Elf Weltpremieren präsentierte Mercedes am Autosalon. AUTO&WIRTSCHAFT sprach mit Mercedes-Benz Schweiz CEO Marc Langenbrinck über Highlights, Automessen, Verkaufszahlen und Zukunftspläne.
AUTO&WIRTSCHAFT: Welche Bedeutung hat der Genfer Auto-Salon für Mercedes-Benz?
Marc Langenbrinck: Es ist die erste wichtige Automesse des Jahres. Genf ist perfekt, denn der Salon ist kompakt, bietet aber dennoch Raum für alle. Ausserdem herrscht eine familiäre Atmosphäre, wie bei keiner anderen Messe. Man kennt sich seit Jahren, kennt die Gegebenheiten und das Umfeld, jeder hat sich seine Ecke geschaffen, wie daheim im Wohnzimmer. Klar, wir wollen neue Autos zeigen und Business machen, aber in unserem Geschäft ist der menschliche Kontakt sehr wichtig. Genf bietet das absolut ideale Umfeld dafür.
Mercedes plant also nicht, sich aus Genf zurückzuziehen…
… Mir ist eine solche Diskussion nicht gegenwärtig. Aber es ginge ja bei dieser Frage nicht nur um Genf, sondern um Autoshows im Allgemeinen. Die Erfahrung hat gezeigt, dass Alternativformate wie zum Beispiel temporäre Ausstellungen in Innenstädten oder rein virtuelle Auftritte nicht die gleiche Reichweite haben, das erkennt man rasch, wenn man die vielen, vielen Besucher hier jeden Tag sieht! Insofern haben Automessen starkes Potential – aber Form und Inhalt werden sich weiterentwickeln müssen. Wir sind heute regelmässig an grossen Technologiemessen präsent. Weshalb sollten Tech Unternehmen nicht auch eine Automesse bereichern? Schliesslich wird sich die Mobilitätswelt aufgrund der Megatrends noch stark erweitern. Es wird damit aber zu einem verstärkten Wettkampf unter den Messestandorten kommen. Ich kann mir durchaus vorstellen, dass von den heutigen 10 bis 12 A-Messen es langfristig nur noch fünf oder sechs geben wird. Da sollte Genf meiner Meinung aber dazugehören. Genf ist für Mercedes 10 Tage lang der schönste Showroom der Schweiz.
Welches Highlight steht dann 2018 im schönsten Showroom der Schweiz?
Da gibt es mehrere, jedoch eine zentrale Aussage: Mercedes ist momentan in der Lage, jedem Stern-Interessierten eine ideale Lösung zu bieten. Die Bandbreite des Angebots ist im Premiumsegment einzigartig. Ob vom quirligen Elektro-Smart bis zur imposanten G-Klasse, ob vom modernen Diesel über den Biturbo-Benziner bis hin zu hocheffizienten Diesel- und Benzin-Hybriden sowie Vollelektroaggregaten; ob mit oder ohne Allradantrieb und ob Kleinwagen, Kombi, Sportler, Van oder SUV bleiben bei smart, Mercedes-Benz und AMG wenig Wünsche offen. Wenn ich jetzt doch ein Highlight herauspicken soll, gehört da sicher das AMG GT Viertürercoupé dazu, ein Supersportwagen für die Familie mit bis zu 639 PS. Oder die G-Klasse, die Referenz beim Geländewagen und die sich optisch seit 40 Jahren kaum verändert hat aber in der neusten Generation viel mehr Platz und den Fahrkomfort einer E-Klasse bietet.
Sie erwähnten den Diesel – wie steht Mercedes dazu?
Der Diesel ist immer noch die effizienteste Art zu Auto fahren, mit Ausnahme des reinen Elektroantriebs. Wir bekennen uns klar zum Diesel und glauben auch weiterhin an diese Technologie. Ich finde es falsch, generell auf den Diesel einzudreschen. Unsere neusten Dieselmotoren mit Mehrwege-Abgasrückführung, Partikelfilter und SCR-Katalysator gehören zu den verbrauchs- und emissionsärmsten Antrieben, die momentan verfügbar sind.
Wie sind Sie mit dem Geschäftsverlauf im letzten Jahr zufrieden?
Sehr! Wie könnte es auch anders sein, haben wir doch 2017 den absoluten Verkaufsrekord erzielt. Wir sind die Nummer 1 bei den Premiummarken und haben mit 8,6 Prozent einen der weltweiten höchsten Mercedes-Benz Marktanteile. Der Verkaufserfolg ist ein tolles Lob für die Marke, für unsere Händler und für uns alle. Mal schauen, ob wir das 2018 nochmals toppen können.
Wie ist man denn ins 2018 gestartet?
Wir sind ordentlich gestartet. Aber mit den zweistelligen Wachstumsraten wird es nicht ewig weitergehen. Klar, wir sind privilegiert in einem Markt zu sein, in dem die Kunden es geniessen, sich etwas zu leisten. Ich darf aber sagen, dass wir mit der Marke sehr gute Arbeit geleistet haben. Wir haben es geschafft, Mercedes auch für Jüngere begehrenswert zu machen. Vor zehn Jahren war Mercedes die klassische Marke, die „mein Vater immer gefahren hat“. Heute streiten sich die Söhne mit ihren Vätern um den Schlüssel. So gibt es doppelt so viele potenzielle Mercedes-Kunden, das freut uns.
Mercedes hat im Februar mehr Autos als VW neu immatrikuliert. Hat Mercedes das Zeug VW als Schweizer Nummer 1 abzulösen?
(Schmunzelt) An den olympischen Spielen gab es doch diese Snowboardfahrerin, die überraschend den Super-G gewonnen hat. Wenn man in einer anderen Disziplin eine Goldmedaille gewinnt, ist das eine super Sache. Im Februar haben wir als Premiummarke VW geschlagen, toll, es gab eine schöne Feier. Doch das war eine Ausnahme. Wir möchten und können als Spezialist nicht ständig im Gesamtmarkt gewinnen. Denn weder vom Produkt- noch vom Preisportfolio her wäre das ein Anspruch, der in irgendeiner Form realistisch wäre. Wir konzentrieren uns darauf, die Goldmedaille bei den Premiumherstellern zu verteidigen.
Wie sieht es mit alternativen Antrieben aus – wie schreitet die Elektrifizierung der Flotte voran?
Nach drei Generationen Smart electric drive präsentieren wir hier in Genf den Smart EQ fortwo und forfour mit dem 22 kW-Lader. Unsere B-Klasse ist seit 2014 vollelektrisch unterwegs. 2019 wird der GLC EQ kommen und bis 2025 zehn weitere vollelektrische Modelle. Doch wir müssen beachten, dass wir uns bei der Diskussion um die Elektromobilität nicht nur auf die Produkte konzentrieren, sondern auch auf die Infrastruktur und das Umfeld. Denn wenn der Kunde die generelle Möglichkeit ein Elektrofahrzeug einzusetzen nicht sieht, könnte er sich enttäuscht von der E-Mobilität abwenden, dass darf auf keinen Fall passieren. Aber hier in der Schweiz stehen die Chancen extrem gut, um beim Thema Elektromobilität schnell weiter zu kommen. Die Schweizer Kundschaft ist für technologische Novitäten sehr zugänglich und das ökologische Bewusstsein ist auf einem sehr hohen Niveau.
Auf was freuen Sie sich in Zukunft am meisten?
Auf die spannende Herausforderung, mit einem gesunden und sehr energiegeladenen Händlernetz in einem relativ reifen Markt mit einem hohen Marktanteil die anstehende Transformation der Autoindustrie zu begleiten.
Machen Sie bitte ein Beispiel…
Wir möchten Mercedes unter anderem als Referenz beim Kundenerlebnis etablieren. Ich finde, dass jemand, der für ein Fahrzeug im Schnitt 65'000 bis 68'000 Franken ausgibt, eine Bedienung und einen Service verdient, der nichts zu wünschen übriglässt. Das ist zwar ein extrem hoher Anspruch, das ist unheimlich schwierig jeden Tag und in jedem Betrieb, aber wir wollen die Herausforderung annehmen.
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