. die Urkunde für den «Commander of The British Empire», die höchste Auszeichnung, die ein Nicht-Engländer erlangen kann.

 

Für die besonderen Leistungen für die Verbreitung englischer Fahrzeuge in der Schweiz. Diese anglophile Verbundenheit lebt in Walter Frey vielfach fort. Schliesslich studierte er zwei Semester an der renommierten London School of Economics in London (1966). Perfekte französische Sprachkenntnisse erwarb sich der Jubilar über seinen Schweizer Militärdienst, was ihm auf dem politischen Parkett, auch bei den Herstellerwerken, manche Türe öffnete. Vater wie Sohn sind grosse Verehrer von Winston Churchill. Walter gelang es 2012, Churchills Land Rover nach Safenwil zu bringen und im Classic Center wirkungsvoll zu präsentieren. Ab Mitte der 1950er Jahre sank der englische Auto-Stern. In einem schleichenden Prozess demontierte eine Nation eine ihrer Schlüsselindustrien. Daraus resultierten Anpassungszwänge, die Emil und Walter nach Japan führen sollte.

 

Das Credo der Emil Frey-Gruppe
Im Februar 1935 schrieb Emil Frey, Mechaniker, an seine geehrte Kundschaft: «Ich führe als Fachmann für meine Kundschaft das Beste, Vorteilhafteste, Preiswürdigste was wir bieten können. Moderne, perfekt ausgestattete Werkstätten, hochqualifizierte Fachkräfte, zuverlässig, sachverständig, kundenorientiert, mit Schweizer Qualität und hochwertigen Importmarken.» Diesen Brief des Vaters als Credo der gesamten Gruppe, als bis heute geltende inoffizielle Verfassung zu erkennen und aufzubauen, zeigt, wie der Jubilar hochkomplexe Phänomene wie Kundencentricity auf ihre substanziellen Werte mit einfachen Worten aktuell auszudrücken versteht. Welch eine Gnade!

 

Toyota- und China-Import
Die Grundüberlegung für die Importfunktion für Automobile lag für die Emil Frey Gruppe darin, den Herstellern den Zugang zu insbesondere schwierigen Märkten zu erleichtern. 1966 schloss Emil Frey den Importvertrag mit Toyota ab. «1972 haben wir dann das neue Toyota-Zentrum in Safenwil eingeweiht, und Eiji Toyoda, Toyota-Präsident und Nachkomme der Gründerfamilie, gab uns mit seiner Familie die Ehre seiner Anwesenheit», erzählt Walter Frey. «Wir waren die ersten, die japanische Autos in grosser Anzahl in der Schweiz einführten.»

 

2017 kam es durch die Übernahme von 275 Betrieben aus dem Portfolio der Porsche Holding Salzburg (PHS) zur bislang grössten Investition der Emil Frey Gruppe. Es handelte sich dabei um Standorte in Frankreich, in den Niederlanden, in Belgien und in Polen. Es waren vor allem Fabrikate ausserhalb des VW-Portfolios. Die Emil Frey Gruppe hat generell in den vergangenen zehn Jahre auch in Deutschland weitere Standorte besetzt, u.a. 2015 die Mercedes-Benz-Niederlassung Kassel-Göttingen, 2016 den Pkw-Teil der Niederlassung Mainfranken (Würzburg), ab Herbst 2022 den Ferrari-Betrieb in München und ab 2023 Porsche-Standorte in Norddeutschland. Welche Aktivitas, welche Komplexität, welche Integrationsarbeit – nicht nur der IT-Systeme – steht dahinter? Das ist Treasury-Management der Sonderklasse.

 

Im Schlussquartal 2022 übernahm  die Emil Frey Gruppe den Import und Vertrieb der Great Wall-Tochter Ora und den exklusiven Agenturvertrieb für die Great Wall-Marke Wey für Deutschland. Walter Frey: «Vom Produkt her sind die Chinesen stark. In Sachen E-Fahrzeuge sind sie sehr weit fortgeschritten, produzieren die Batterien selbst. Inzwischen ist China mit jährlich 25 Millionen Fahrzeugen zum grössten Automarkt der Welt geworden.»

 

Budgetsitzungen
Die Emil Frey Gruppe ist kein zentral geführter Konzern, sondern vielmehr ein in mehreren Ländern tätiger Aktivverbund von lokal sehr selbstständig agierenden Unternehmen, meist mittlerer Grösse. Die Verantwortung liegt bei den lokalen Führungskräften und ihren Teams. Der Grundsatz: «Local management, for local markets and local finance!» Sechs bis acht Wochen im Jahr ist Walter Frey damit beschäftigt, sich einmal pro Jahr mit den Verantwortlichen der einzelnen Betriebe über ihr Wirken bis hin zur neuen Budgetplanung zu besprechen. Er sieht das als wichtiges Führungsinstrument an, um den Menschen persönlich zu begegnen. Walter Frey: «Bei der Übernahme eines neuen Betriebes reisse ich nicht die bestehenden Wurzeln aus. Ich versuche diese Wurzeln neu zu beleben, damit wieder ein starker Baum entsteht. Ich kann als Gruppe nur den Körper bieten. Die Mitarbeiter sind die Seele des Betriebes.»

 

Halbjährlich treffen sich die sogenannten «Merliger», das ist die internationale Führungscrew, in Safenwil zum «Rapport» der Geschäftsleitung. Walter Frey spricht dazu jeweils das Schlusswort.

 

Emil Frey Gruppe und Deutschland
Die eigentliche sichtbare deutsche Marktpräsenz setzte Walter Frey 1999 mit der Übernahme der Stuttgarter «Schwabengarage» – der weltgrösste Ford-Händler, seit 1923 Aktiengesellschaft und damit die älteste AG im deutschen Automobilhandel. Inzwischen ist die Emil Frey Gruppe deutschlandweit mit 4800 Mitarbeitern und 24 Marken an 90 Standorten aktiv. Besondere Beachtung findet das «Digitale Autohaus», das 2020 als damals 81. Standort eröffnet wurde. Über «Emil Frey E-Mobility» informiert das Unternehmen über das gesamte Wissens-Spektrum der E-Mobilität.

 

In Deutschland übt die Emil Frey Gruppe die Importfunktion für Subaru, Mitsubishi sowie die chinesischen Marken Ora und Wey (Agenturvertrieb) aus. Die Logistikfunktion mit überfabrikatlicher Teilefunktion wird über EFA, «Emil Frey Autoteilewelt», bundesweit in grosser Dimension mit bis zu dreimaliger Belieferung pro Arbeitstag gestaltet.

 

Zukunftsperspektiven gestalten
Walter Frey: «Ich habe jeden Tag Freude daran, ein Teil der Geschichte zu sein, die mein Vater begonnen hat. Wenn es der Firma gut geht, geht es mir auch gut. Ich bin bis heute mit vollem Herzen dabei. Mein Vater hat mich da eingeführt, diese Passion auf meine Mitarbeitenden zu übertragen. Mit frohem Herzen! Ich bin vom Produkt Auto überzeugt und ich werde auf jeden Fall weiter mit grosser Überzeugung in die Mobilität investieren.»

 

Dem Gentleman Walter Frey zu seinem Ehrentag die besten Wünsche. Mit grösstem Respekt schauen wir auf dieses einmalige, gigantische wie geniale Lebenswerk, auf einen Menschen, der unendlich viele Entscheidungen getroffen hat, dabei grosse Zeichen wie neue Massstäbe markant gesetzt hat und für das Autogewerbe bis heute grossartige Geschichte geschrieben hat und weiterhin schreiben wird. Der Grundtenor des Jubilars: «Ich bin und bleibe Optimist!»

 

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